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Works Origen († 253/54) De oratione Vom Gebet (BKV)
Erster Teil: Vom Gebet im allgemeinen
XVII

1.

Es ist aber nicht zu verwundern, wenn allen denen, die sozusagen solche Schatten erzeugende Gegenstände auf gleiche Weise empfangen1, nicht der gleiche Schatten verliehen wird, einigen aber überhaupt kein Schatten verliehen wird2. Denn wenn man die mit der Sonnenuhr zusammenhängenden Fragen und das Verhältnis der Schatten zu dem leuchtenden Körper betrachtet, so erscheint dies auch bei den körperlichen Gegenständen als ganz zutreffend. Für einige sind nämlich die Zeiger der Sonnenuhr zu einer gewissen Zeit ohne Schatten, für andere aber sozusagen mit kurzem Schatten, und wiederum für andere vergleichsweise mit längerem Schatten versehen. Da nun also der Ratschluß des Gebers die vorzüglichen Dinge nach gewissen unaussprechlichen und geheimnisvollen Rücksichten, entsprechend den Empfängern und den Zeiten, wo solche Dinge gegeben werden, als Geschenk gewährt, so ist es nicht auffällig, wenn manchmal die Schatten den Empfängern überhaupt nicht zuteil werden, manchmal nicht bei allen, sondern nur bei wenigen Dingen, manchmal auch kleinere im Vergleich mit andern, während (wieder) andern größere zuteil werden. Wie nun der, welcher nach den Sonnenstrahlen verlangt, weder durch Anwesenheit noch Abwesenheit des Schattens der körperlichen Dinge erfreut oder betrübt wird, da er das Notwendigste hat, sobald er hell beleuchtet ist, mag er nun entweder des Schattens beraubt sein oder mehr oder weniger von dem Schatten haben; so werden wir, wenn das Geistige in unserem Besitze ist und wir von Gott zu dem vollkommenen Erwerb der wahren Güter „erleuchtet werden3“, uns nicht kleinlich um ein unbedeutendes Ding, das dem Schatten entspricht, kümmern. Denn alles Weltliche und Körperliche, von welcher Beschaffenheit es auch immer sein mag, hat die Bedeutung eines flüchtigen und kraftlosen Schattens und kann durchaus nicht mit den heilsamen und heiligen Gaben S. 62 Gottes, (des Herrn) der Welt, verglichen werden. Ist denn ein Vergleich möglich zwischen leiblichem Reichtum und dem Reichtum „in Wort und Weisheit jeder Art4“? Wer sollte wohl bei klaren Sinnen die Gesundheit von Fleisch und Bein einem gesunden Geist und einer starken Seele und wohlgeordneten Gedanken gleichsetzen? Alles dies, durch das Wort Gottes ins Ebenmaß gebracht, macht die körperlichen Leiden zu einer unbedeutenden Schramme und womöglich zu etwas noch Geringfügigerem, als eine Schramme ist.


  1. Or. II 338,6 f. wohl besser: πᾶσιν τοῖς ὁμοίως τοῖς λαμβάνουσιν, vgl. meinen Apparat. ↩

  2. Or. II 338,8 lese ich wegen Z. 11 u. 16: τισὶ δ’ οὐδ’ ὃλως δίδοται σκιά. ↩

  3. Vgl. Hebr. 6,4. ↩

  4. Vgl. 1 Kor. 1,5. ↩

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Vom Gebet (BKV)
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