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1. Bald nämlich wirkte der Heilige Geist deutlich erkennbar Handlungen, welche Vorbild der Zukunft waren; bald sprach er in Worten über die Ereignisse der Zukunft, und zwar so, als würden die Ereignisse bereits geschehen oder auch geschehen sein. Diese Methode müssen die Leser kennen, um, wie es notwendig ist, den Worten der Propheten folgen zu können. Ich möchte, um Beispiele zu geben, einige Prophetenworte anführen; ihr sollt dann aus dem Gesagten die Folgerung ziehen. 2. Wenn der Heilige Geist durch Isaias1 erklärt ‚Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt und wie ein Lamm vor dem Scherer’, dann spricht er, gerade als ob die Passion sich schon vollzogen hätte. Und wenn er wiederum sagt2 ‚Meine Hände habe ich ausgestreckt gegen ein ungehorsames und widerspenstiges Volk’ und fragt3 ‚Herr, wer glaubte unserer Predigt?’ dann sind die Worte so gesprochen, als würden sie eine bereits vollendete Tatsache verkünden. Daß der Geist Christi wiederholt S. 185 bildlich einen Stein und in seiner figürlichen Redeweise Jakob und Israel nennt; habe ich dargetan4
3. Ferner wenn ich die Worte5 : ‚Ich werde sehen die Himmel, die Werke deiner Hände’, nicht auf die Werke des Logos Gottes beziehe, dann werde ich sie töricht auffassen gleich euren Lehrern, welche glauben, der Vater des Weltalls, der unerzeugte Gott, habe Hände, Füße, Finger und eine Seele wie ein Lebewesen, das zusammengesetzt ist, und welche deshalb auch lehren, der Vater selbst sei dem Abraham und Jakob erschienen.
4. Selig also sind wir, die wir mit steinernen Messern die zweite Beschneidung erhalten haben. Die erste Beschneidung nämlich, welche ihr habt, geschah und geschieht mit Eisen; denn ihr bleibt hartherzig. Unsere Beschneidung dagegen, welche die zweite ist und nach der eurigen kommt, beschneidet uns von Götzendienst und jedem Unrecht überhaupt mit spitzigen Steinen, das ist mit den Lehren, welche die Apostel des Ecksteines6, der nicht von Händen behauen ist7, verkünden. Unsere Herzen sind so gründlich von der Sünde beschnitten, daß es uns sogar eine Freude ist, in den Tod zu gehen um des Namens des herrlichen Felsen willen, welcher lebendiges Wasser in die Herzen derer sprudeln läßt, die durch ihn den Vater des Weltalls lieben, und welcher diejenigen tränkt, die Wasser des Lebens trinken wollen.8. 5. Doch ihr erfaßt diese meine Worte nicht. Denn nicht habt ihr das Werk Christi erfaßt, das die Propheten verkündet haben, und nicht glaubt ihr uns, wenn wir auch euch führen zu dem, was geschrieben ist. Jeremias ruft ja: ‚Wehe euch, denn ihr habt die lebendige Quelle verlassen und habt euch geborstene Brunnen gegraben, welche das Wasser S. 186 nicht aufzuhalten vermögen!’9. ‚Ist denn nicht da Wüste, wo der Berg Sion steht?’10. ‚Denn Jerusalem habe ich den Scheidebrief gegeben vor euch’11.
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53, 7. ↩
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Is. 65, 2. ↩
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Ebd. 53, 1. ↩
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Vgl. 34, 2; 70, 1; 76, 1; 86, 2 f. ; 90, 5. - 34, 6; 36, 2. 4; 75; 100, 4. ↩
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Ps. 8, 4. ↩
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Vgl. Is. 28, 16; Eph. 2, 20; 1 Petr. 2, 6. ↩
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Vgl. Dan. 2, 34. ↩
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Vgl. Joh. 4, 14. ↩
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Jer. 2, 13. ↩
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Is. 16, 1. Auch Barnabas 11,2.3 sind Jer. 2,13 und Is. 16,1 verbunden; letztere Stelle ist jedoch in anderem Sinne verwendet. ↩
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Jer. 3, 8. ↩