5.
In denselben Tagen wurde der Priester Joseph von dem Dorfe Bêt Kâtôbâ1 ergriffen, ebenfalls ein herrlicher Greis von siebzig Jahren, voll Eifer für die Religion und in seinem Priestertum und Wandel ausgezeichnet und eifrig. Ebenso wurde ergriffen der Diakon Aitillâhâ aus dem Gebiete von Bêt Nûhadrâ, ebenfalls ein Greis von sechzig Jahren, scharf im Wort und widerlegend in der Rede, leidenschaftlichen Sinnes, von freundlichem Äussern, glühend von Gottesliebe und mächtig aus ganzer Seele Christus liebend. Man brachte sie gefesselt nach Arbel und stellte sie vor den nämlichen Môpêt Adôrkorkschîr. Dieser sprach: „Ihr eines bösen Todes Schuldige; warum betrügt ihr einfache, unschuldige Leute durch die Zauberei eurer Lehre?" Der selige Joseph sprach: „Wir sind keine Zauberer, sondern wir lehren die Menschen die Wahrheit, damit sie sich von der Religion toter Bilder bekehren und leben"2. Der Môpêt sprach: „Welche Religion ist die wahre, Unvernünftiger, diejenige, welche der König der Erde, die Vornehmen und Reichen festhalten, oder die S. 120 eurige, die von armen und geringen Leuten?" Joseph sprach: „Gott hat kein Wohlgefallen am Hochmut, der Größe und dem Reichtum dieser Welt. Deshalb sind wir hier gering und arm, um der Ehre der anderen Welt, welche diese auflöst, würdig zu sein." Der Môpêt sprach: „Weil ihr nicht arbeitet und euch nicht müht, in Müßiggang von Haus zu Haus (ziehend), seid ihr stolz und rühmt euch der Armut." Joseph sprach: „Wenn du uns schmähst und müßig nennst, so frag und sieh: wenn es uns gefiele, den Ertrag unserer Hände zu besitzen, so wäre er größer als der deine, den du dir durch Raub und Habgier sammelst. Denn wir geben ihn den Armen; ihr raubt ihn denselben." Der Môpêt sprach: „Sehr begehrt ist der Reichtum und jedermann liebt ihn. Wer soll dir glauben, wenn du sagst: wir hassen ihn?" Joseph sprach: „Weil wir sehen, daß er ein vergänglicher Wanderer ist und bei niemand bleibt, lieben wir ihn nicht. Denn auch bei dir, der du ihn liebst, bleibt er nicht. Der Reichtum entflieht dem Reichen, der Ruhm dem Ruhmsüchtigen, und in der Unterwelt bleibt jedem Staub und Zertretung." Der Môpêt sprach: „Laß die vielen überflüssigen (Worte) und sag mir das eine Notwendige: Betest du die Sonne, den Gott, an und willst du den dir bereiteten Peinen entrinnen oder nicht?" Joseph sprach: „Darüber täusche dich nicht, Gottloser, daß ich die Sonne anbete, von der ich viele gelehrt, daß sie nicht Gott, sondern ein Geschöpf ist."