8. Der Glaube ist ganz vernunftgemäß.
Aber du glaubst nicht an die Auferweckung der Toten. Wann sie eintreten wird, dann wirst du daran glauben, du magst wollen oder nicht. Und dein Glaube wird dir (dann) als Unglaube gerechnet werden, wenn S. 19 du nicht jetzt glaubst. Warum aber glaubst du nicht? Weißt du nicht, daß bei allen Werken der Glaube vorangeht?1 Denn welcher Landmann kann ernten, wenn er nicht den Samen der Erde anvertraut; oder wer kann über die See fahren, wenn er sich nicht zuvor dem Schiffe und dem Steuermann anvertraut? Welcher Kranke kann geheilt werden, wenn er sich nicht dem Arzte zuvor anvertraut? Welche Kunst oder Wissenschaft kann man lernen, ohne daß man sich dem Lehrer hingibt und ihm glaubt? Während also der Landmann der Erde, der Seefahrer dem Schiffe, der Kranke dem Arzte vertraut, willst du dich Gott nicht anvertrauen, obwohl du so viele Unterpfande (seiner Glaubwürdigkeit) von ihm hast? Denn erstens hat dich Gott aus dem Nichts ins Dasein gerufen — denn da dein Vater einmal nicht war, und auch deine Mutter nicht, so warst noch viel weniger du zuvor da —, er hat dich gebildet aus einem kleinen flüssigen Stoff, aus einem ganz kleinen Tropfen, der selbst einmal nicht da war und hat dich so in dies Leben geführt. Zweitens glaubst du, daß die von Menschen verfertigten Bilder Götter seien und Wunderdinge wirken; daß aber Gott, der dich erschaffen hat, dich auch wieder ins Leben zurückrufen kann, glaubst du nicht?
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Die folgende Beweisführung ist nur im Griechischen zutreffend, da [pistis]πίστις zugleich Glaube = fides und Vertrauen, Zutrauen = fiducia, [pisteuein]πιστεύειν glauben und vertrauen, anvertrauen heißt. Da im Deutschen ein Wort für beide Begriffe nicht vorhanden ist, ist der logische Zusammenhang nur verständlich, wenn man jene Doppelbedeutung immer vor Augen hat. ↩