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Works Gregory of Nyssa (335-394) Ausgewählte Reden (BKV)
Festreden
Rede auf den Tag der Himmelfahrt Christi.

1.

Als welch’ ein süßer Begleiter des menschlichen Lebens der Prophet David auf allen Lebenswegen erfunden, S. 381 und wie passend mischt er sich in alle geistigen Lebensalter, indem er mit jeder fortschreitenden Stufe in Verbindung tritt! Er spielt mit Denen, welche bei Gott Kinder sind, er kämpft mit den Männern. Er unterweist die Jugend, stützt das Alter, wird Allen Alles, eine Waffe den Soldaten, ein Lehrer den Wettkämpfern, eine Ringschule für Die, welche die Ringkunst üben, ein Kranz für die Sieger, eine Erheiterung bei Gastmählern, ein Trost bei Trauerfällen. Es gibt Nichts in unserm Leben, was dieser Gnade nicht theilhaftig wäre. Was gibt es für eine Kraft des Gebetes, zu der David nicht behilflich ist? Was gibt es für eine Festfreude, die der Prophet nicht verherrlichte. Das können wir ja auch heute wahrnehmen. Denn ist das Fest schon an und für sich groß, so ist es durch den Propheten größer geworden, da er eine dem Gegenstand entsprechende Freude aus dem Psalm hinzugefügt hat Denn in dem einen Psalme fordert er dich auf, ein Schaf zu sein, das von Gott geweidet wird, und welchem es an keinem Gute fehlt, welchem Gras zur Weide, Wasser zur Erfrischung, Nahrung, Zelt, Pfad, Wegweiser und Alles der gute Hirt wird,1 der seine Gnade nach jedem Bedürfniß entsprechend einrichtet und durch Dieß alles die Kirche unterweist, daß du zuerst ein Schaf des guten Hirten sein mußt, das durch den guten Unterricht zu den guten Weiden und Quellen der Lehren sich führen läßt, so daß du mit ihm durch die Taufe in den Tod begraben wirst und einen solchen Tod nicht fürchtest. Denn das ist nicht ein Tod, sondern ein Schatten und ein Bild des Todes. „Denn,“ sagt er, „wenn ich im Schatten des Todes wandeln werde, werde ich kein hereinbrechendes Übel fürchten, weil du bei mir bist.“2 Hierauf tröstet er mit dem Stabe des Geistes, ― denn der Tröster ist der Geist, ― und setzt den geheimnißvollen Tisch vor, der dem Tische der Dämonen gegenüber in Bereitschaft gesetzt ist. Sie nämlich waren S. 382 es, welche durch den Götzendienst das Leben der Menschen bedrängten, denen gegenüber der Tisch des Geistes steht. Hierauf salbt er das Haupt mit dem Öle des Geistes, und indem er Wein hinzufügt, der das Herz erfreut, flößt er der Seele jene nüchterne Trunkenheit ein,3 indem er die Gedanken vom Zeitlichen auf das Ewige richtet. Denn wer eine solche Trunkenheit verkostet, vertauscht mit dem Vergänglichen das Unendliche und dehnt in die Länge der Tage seinen Aufenthalt im Hause Gottes aus.4

