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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Origen († 253/54) De oratione Vom Gebet (BKV)
Zweiter Teil: Über das Vaterunser
XXVII

8.

Die Substanz (οὐσία) im eigentlichen Sinne jedoch wird von denen, die die Wesenheit des Unkörperlichen für ursprünglich erklären, eben bei den unkörperlichen Dingen angenommen, die in ihrem Sein nicht schwanken und weder einen Zusatz vertragen noch eine Beraubung dulden. Denn dies ist den körperlichen Dingen eigentümlich, bei denen, entsprechend ihrer fließenden Natur, die zur Stütze und Ernährung eines von außen in sie eindringenden Stoffes bedarf, eine verhältnismäßige Zunahme und Abnahme stattfindet: die Zunahme, wenn in einer bestimmten Zeit mehr eindringt als abfließt, die Abnahme, wenn verhältnismäßig weniger eindringt. Vielleicht nehmen einige Dinge das von außen Eindringende überhaupt nicht an und befinden sich daher in dem Zustand einer sozusagen reinen Verminderung. Wer aber das Sein (οὐσία) der unkörperlichen Dinge als Folgeerscheinung, das der körperlichen aber als ursprünglich ansieht, der bestimmt es folgendermaßen: Substanz (οὐσία) ist entweder erstes Substrat der vorhandenen Dinge und woraus diese entstehen, oder Substrat der Körper und woraus diese entstehen, oder Substrat der benannten Dinge und woraus diese S. 101 entstehen; oder die erste eigenschaftslose Substanz, oder das vor den Dingen Seiende; oder das, was alle Umwandlungen und Veränderungen annimmt, selbst aber seinem eigenen Begriff entsprechend unveränderlich bleibt, oder das, was jede Veränderung und Umwandlung zuläßt. Nach diesen Leuten ist die Substanz ihrem eigenen Begriffe nach eigenschafts- und formlos und besitzt auch keine bestimmte Größe, liegt aber wie ein gewisses zubereitetes Feld jeder Eigenschaft zugrunde1. Mit „Eigenschaften“ aber bezeichnen sie im allgemeinen in ihrem System2 die Wirkungen und die Tätigkeiten, zu welchen die Bewegungen und Zustände gehören. Denn an keiner von diesen Eigenschaften habe die Substanz, sagen sie, ihrem eigenen Begriffe nach Anteil; immer jedoch sei sie infolge ihrer Empfänglichkeit mit irgendeiner von diesen Eigenschaften untrennbar verbunden, aber nichtsdestoweniger auch allen Einwirkungen des Handelnden zugänglich, so wie sie jener3 gestalte und umändere. Denn die ihr innewohnende und das Weltall durchdringende Kraft dürfte wohl Ursache jeder Eigenschaft und der mit ihr verbundenen Leistungen sein. Die Substanz ist nach ihrer Angabe durchaus veränderlich und durchaus zerlegbar; und jede Substanz könne mit jeder andern, allerdings zu einer (neuen) Einheit, verbunden werden.


  1. Ich lese Or. II 368,10 mit dem Anonymus bei Delarue ὑπόκειται statt ἒγκειται. ↩

  2. So versuche ich διατακτικῶς Or. II 369,11 zu übersetzen. ↩

  3. Or. II 368,15 schreibe ich: ὡς ἂν ἐκεῖνο ποιῇ κτλ. ↩

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Vom Gebet (BKV)
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