• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Tatian (120-173) Oratio ad Graecos Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)

34.

(1) [Ganz besondere Verehrung gebührt wohl auch dem Tyrannen Phalaris, der Säuglinge verschmauste1, aber dank der Kunst des Amprakioten Polystratos bis heute als ein Wunder von einem Mann gezeigt wird. Zwar fürchteten sich die Einwohner von Agrigent, das erwähnte Menschenfressergesicht anzusehen, aber die Vertreter der Bildung frohlocken, daß S. 249 sie ihn im Bilde schauen. (2) Wie kann man denn ruhig ertragen, daß selbst der Brudermord bei euch geehrt wird, da ihr beim Anblick der Bildsäulen des Polyneikes und Eteokles sie nicht samt ihrem Bildner Pythagoras herabschleudert und diese Denkmäler der Schlechtigkeit vernichtet2? (3) Was mutet ihr mir wegen des Periklymenos zu, das Weibsbild, das dreißig Knaben gebar, als ein Wunderwerk zu betrachten3? Vor einer Person, die dadurch nur die Früchte ihrer maßlosen Fleischeslust losgeworden ist, sollte man anständiger Weise Ekel empfinden, gleicht sie doch der Sau in Rom, die aus demselben Grunde eines, wie man sagt, „geheimnisvollen“ Kultes gewürdigt worden ist. (4) Ares trieb Unzucht mit Aphrodite und ihre Tochter Harmonia hat euch der Bildhauer Andron dargestellt. (5) Sophron, der Possen und Schnickschnack in seinen Büchern produziert hat, ist noch berühmter durch seine Erzbilder, die sich bis heute erhalten haben4. Den Lügendichter5 Aesopos haben nicht nur seine Fabeln unsterblich, sondern auch die Plastik des Aristodemos weltberühmt6 gemacht. (7) Und da schämt ihr euch nicht, bei der zahllosen Menge eurer nichtsnutzigen Dichterinnen, Buhldirnen und Taugenichtse die Ehrbarkeit unserer Frauen zu besudeln7? (8) Wozu brauche ich zu erfahren, daß Euanthe auf dem Spaziergang niedergekommen sei, wozu soll ich die Kunst des Kallistratos angaffen und die Kalliadische Neaera eines Blickes würdigen8? Sie war ja eine Hetäre. Die Lais hat auch gehurt und ihr Hurenknecht hat sie als Denkmal seiner Hurerei aufgestellt. (9) Warum schämt ihr euch nicht der Hurerei des Hephaestion, mag S. 250 ihn auch Philon überaus kunstvoll darstellen? Aus welchem Grunde haltet ihr den Lustknaben Ganymed des Leochares, ebenso ein Weiblein mit Armband, das Praxiteles geschaffen hat, in Ehren, wie wenn ihr damit was Rechtes hättet? (10) Derlei Zeug müßtet ihr alles abtun und das wahrhaft Rechte suchen, nicht euch auf die abscheulichen Zoten einer Philainis und Elephantis stürzen9 und über unseren Wandel die Nase rümpfen!]


  1. Tyrann von Agrigent 565-549 v. Chr., bekannt durch seine Grausamkeit und die Erzählung von ehernen Stier des Perillos; vgl. Athen. IX 396 e; s. zu Kap. XXXII 3. ↩

  2. Forderung des Bildersturms. ↩

  3. *Icgh streiche jetzt das schlecht bezeugte καὶ und lese: τί μοι ... ὡς θαυμαστὸν ἡγεῖσθε κατανοεῖν ; ähnlich Kap. XXVII 6: τί μοι συμβουλεύεις ψεύσασθαι τὴν πολιτείαν; ↩

  4. Lies mit den Handschriften: περισπούδαστον. ↩

  5. Vgl. Kap. XXII 6. ↩

  6. Lies mit den Handschriften ἣ μέχρι νῦν ἐστιν. ↩

  7. S. zu Kap. XXXII 3. ↩

  8. *Lies: πρὸς τὴν Καλλιστράτου κεχηνέναι τέχνην; καὶ τῇ Καλλιάδου Νεαίρᾳ παρέχειν τοὺς ὀφθαλμούς, s. Altersbew. und Künstlerk. S. 9, Abnm. zu Z. 10. ↩

  9. Vgl. Justin. apol. II 15; unter dem Namen des Philainis und der Elephantis besaß das Altertum obszöne Dichtungen, die vom alexandrinischen Buchhandel in reich illustrierten Ausgaben vertrieben wurden. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (80.56 kB)
  • epubEPUB (65.52 kB)
  • pdfPDF (246.15 kB)
  • rtfRTF (180.74 kB)
Editions of this Work
Oratio ad Graecos Compare
Translations of this Work
Address of Tatian to the Greeks Compare
Le Discours aux Grecs de Tatien Compare
Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zu Tatians Rede an die Bekenner des Griechentums
Introductory Note to Tatian the Assyrian

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy