1. Sehnsucht nach dem ewigen Leben
Ich lebe, doch nicht mehr in mir,
Ein heilig Sehnen lebt in mir,
So daß ich sterb’, weil ich nicht sterbe.
1. Seitdem ich aus Liebe sterbe,
Leb’ nicht ich,
Er lebt in mir,
Der für sich mich auserwählte.
Als ich ihm mein Herze weihte,
Hat er dies dort eingeschrieben:
Stirb dir selbst, und du wirst leben!
2. Diese Gotteshaft hienieden
Durch die Lieb’, in der ich lebe,
Übergibt mir Gott gefangen,
Während sie mein Herz befreiet.
Schmerzlich ist es mir, zu sehen
Gott in meinen engen Banden,
Denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe.
3. O wie währt dies Leben lange,
Und wie hart drückt dieses Elend!
Diese Kerker, diese Ketten,
Drin die Seele mein gefangen!
Mit so herben Schmerzen quälet
Schon die Hoffnung auf Errettung,
Denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe.
4. Ach, wie ist dies Leben herbe,
Wenn man Gott noch nicht genießet!
Ist auch süß der Liebe Wonne,
Doch die lange Sehnsucht nimmer.
Nimm von mir, Gott, diese Lasten,
Die wie Blei so schwer mich drücken!
Denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe.
5. Nur die Hoffnung auf das Sterben
Hält mich immer noch am Leben;
Denn sie gibt mir das Vertrauen,
Daß der Tod mir Leben bringet.
Tod, aus dem das Leben blühet,
Auf dich hoff’ ich, säum’ mitnichten;
Denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe.
6. Stark sind meiner Liebe Bande,
Leben, sei mir nimmer lästig!
Dich gewinnt, wer dich verlieret,
Nichts sonst führet hin zum Ziele.
Komm, o süßer Tod, o komme!
Komm, o sanftes, leichtes Sterben!
Denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe.
7. Nur das Leben höhenwärts
Kann man wahres Leben nennen.
Nimmer freut man sich hienieden,
Ehe dieses Leben stirbt.
Dann erst leb’ ich, wenn ich sterbe;
Denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe.
8. Leben! Nichts kann sonst ich geben
Meinem Gott, der in mir lebt.
Ja, ich will dich gern verlieren,
Um an dir mich zu erfreu’n.
Sterbend möcht ich dich umfangen;
So ersehn’ ich dich, Geliebter;
Denn ich sterb’, weil ich nicht sterbe.