15.
Am anderen Tage kam der herrliche Simon nach Karkâ de Lêdân in Bêt Hûzâjê. Als er hörte, wie S. 23 Gûhaschtâzâd sich hatte fangen lassen, wurde er über ihn sehr traurig und betrübt. Als Gûhaschtâzâd hörte, daß der Katholikos nach Karkâ gekommen sei, erhob er sich sofort und kam an die Türe des Hauses, wo dieser abgestiegen war. Man ging und teilte Simon mit: „Sieh, Gûhaschtâzâd ist an der Türe und will zu dir kommen.„ Simon sprach: „Schliesset die Türe und lasset den nicht zu mir kommen, der Christus, meinen Herrn, verleugnet, den Gott der Wahrheit, das wahre Wesen verlassen und den Schöpfer mit dem Geschöpfe vertauscht hat, den König, dessen Reich in Ewigkeit ist, mit dem König, dessen Tage wie Gras sind, den Herrn der Engel mit einem Mann aus Fleisch, den, der in seinem ewigen Wesen lebt, mit einem sterblichen Menschen, den Leidensunfähigen und Unveränderlichen mit einem leidensfähigen, veränderlichen und vergänglichen König.“ Da ließ ihm Gûhaschtâzâd sagen: „Befiehl, Herr, daß man mich zu dir eintreten lasse; ich will deiner Väterlichkeit mitteilen, wie dieses große Übel geschah.„ Das wurde Simon berichtet, aber er ließ ihn nicht eintreten. Da ließ ihm Gûhaschtâzâd wiederum melden: „Laß mir diese Sünde diesmal nach; ich werde sie nicht mehr tun.“ Simon ließ ihm melden: „Es ist keine Sünde, daß ich dich reinige, noch ein Vergehen, daß ich dir nachlasse. Einen Frevel hast du begangen, nicht eine Sünde. Deinen Gott hast du verleugnet. Wer soll dir (das) nachlassen? Von Christus, deinem Lebendigmacher, hast du dich abgewendet. Welcher sterbliche Mensch kann deine Sterblichkeit (wieder) beleben? Wo ist dein Glaube, in dem dein schöner Wandel verlief? Vor dem Worte Folter fürchtetest du und verlorst in einer Stunde dein Leben. Böse Vergeltung verdienst du, weil du bei dem Anblick vergänglicher Herrlichkeit erschrakst und den Heiligen und Herrlichen, das verborgene Wesen, den König aller Welten nicht fürchtetest, den ob der Gewalt seiner Herrlichkeit die Seraphim nicht anzusehen wagen. Jetzt kann deine Sterblichkeit nicht leben außer wenn du aufstehst an dem Orte, wo du fielst, wenn du eintrittst durch die Türe, durch die du hinausgingst, und an dem Orte deiner Niederlage dich auszeichnest. Ich muß über dich weinen und kla S. 24 gen und Weheruf geziemt mir heute. Wehe mir über dein Zerbrechen, Kind meines Volkes, über deine Niederlage, o Held, über deine Schande, Ehrwürdiger, über dein Unglück, du Tüchtiger, über dein Verderben, du Herrlicher, über den Tod deiner Seele, über die in dir verlorene Perle1. Geh und komm nicht wieder zu mir, außer wenn du deine Perle gefunden hast. Sie hat keinen Preis (τιμή) außer daß der Mensch sein Leben für sie in den zeitlichen Tod gebe; denn sie ist im Blute Jesu, meines Herrn, erkauft.„
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