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Werke Syrische Dichter Ausgewählte Gedichte des Jakob v. Batnä in Sarug Ausgewählte Gedichte des Jakob v. Batnä in Sarug (BKV)
8. Lobgedicht auf die hl. Märtyrer Gurias und Schamonas.

4.

Da sie also, obgleich schweigend, gesiegt hatten, brachte man sie in den Kerker und schloß sie daselbst ein, indem man drohte, man werde schließlich doch noch über sie triumphieren. Aber den Märtyrern erschien die finstere Grube ihres Gefängnisses dem unendlichen Lichte ähnlich, [270] und aus Liebe zum Sohne Gottes fühlten sie sich glücklich ohne Brot, Wasser und Licht. Der Richter befahl in schmachvoller Ungerechtigkeit, daß man sie mit dem Kopfe nach unten an den Füßen aufhängen sollte. Schamonas wurde so kopfunter aufgehängt und betete in seiner Qual ein reines und heiliges Gebet. Im Gerichtshofe hing er da am Holze wie eine süße Frucht, deren Wohlgeschmack und lieblicher Duft die Himmelsbewohner in Staunen versetzte. Sein Leib war gequält, aber sein Glaube gesund; sein Körper war gefesselt, aber das Gebet, welches er in seiner Angelegenheit an Gott richtete, konnte sich ungehindert aufschwingen. [280] Denn das Gebet kann durch nichts gehemmt werden; weder Schwert noch Feuer vermag es zu stören. Der Leib war verrenkt, aber das Gebet war kräftig und fand seinen Weg geradeaus zum Himmel unter die Engelscharen. Je mehr Leiden auf den auserwählten Märtyrer eindrangen, um so mehr Lobpreisungen hörte man von seinen Lippen. Die Märtyrer sehnten sich von Herzen nach dem scharfgeschliffenen Schwerte und verlangten nach ihm wie nach einem überaus kostbaren Schatze. Ein neues Ding hat der Sohn Gottes in der Welt bewirkt, daß nämlich der schreckliche Tod von vielen geliebt wird. [290] Man hat nie gehört, daß Menschen dem Schwerte entgegeneilten, außer denen, welche Jesus durch seine Kreuzigung in seinen Dienst gezogen hat. Von jeher weiß jeder, daß der Tod bitter ist; nur den Märtyrern erschien er nicht bitter, da sie getötet wurden. Sie spotteten des scharfen Schwertes, als sie es erblickten, und freuten sich darüber, weil es ihnen zu ihren Kronen verhelfen sollte. S. 385 Ihren Leib gaben sie den Schlägen preis, als ob sie ihn haßten, und entzogen ihn nicht den Qualen, obgleich sie ihn in Wahrheit liebten. Des Schwertes harrten sie, und das Schwert ward gezückt und krönte sie; weil sie es erwartet hatten, kam es ihnen ihrem Wunsche gemäß entgegen. [300] Der Sohn Gottes hat durch seine Kreuzigung den Tod getötet; weil er selbst hat getötet werden wollen, so bereitet der Tod den Märtyrern keine Trauer mehr. Mit einer zerquetschten Schlange spielt man ohne Furcht; einen toten Löwen kann selbst ein Feigling herumzerren. Die große Schlange hat unser Herr durch seine Kreuzigung zermalmt; den furchtbaren Löwen hat der Sohn Gottes durch sein Leiden getötet. Den Tod hat er gefesselt, zu Boden gestreckt und niedergetreten am Tore des Hades; wer da will, kann sich nun in seine Nähe wagen und ihn versöhnen, weil er getötet ist. Die Greise Schamonas und Gurias spotteten des Todes als eines vom Sohne Gottes getöteten Löwen. [310] Wer kann wohl die große Schlange, welche den Adam unter den Bäumen tötete, greifen, ohne das Blut des Gekreuzigten getrunken zu haben? Der Sohn Gottes hat durch seine Kreuzigung den Drachen zertreten, so daß nun Kinder und Greise die zermalmte Schlange verspotten können. Jener Löwe ist durch die Lanze der Seite des Gottessohnes durchbohrt, so daß jeder nach Belieben ihn mit Füßen treten, verspotten und verhöhnen kann. Der Sohn Gottes ist die Ursache alles Heiles, und jeder Mund ist verpflichtet, ihn zu preisen. Er hat sich mit seiner Braut verlobt durch das Blut, welches aus seinen Wunden floß, und von seinen Brautführern verlangt er als Festgeschenk das ihrem Nacken entströmende Blut. [320] Der Herr des Festes hing entblößt am Kreuze, und wer unter die Festgäste aufgenommen werden will, muß sein Blut hingeben. Schamonas und Gurias gaben für ihn ihre Leiber den Leiden, Qualen und mannigfaltigen Martern preis. Sie schauten auf ihn, wie er von den Gottlosen verhöhnt wurde, und erduldeten so ihre eigene Mißhandlung ohne Murren.

