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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Clement of Alexandria (150-215) Protrepticus
8. Kapitel

77.

1. Nachdem wir das Übrige der Reihe nach vollendet haben, ist es nun Zeit, zu den prophetischen Schriften überzugehen; denn die Weissagungen, die uns die Wege zur Frömmigkeit am deutlichsten vor Augen führen, legen den Grund zur Wahrheit; die göttlichen Schriften [und ein sittsamer Lebenswandel] sind kurze Wege zum Heil.1 Sie zeigen zwar nicht den Schmuck der Rede und den äußeren Wohlklang und den Wortreichtum und die einschmeichelnde Form, aber sie richten den von der Bosheit schwer bedrückten Menschen wieder auf; sie sind uns eine Stütze,2 wenn uns das Leben fallen lassen will; sie bringen mit einer und derselben Stimme für viele Übel die Heilung; sie lenken uns ab von dem schadenbringenden Wahn und lenken uns deutlich hin auf das vor unseren Augen liegende Heil.

2. So soll uns denn als erste die Prophetin Sibylle das Lied vom Heile singen: S. 155 „Siehe, er ist erfaßbar für alle und nicht zu verkennen; Kommet und jaget nicht immer der Finsternis nach und dem Dunkel! Siehe, es leuchtet so hell süßblickend die strahlende Sonne. Kommt zur Erkenntnis und pflanzet die Weisheit in euere Herzen! Einer ist Gott, der Regen und Wind, Erdbeben entsendet, Blitze und Nöte des Hungers und Pest und traurige Plagen, Schneegestöber und Eis; was soll ich das einzelne nennen? Er ist Gebieter des Himmels, er herrscht auf der Erde, nur er ist.“3

3. Wahrlich von Gott erleuchtet, vergleicht sie den Irrwahn mit der Finsternis, die Erkenntnis Gottes aber mit der Sonne und dem Lichte; und indem sie beide zum Vergleich nebeneinander stellt, lehrt sie, was man wählen soll; denn die Lüge wird nicht einfach dadurch zerstreut, daß man die Wahrheit neben sie stellt, sondern durch die Anwendung der Wahrheit wird sie verdrängt und verjagt.


  1. Clemens lehnt sich hier an die kynische Definition der Philosophie an; vgl. E. Norden, Jahrbb. f. Philol. Suppl.-Bd. 18 [1892] S. 313 ff. ↩

  2. Es ist ὑπερείδουσαι zu lesen. ↩

  3. Orac. Sibyll. Fragm. 1, 28–35 [Theophilos, An Autolykos II 36]; der erste Vers ist auch Strom. V 115, 6 angeführt. ↩

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