119.
1. Ich aber versetzte: „Ihr Männer! Glaubet ihr, daß wir je die erwähnten Lehren in der Schrift hätten erkennen können, wenn nicht der Wille dessen, der sie offenbaren wollte, die Gnade des Verständnisses gegeben hätte?
Es sollte sich auch erfüllen das Wort, das zur Zeit des Moses gesprochen wurde1 : 2. ‚Erzürnt haben sie mich durch ihre ausländischen Bräuche, erbittert haben sie mich durch ihre Greuel. Geopfert haben sie den Dämonen, welche sie nicht kennen, und welche neu, vor nicht langer Zeit, kamen und ihren Vätern unbekannt waren. Denn Gott, der dich ins Dasein gerufen hat, hast du verlassen; vergessen hast du des Gottes, der dich ernährt. Der Herr sah es, wurde eifersüchtig und zornig im Grimm über seine Söhne und Töchter und sprach: Ich werde abwenden mein Gesicht von ihnen und werde ihnen zeigen ihr Los am Ende der Tage; denn ein verkehrtes Geschlecht ist es, und treulose Söhne sind sie. Sie machten mich eifersüchtig auf den, der nicht Gott ist, und erzürnten mich wegen ihrer Götzen. Ich meinerseits werde sie eifersüchtig machen auf ein Nicht-Volk; wider ein unverständiges Volk werde ich sie zum Zorne reizen. Denn Feuer flammt aus meinem Zorne, und brennen wird es bis in den Hades. Verschlingen wird es die Erde und ihre Erzeugnisse, verbrennen die Grundfesten der Berge. Unheil werde ich bringen über sie.’
3. Nachdem jener Gerechte (=Jesus)2 getötet war, ist in uns ein neues Volk erblüht, zu neuen prächtigen Ähren sind wir herangewachsen, wie es die S. 194 Propheten gesagt hatten3 : ‚Viele Nationen werden zum Herrn an jenem Tage als sein Volk fliehen und werden mitten im ganzen Lande ihr Zelt aufschlagen.’ Doch nicht nur sein Volk sind wir, wir sind sein heiliges Volk, wie wir bereits gezeigt haben4. ‚Man wird es ein heiliges Volk nennen, erlöst vom Herrn’5. 4. Wir sind also kein verachtenswertes Volk, noch ein Barbarenvolk, noch eine Nation wie die Karer oder Phryger. Nein gerade uns hat Gott erwählt. Er wurde denen offenbar; die nicht nach ihm fragten: ‚Siehe, ich bin Gott - spricht er - dem Volke, das meinen Namen nicht an gerufen hat!’6. Denn wir sind jenes Volk, das Gott dereinst dem Abraham versprochen hatte. Da er ihm verkündete, er werde ihn zum Vater vieler Völker machen7, meinte er nicht die Araber oder Ägypter oder Idumäer, obwohl ja auch Ismael Vater eines großen Volkes war, ebenso Esau8. Auch sind ja die Ammoniten9 jetzt ein sehr starkes Volk. Noe aber, der doch der Vater Abrahams war, war der Vater von jedem Menschenstamm überhaupt, möge die Ahnenreihe sonst so oder so heißen. 5. Worin nun besteht der Vorzug, den Christus da dem Abraham gibt? Darin, daß er ihn ebenso (wie uns) berufen hat, denn er rief ihm zu, er solle ausziehen aus dem Lande, in dem er wohnte10. Mit diesem Rufe hat er uns alle berufen, und nun sind wir ausgezogen aus dem Staate, in dem wir mit den Landesbewohnern die schlimmen Lebensgewohnheiten geteilt hatten. Mit Abraham werden wir auch das heilige Land erben und werden das Erbe für alle Ewigkeit in Besitz nehmen; denn Kinder Abrahams sind wir, da wir gleich ihm glaubten11. 6. Gleichwie nämlich S. 195 Abraham dem Worte Gottes ‚glaubte und es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet’12 wurde, ebenso glauben auch wir dem Worte Gottes, das uns von neuem durch die Apostel Christi verkündet wurde und durch die Propheten gepredigt worden war, und haben todesmutig auf alles, was die Welt bietet, verzichtet. Das Volk also, welches Gott dem Abraham verheißt, glaubt gleich Abraham, fürchtet Gott, ist gerecht und erfreut den Vater13. Da euch jedoch der Glaube14 fehlt, so seid nicht ihr jenes Volk.
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Deut. 32, 16-23. ↩
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Vgl. Is. 3, 10; 57, 1. ↩
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Vgl. Zach. 2, 11. ↩
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Vgl. u. a. 116, 1. ↩
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Is. 62, 12. ↩
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Is. 65, 1. ↩
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Vgl. Gen. 12, 1. ↩
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Ismael ist der Stammvater der Araber, Esau der der Idumäer. ↩
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Nach Gen. 19, 38 sind die Ammoniten Nachkommen Lots. ↩
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Vgl. Gen. 12, 1. ↩
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Vgl. Gal. 3, 7. ↩
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Gen. 15, 6; Röm. 4, 3; Gal. 3, 6. ↩
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Vgl. Sprichw. 10, 1. ↩
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Vgl. Deut. 32, 20. ↩