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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory of Nyssa (335-394) Ausgewählte Reden (BKV)
Lob- und Trauerreden
Trauerrede auf den großen Meletius, Bischof von Antiochia.

1.

Vermehrt hat uns die Zahl der Apostel der neue Apostel, der aufgenommen worden ist unter die Zahl der Apostel. Denn die Heiligen nahmen zu sich Den auf, der ihnen im Leben ähnlich war, die Streiter den Streiter, die Gekrönten den Gekrönten, die Reinen im Herzen den mit reiner Seele, die Diener des Wortes den Verkünder des Wortes. Glücklich zu preisen ist unser Vater wegen seiner Gemeinschaft mit den Aposteln und seiner Auflösung zu Christus,1 bedauernswerth aber sind wir. Denn unsere frühzeitige Verwaisung gestattet uns nicht, das Glück des Vaters selig zu preisen. Für ihn war es besser, durch die Auflösung bei Christus zu sein, für uns aber ist es betrübend, von dem väterlichen Oberhirten geschieden zu sein. Denn sieh, es ist Zeit zur Berathung, und der Rathgeber schweigt. Der Krieg hat uns umstrickt, der Krieg mit der Häresie, und es fehlt der Feldherr. Krank liegt der gemeinsame Leib der Kirche darnieder, und wir finden keinen Arzt. Sehet, in welcher Lage wir uns befinden! Ich wünschte, wenn es irgendwie möglich wäre, meine Ohnmacht zu stärken, zur Höhe des Unglücks mich zu erheben und in Worte auszubrechen, wie sie für den Trauerfall angemessen sind, wie diese trefflichen Männer gethan haben, die mit erhabener Stimme den Tod des Vaters betrauerten. Doch wie wird es mir ergehen? Wie werde ich meine Zunge dazu bringen, der Rede dienstbar zu sein, da sie vom Unglück S. 559 wie mit einer schweren Fessel gefesselt ist? Wie werde ich meinen Mund öffnen, den die Sprachlosigkeit geschlossen hält? Wie werde ich meine Stimme vernehmen lassen, die, wie es zu geschehen pflegt, durch Schmerz und Thränen erstickt wird? Wie werde ich mit den Augen der Seele emporblicken, da ich in das Dunkel des Unglücks gehüllt bin? Wer wird mir diese dichte und dunkle Wolke der Trauer zertheilen und mir aus heiterem Himmel wieder den leuchtenden Strahl des Friedens zeigen? Und von woher soll der Strahl wieder aufleuchten, da die Lichtquelle untergegangen ist? O unglückliche Nacht, die einen Aufgang des Lichtes nicht zu hoffen hat! Welchen Gegensatz bilden an dieser Stätte unsere gegenwärtigen und früheren Reden! Damals jubelten wir wie bei einer Hochzeitsfeier, jetzt seufzen wir jammervoll in unserm Schmerze. Damals sangen wir einen Hochzeitgesang, jetzt singen wir einen Grabesgesang. Denn ihr erinnert euch wohl noch, wie wir euch ein geistiges Hochzeitmahl bereiteten, indem wir die Jungfrau dem schönen Bräutigam zuführten und nach unserem Vermögen die Hochzeitsgeschenke der Rede beisteuerten, wechselweise Freude spendend und genießend. Jetzt aber hat sich unsere Freude in Thränen verwandelt, und das Gewand der Freude ist zum Trauerkleide geworden.


  1. Phil. 1, 23. ↩

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