78.
Die eingeborene und selbsteigene Weisheit Gottes ist also Schöpferin und Bildnerin von allem; denn S. 229 „alles“, heißt es, „hast Du in Weisheit gemacht“ und „es wurde die Erde erfüllt von Deiner Schöpfung“1. Damit aber das Entstehende nicht nur schlechthin existiere, sondern auch guten Bestand habe, gefiel es Gott, daß seine Weisheit zu den Geschöpfen herabsteige, so daß sie einen Abdruck und eine Vorstellung ihres Bildes allen insgemein und jedem einzelnen einprägte, damit die entstandenen Dinge als weise und Gottes würdige Werke sich erweisen. Denn wie unser Wort ein Bild des Sohnes Gottes ist, insofern es Wort ist, so ist auch die Weisheit in uns wieder ein Bild von ihm, insofern er Weisheit ist. Und da wir in ihr das Wissen und Denken besitzen, werden wir für die schöpferische Weisheit empfänglich und können durch sie ihren Vater erkennen. Denn, „wer den Sohn hat“, sagt er, „hat auch den Vater, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“2. Da nun ein solcher geschaffener Abdruck der Weisheit in uns und in allen Werken ist, so eignet sich die wahre und schöpferische Weisheit das, was zu ihrem Abdruck gehört, mit Recht an und sagt: „Der Herr schuf mich für seine Werke“. Was also die Weisheit in uns sagte, das sagt der Herr von sich gleichsam als ihm eigen aus. Und er ist als Schöpfer selbst keine Kreatur; aber wegen seines in den Werken geschaffenen Bildes sagt er dies wie von sich selbst. