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Gegen die Heiden (BKV)
20.
Man könnte sie vor dem Richterstuhl der Wahrheit fragen: Wie antwortet oder gibt sich Gott durch diese zu erkennen? Durch den Stoff, aus dem sie bestehen, oder durch die Form, die sie haben? Wenn nun durch den Stoff, wozu bedarf es der Form, und warum offenbarte sich Gott nicht in jedem beliebigen Stoff, ehe diese Dinge gebildet waren? Sinnlos dann auch, Tempel mit Mauern zu bauen und darin einen einzelnen Stein oder ein Holzstück oder einen Goldklumpen einzuschließen, wo doch die ganze Erde mit solchen Stoffen erfüllt ist. Wenn aber die spätere Form Ursache für die göttliche Offenbarung wird, wozu bedarf es dann der Materie von Gold und der übrigen Stoffe, und warum offenbart sich Gott nicht vielmehr in der lebendigen Natur, von der die Götzenbilder ihre Form haben? S. 561 Denn wenn man einmal eben bei dieser Begründung1 bleibt, so wäre es wohl noch besser von Gott gedacht, wenn man ihn in beseelten vernünftigen und vernunftlosen Wesen erwartete, als in unbeseelten und regungslosen; freilich leisten sie sich damit gerade im Widerspruch mit sich selbst eine Gottlosigkeit. Während sie nämlich die natürlichen Lebewesen, Vierfüßler, Vögel, Kriechtiere wegen ihrer Wildheit oder Häßlichkeit verabscheuen und fliehen, bearbeiten sie gleichwohl deren Gestalten in Stein, Holz und Gold und machen sie zu Göttern. Sie hätten doch eher die lebendigen Wesen selbst verehren, als deren Gestalten in diesen Stoffen anbeten sollen. Oder aber ist vielleicht keines von beiden, weder Form noch Stoff, Ursache für die Ankunft Gottes, vielmehr nur die Kunst in Verbindung mit der Wissenschaft macht das Göttliche gegenwärtig, da sie ja eine Nachahmung der Natur ist. Wenn aber wegen der Wissenschaft das Göttliche in den Kunstwerken gegenwärtig wird, wozu bedarf es dann wieder des Stoffes, da doch die Wissenschaft in den Menschen ist? Wenn aber Gott überhaupt nur dank der Kunst offenbar in die Erscheinung tritt und deshalb auch die Bildwerke als Götter verehrt werden, so hätte man die Menschen als die Urheber der Kunst anbeten und verehren sollen, weil sie vernunftbegabt sind und die Wissenschaft in sich selber tragen.
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Gemeint ist die Begründung von der Notwendigkeit sichtbarer Götter, mit denen die Menschen in Verkehr treten könnten. ↩
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Against the Heathen
§20. But where does this supposed virtue of the image reside? in the material, or in the form, or in the maker’s skill? Untenability of all these views.
For one might reply to them, bringing the case before the tribunal of truth, How does God make answer or become known by such objects? Is it due to the matter of which they consist, or to the form which they possess? For if it be due to the matter, what need is there of the form, instead of God manifesting Himself through all matter without exception before these things were fashioned? And in vain have they built their temples to shut in a single stone, or stock, or piece of gold, when all the world is full of these substances. 2. But if the superadded form be the cause of the divine manifestation, what is the need of the material, gold and the rest, instead of God manifesting Himself by the actual natural animals of which the images are the figures? For the opinion held about God would on the same principle have been a nobler one, were He to manifest P. 15 Himself by means of living animals, whether rational or irrational, instead of being looked for in things without life or motion. 3. Wherein they commit the most signal impiety against themselves. For while they abominate and turn from the real animals, beasts, birds, and creeping things, either because of their ferocity or because of their dirtiness, yet they carve their forms in stone, wood, or gold, and make them gods. But it would be better for them to worship the living things themselves, rather than to worship their figures in stone. 4. But perhaps neither is the case, nor is either the material or the form the cause of the divine presence, but it is only skilful art that summons the deity, inasmuch as it is an imitation of nature. But if the deity communicates with the inmates on account of the art, what need, once more, of the material, since the art resides in the men? For if God manifests Himself solely because of the art, and if for this reason the images are worshipped as gods, it would be right to worship and serve the men who are masters of the art, inasmuch as they are rational also, and have the skill in themselves.