2. Den Weg des Lebens wandelt Derjenige, welcher das Gesetz erfüllet und die Gebote Gottes beobachtet; den Weg des Verderbens aber geht der Mörder, der Ehebrecher, der Knabenschänder, der Hurer und Dieb.
Der erste Weg ist also der des Lebens; derselbe, welchen das Gesetz vorschreibt. „Llebe Gott den Herrn aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele, den Einen und Alleinigen, ausser welchem ein Anderer nicht ist,1 und den Nächsten wie dich selbst.”2 Und: „Alles, was du nicht willst, daß dir geschehe, Dieses thue auch du einem Andern nicht an.”3 „Segnet die, welche euch fluchen, betet für eure Verläumder, liebet eure Feinde.”4 „Denn welch' eine Liebe habt ihr, wenn ihr die liebet, welche euch lieben?”5 „Dieses thun auch die Heiden; ihr aber sollet die lieben, welche euch hassen.”6 Und Niemanden sollt ihr zum Feind haben; denn der Herr sagt: „Du sollst keinen Menschen hassen, weder den Ägypter, noch den Idumäer,”7 denn Alle sind Gottes Geschöpfe. Fliehet übrigens die Bösen nicht als S. 220 Menschen, sondern wegen ihrer verderbten Gesinnung; „Enthalte dich von fleischlichen und weltlichen Begierden”.8 „Wenn dir Jemand einen Schlag auf die rechte Wange gibt, reiche ihm auch die andere dar,”9 nicht als ob die Abwehr einer Beleidigung böse wäre, sondern weil die Geduld kostbarer ist; denn David sagt: „Wenn ich denen vergolten, die mir Böses gethan, (so geh' ich billig leer aus von meinen Feinden.)”10 Und: „Wenn dich Jemand eine Meile weit nöthigt, so gehe zwei mit ihm. Und will Jemand mit dir vor Gericht streiten und dir deinen Rock nehmen, laß' ihm auch den Mantel. Und wer das Deine nimmt, von dem fordere es nicht wieder.”11 „Gib Jedem, der dich bittet; und von Dem, der bei dir borgen will, wende dich nicht ab und verschließ' ihm deine Hand nicht;”12 denn der gerechte Mann hat Mitleid und borgt Allen;13 denn Allen will der Vater mittheilen, der seine Sonne aufgehen läßt über Böse und Gute und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte.14 Es ist also billig, daß wir Allen geben von unserm erworbenen Gute. „Ehre den Herrn von deinem rechtlich Erworbenen;”15 die Heiligen aber verdienen den Vorzug. — „Du sollst nicht tödten,”16 d. h. du sollst nicht vernichten den dir gleichen Menschen; denn du zerstörest das gut Geschaffene. Aber nicht jeglicher Mord ist sündhaft, nur der des Schuldlosen; der gesetzesgemäße aber ist der Obrigkeit allein reservirt. „Du sollst nicht Ehe brechen;” denn du theilst e i n Fleisch in zwei, während der Herr sagt: „Es werden Zwei ein Fleisch sein;”17denn Mann und Weib sind Eins der Natur und Harmonie, der Neigung und dem Lebenswandel nach, getrennt aber sind sie dem Geschlecht und der Zahl nach. „Du sollst nicht Knaben schänden.” Dieses naturwidrige Laster18 stammt her von Sodoma, welches ein Raub gött- S. 221 lich gesendeten Feuers wurde. „Verflucht sei ein Solcher, und das ganze Volk spreche: Ja.”19 Du sollst nicht huren; „denn ein Hurer soll unter den Söhnen Israels nicht sein.”20Du sollst nicht stehlen, denn Achar wurde wegen eines Diebstahls bei Jericho mit Steinen getödtet.21 und Giezi erbte wegen Diebstahl und Lüge den Aussatz des Naaman,22 und Judas, der das Geld der Armen stahl und den Herrn der Herrlichkeit an die Juden verrieth, hat aus Reue darüber sich erhängt und barst mitten entzwei, und ausgeschüttet wurden alle seine Eingeweide;”23 auch Ananas und sein Weib Sappbira, weil sie ihr eigenes Vermögen gestohlen und den hl. Geist belogen, sind auf der Stelle durch das Urtheil unseres Mitapostels Petrus mit dem Tode bestraft worden.24
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Deuter. 6, 5 ; Mark 12, 32. ↩
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Lev. 19, 18. ↩
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Tob. 4, 16. ↩
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Matth. 5, 44. ↩
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Luk. 6. 32. ↩
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Matth. 5, 47. ↩
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Deuter. 29. ↩
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I. Petr. 2, 11. ↩
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Matth. 5, 39. ↩
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Ps. 7, 5. ↩
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Matth. 5, 41. 40. ↩
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Luk. 6, 30. ↩
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Ps. 111, 5. ↩
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Matth. 5, 45. ↩
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Sprüchw. 3, 9. ↩
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Exod. 20, 13. ↩
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Gen. 2, 24. ↩
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Lev. 18, 22. ↩
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Deuter. 27. ↩
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Deuter. 23, 17. ↩
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Exod. 20, 15; Josua 7. ↩
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IV. Kön. 5. ↩
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Joh. 12, 6; Matth. 27; Apostelg. 1. ↩
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Apostelg. 5. ↩