Kapitel 4.
S. 289 Nützliche Geschichten und Erzählungen von den heiligen Männern und Mönchen, die Nacheinander im Heiligen Kloster Bêt 'abê lebten. Verfasst vom heiligen Mar Thomas, Bischof von Marga. Über den seligen Rabban Mâr Abraham, Abt auf dem Berge Izalâ.
Wie Gott früher den seligen Abraham aus Ur der Chaldäer ausgesondert und im Glauben zum Vater für die Menge der Völker gesetzt hatte, so machte er diesen heiligen Wandel des Mönchtums im ganzen Orient aufsprießen und wachsen durch einen dem Namen, der Heimat und den Werken nach des Abraham würdigen Geistesmann, den er zum Vater des Standes(τάγμα) der jungfräulichen Nasiräer bestellte. Von ihm berichten die früheren, besonders Abba Johannan, der Biograph des Rabban bar 'Idtâ1 und Rabban Rustam aus dem Kloster Bêt Kôkê in seiner Geschichte des Rabban Mâr Abraham, Abtes des Klosters des Rabban Zekâ Ischô' aus dem Kloster Bêt' Abê. Sie sagen, daß er in die Wüste von Schiet ging2, dort das Asketenkleid nahm und kam und auf Gottes Befehl auf dem Berg Izalâ in der Nähe der Stadt Nisibis in einer verborgenen Höhle S. 290 wohnte. Rasch wurde er unter den Leuten berühmt, da er zum allgemeinen Nutzen vieler gesetzt war durch das ewige Vorherwissen dessen, der ihn vorhergewählt, damit durch ihn die heiligen Väter, die Gründer berühmter Klöster in Persien, Assyrien und Babylonien unterwiesen würden. Und als die Kunde seiner Großtaten gleich dem Duft erlesenen Weihrauchs überallhin flog, sammelten sich bei ihm viele Asketen. Er brachte diese unsere spezielle Tracht (σχῆμα) an die Öffentlichkeit und befahl, daß der Kopf der zu diesem heiligen Wandel Unterwiesenen wie eine Krone geschoren werde. Denn bis zu den Tagen seiner Ankunft unterschieden sich die wahren Christen durch die Tracht nicht von der Tonsurtracht der Severianer3 .... Nach vielen Jahren, da das Asketentum und Nasiräertum durch ihn und seine geistigen Söhne groß geworden war und viele Väter bei Lebzeiten des Heiligen ausgezogen und gleich ihm heilige Klöster gebaut hatten4, wurde er in Ehren zu seinen Vätern versammelt und wanderte zu dem unvergänglichen Leben.
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Er begann seine Klosterlaufbahn noch unter Abraham. Eine metrische Vita desselben von einem Priester Abraham verfaßt gab W. Budge heraus in: History of Rabban Hôrmîzd the Persian and Rabban Bar 'Idtâ (Luzac Sem. texts, IX, S. 113 ff. syr. Text; X, S. 163ff. engl. Übers.). Ich zitiere unter Vita bar 'Idtâ. ↩
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Geboren wahrscheinlich 491/2 zu Kasohkar, studierte er zu Nisibis, war Missionär in Hira, bereiste dann wie viele seiner Landsleute die sketische Wüste, den Sinai und wohl auch Palästina. Er starb im Alter von 85 Jahren am 8. Januar, Dienstag nach Epiphanie 586. ↩
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Die Jakobiten, von den Nestorianern nach einem ihrer berühmtesten Führer, dem Patriarchen Severus von Antiochieo (512-519, gestorben in der Verbannung in Ägypten am 8. Febr. 538) häufig Severianer genannt, pflegten den ganzen Kopf zu scheren, weshalb sie spottweise oft „Geschorene1' genannt werden; — Nach der Chronik von Seerd (P. O. VII, S. 133 ff.) schrieb A. die Tonsur (sufâr) vor, änderte das Gewand und die Schuhe seiner Mönche, um sie von den Häretikern zu unterscheiden. ↩
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Ischô'denâh nennt Nr. 14 23 Schüler desselben sowie ihre Gründungen. ↩