44. Von der Unmäßigkeit bei Todtenmahlen.
Eingeladen sollt ihr bei den Gedächtnissen der Verstorbenen mit Mäßigkeit und Gottesfurcht essen, damit ihr auch für Diejenigen beten könnet, welche aus dem Leben geschieden. Die ihr Priester und Diakonen Christi seid, ihr sollt immer nüchtern sein, sowohl euerer als Anderer wegen, damit ihr S. 308 Diejenigen, welche unmäßig leben, ermahnen könnet. Denn also spricht die Schrift: „Die Mächtigen sind zum Zorn geneigt! Wein sollen sie nicht trinken, damit sie nicht betrunken der Weisheit vergessen und nicht Recht verschaffen können.”1 Und fürwahr die Priester und Diakonen sind nach Gott dem Allmächtigen und seinem geliebten Sohne die Mächtigen und Gewalthaber der Kirche. Dieses aber sagen wir nicht, daß sie gar keinen Wein trinken sollen, denn sonst würden sie Dem, was Gott geschaffen hat zur Freude, Unehre anthun; aber betrinken sollen sie sich nicht. Denn die Schrift sagt nicht: „Wein soll man nicht trinken.” sondern sie sagt: „Trinke nicht Wein in Übermaß.”2 Und wiederum: „Dornen wachsen in der Hand des Trunkenen.”3 Dieß sagen wir aber nicht nur von den Klerikern, sondern auch von jedem christlichen Laien,4 genannt nach dem Namen unseres Herrn Jesu Christi.5 Denn auch ihnen selbst ist gesagt: „Wer hat Weh? Wer ist verwirrt? Wer ist ekelhaft und geschwätzig? Wessen Augen sind trübe? Wer hat Wunden ohne Ursache? Nicht die, so beim Weine verweilen, und welche nachforschen, wo es Weingelage gibt?”6