Nachdem er uns in dem einen der Psalme solche Gunst erzeigt hat, richtet er unsere Seele zu einer größeren und vollkommeneren Freude im folgenden Psalme auf. Und wenn es genehm ist, so wollen wir auch hievon den Sinn kurz erklären. „Des Herrn ist die Erde und ihre Fülle.“5 Was befremdet es dich also, o Mensch, wenn unser Gott auf Erden gesehen wurde und mit den Menschen verkehrte? Denn seine Schöpfung und sein Werk ist die Erde. Es ist daher nichts Ausserordentliches und Ungeziemendes, daß der Herr in sein Eigenthum kam. Denn nicht in einer fremden Welt erscheint er, sondern in der, welche er selbst schuf, da er auf den Meeren die Erde gründete und sie so einrichtete, daß die Flüsse darin bequem durchströmen können.6 Wozu ist er nun erschienen? Damit er dich dem Abgrunde der Sünde entreisse und auf den Berg führe, indem er sich zur Hinauffahrt des tugendhaften Lebens als eines königlichen Wagens bedient. Denn man kann nicht auf jenen Berg gelangen, wenn man nicht in Begleitung der Tugenden den Weg macht mit straflosen Händen und von keiner schmutzigen Handlung befleckt, dagegen rein im Herzen, seine Seele keiner Thorheit zuwendend, noch gegen seinen Nächsten irgend eine List ersinnend.7 Der Lohn einer solchen Besteigung ist der Segen. Diesem Menschen gewährt der Herr die aufbewahrte S. 383 Barmherzigkeit.8 Das ist das Geschlecht Derer, die ihn suchen, die durch die Tugend sich emporschwingen, und die das Angesicht Jakobs suchen.9 Der folgende Theil des Psalmes ist vielleicht erhabener als die evangelische Lehre selbst. Denn das Evangelium erzählt den Aufenthalt und das Verweilen des Herrn auf Erden. Dieser erhabene Prophet aber erhebt sich über sich selbst, und indem er sich unter die himmlischen Mächte mischt, um von der Last des Leibes nicht beschwert zu werden, erklärt er uns ihre Worte, da sie den Herrn im feierlichen Zuge begleitend die Aufforderung ergehen lassen, es sollen den irdischen Engeln, denen das menschliche Leben anvertraut ist, die Pforten geöffnet werden, indem sie sagen: „Oeffnet euere Thore, ihr Herrscher, thuet euch auf, ihr ewigen Thore, und es wird der König der Herrlichkeit einziehen.“10 Und da Der, welcher, mag er sich wo immer befinden, das All in sich umschließt, sich zum Maß Derer bequemt, die ihn aufnehmen, — denn er wird nicht nur zum Menschen unter den Menschen, sondern läßt sich in ganz folgerichtiger Weise, wenn er unter den Engeln erscheint, zur Natur der Engel herab, — so wenden sich die Thorwächter an Den, welcher die Aufforderung ergehen läßt: „Wer ist dieser König der Herrlichkeit?“11 Deßhalb weisen sie ihn hin auf den Gewaltigen und Mächtigen im Kriege, welcher mit Dem, der die menschliche Natur gefangen hielt, in Kampf gerathen, und Den, der die Macht des Todes hatte, vernichten sollte, damit, wenn der ärgste Feind verschwunden wäre, die Menschheit zu Freiheit und Friede zurückgeführt würde. Wiederum wiederholt er die gleichen Worte.12 Denn vollbracht ist bereits das Geheimniß des Todes und der Sieg über die Feinde erfochten und das Zeichen des Sieges über sie, das Kreuz, errichtet. Und wieder erhob er sich, indem er die Gefangenschaft gefangen nahm,13 er, der das Leben und die S. 384 Herrschaft, diese guten Gaben, den Menschen mittheilte, und müssen sich ihm wieder öffnen die oberen Thore. Die Begleitung übernehmen unsere Wächter und fordern auf, ihm die oberen Thore zu öffnen, damit er wieder in ihnen verherrlicht werde. Aber es wird Der nicht erkannt, welcher das schmutzige Kleid unseres Lebens angelegt hat und dessen Kleider roth sind aus der Kelter der menschlichen Leiden.14 Deßhalb ergeht diese Frage an die Begleiter: Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Hierauf antworteten diese nicht mehr: „Der Gewaltige und mächtige im Kriege,“ sondern: „Der Herr der Heerschaaren“ der die Macht der Welt in sich vereinigt, der das Weltall in sich zusammengefaßt, der Erste unter Allen, der Alles zum Zustand der ersten Schöpfung zurückgeführt hat, er ist der König der Herrlichkeit.

Ihr sehet, wie David uns ein süßeres Fest bereitet hat, indem er mit der Festfreude der Kirche seine eigene Anmuth verknüpft. Wollen also auch wir den Propheten in Dem nachahmen, worin eine Nachahmung möglich ist, in der Liebe zu Gott, in der Sanftmuth des Lebens, in der Langmuth gegen Die, welche uns hassen, damit die Lehre des Propheten uns zu einem Leben in Gott führe in Christus Jesus, unserm Herrn, dem die Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.IX. Rede auf seine Wahl.


  1. Ps. 22, 1―3 [hebr. Ps. 23, 1―3]. ↩

  2. Ebd. [Ps. 22] V. 4 [hebr. Ps. 23, 4]. ↩

  3. Ps. 22, 5 [hebr. Ps. 23, 5]. ↩

  4. Ebd. [Ps. 22] V. 7 [(?) Septuag. u. Vulgata 6 Verse zu Ps. 22] [hebr. Ps. 23, 6]. ↩

  5. Ebd. [Ps.] 23, 1 [hebr. Ps. 24, 1]. ↩

  6. Ebd. [Ps. 23] V. 2 [hebr. Ps. 24, 2]. ↩

  7. Ebd. [Ps. 23] V. 4 [hebr. Ps. 24, 4]. ↩

  8. Ps. 23, 5 [hebr. Ps. 24, 5]. ↩

  9. Ebd. [Ps. 23] V. 6 [hebr. Ps. 24, 6]. ↩

  10. Ebd. [Ps. 23] V. 7 [hebr. Ps. 24, 7]. ↩

  11. Ebd. [Ps. 23] V. 8 [hebr. Ps. 24, 8]. ↩

  12. Ebd. [Ps. 23] V. 9 [hebr. Ps. 24, 9]. ↩

  13. Ebd. [Ps.] 67, 19 [hebr. Ps. 68, 19]; Ephes. 4, 8. ↩

  14. Is. 63, 2. ↩

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