43. Von der Bestrafung der Verläumder.
Den Verläumder sollst du aus der Kirche ausschließen wie einen Brudermörder. Dann nach Umfluß einer Zeit, wenn er Buße zu thun verspricht, leg' ihm Fasten auf und darnach nimm ihn unter Handauflegung wieder auf, gib ihm aber mit belehrenden Worten den strengsten Auftrag, daß er Niemanden mehr beunruhige. Wenn er aber nach seiner Wiederaufnahme gleichfalls aufwiegelt und nicht nachläßt, Verwirrung anzustiften und den Bruder zu schelten, und aus Streitsucht Anderen Fehler andichtet, so stoß' ihn aus als einen Verderblichen, damit er die Kirche Gottes nicht schädige. Denn ein solcher Mensch stiftet Unruhen in den Städten an und ist, obwohl innerhalb der Kirche stehend, ihr doch nicht zur Zierde, er ist ohne Werth und Nutzen und befleckt, so viel an ihm ist, den Leib Christi. Denn wenn Einige von Geburt aus Überfluß an Leibesgliedern S. 86 haben, wie Finger oder überwachsendes Fleisch. so schneiden sie es der Häßlichkeit wegen ab, und es wird keineswegs unschön, da sie durch die Kunst des Menschen die natürliche Wohlgestalt wieder erhalten. Um wie viel mehr müsset ihr, Hirten der Kirche, welche da ist ein gesunder Leib, bestehend aus gesunden Gliedern, die in Furcht und Liebe des Herrn an Gott glauben, Dasselbe thun, wenn ihr ein unnützes Glied gefunden, welches schädlichen Einfluß ausübt und den übrigen Leib verunstaltet und ihn beunruhigt durch Auflehnung und Streit und üble Nachrede, welches im Körper der Kirche Schrecken, Plackereien, Makeln, Nachreden, Anschuldigungen, Aufruhr und ähnliche Werke des Satans verursacht, welches als Werkzeug des bösen Feindes die Kirche durch Gotteslästerung, Streit und Zwietracht schändet. Ein Solcher wird mit Fug und Recht zum zweiten Male aus der Kirche ausgeschlossen.
In Folge dessen ist dann die Kirche des Herrn reiner als früher, da sie ein unnützes und ihr nicht zugehöriges Glied besaß, und deßwegen ist sie fürderhin von Blasphemie und Verleumdung los, befreit von bösen, trügerischen, schmähsüchtigen, unbändigen und verräterischen Menschen, welche die Tugend hassen, dem Vergnügen nachjagen, nach Ehre und Ruhm haschen. Seelen verführen, von Eigendünkel eingenommen sind und sich Mühe geben, die Lämmer des Herrn zu zerstreuen oder vielmehr von einander zu trennen.
Du also, o Bischof, strebe zugleich mit deinem Klerus, das Wort der Wahrheit recht zu verwalten; denn es sagt der Herr: „Wenn ihr mich nicht hören wollet und mir entgegen wandelt, so will auch ich euch entgegen wandeln in feindlichem Grimme;„1 und an einer anderen Stelle: „Mit dem Heiligen wirst du heilig sein und mit dem unschuldigen Manne unschuldig. Mit dem Auserwählten wirst du auserwählt sein und mit dem Verkehrten verkehrt.“2 S. 87 Wandelt also heilig, damit ihr von dem Herrn Lob und nicht Tadel erntet.