Durch euere Hinrichtung, o ihr Seligen, ist Edessa bereichert worden; denn ihr habt es durch euere Leiden S. 386 und Siegeskronen verherrlicht. Ihr seid Edessas Zierde, ihr seid seine Mauer, ihr seid sein Salz, sein Reichtum und Schatz, sein Ruhm und sein ganzer Hort! [330] Ihr seid die getreuen Verwalter des Glaubens, die ihr durch euere Leiden die Braut mit Glanz bekleidet habt. Die Tochter der Parther1, welche sich der Kreuzigung verlobt hat, ist auf euch stolz, weil sie durch euere Lehre erleuchtet worden ist. Ihr seid zu ihren Schutzpatronen geworden, ihr Schriftgelehrten, die ihr durch euer Schweigen den gesamten Irrtum besiegt habt, obgleich er seine Lästerstimme laut erhob.

Gottlose waren jene beiden Greise aus dem Hebräervolk, die falschen Zeugen, welche in ihrem rasenden Frevel den Naboth töteten2. Um wieviel vorzüglicher ist nicht Edessa mit seinen beiden glanzvollen Greisen, welche Zeugen für den Sohn Gottes waren und wie Naboth starben! [340] Dort wie hier waren es zwei Greise, und diese wie jene werden Zeugen genannt. Laßt uns nun sehen, welche Zeugen Gott wohlgefällig waren, und welche Stadt durch ihre Greise und Geehrten liebenswert erscheint! Dort sind die Zeugen jene Frevler, welche den Naboth töteten, und hier sind Schamonas und Gurias ebenfalls Zeugen. Laßt uns nun sehen, welche Zeugen und welche Greise sich offen und ohne Scheu vor Gott zeigen dürfen! Jene Zeugen der Buhlerin werden „Söhne der Nichtswürdigkeit“ genannt; seht, da ist schon ihre ganze Schande in ihrer Bezeichnung ausgedrückt. [350] Aber die Greise, die Zeugen Edessas, sind fromm und gerecht; sie gleichen dem Naboth, welcher selbst um der Gerechtigkeit willen ermordet wurde. Nicht gleichen sie jenen beiden gottlosen Lügnern, wie auch Edessa dem kreuzigenden Sion nicht gleicht. Jene Greise waren gleich ihrem Volke lügnerisch und frech, indem sie unschuldiges Blut frevelhaft vergossen. Aber durch die hiesigen Zeugen wurde die Wahrheit geredet. Gelobt sei der, welcher uns den kostbaren Schatz ihrer Siegeskronen geschenkt hat!

S. 387


  1. Edessa. ↩

  2. 3 Kön. 21, 9 ff. ↩

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Übersetzungen dieses Werks
Ausgewählte Gedichte des Jakob v. Batnä in Sarug (BKV)
Kommentare zu diesem Werk
Einleitung über Leben und Schriften Jakobs von Sarug

Inhaltsangabe

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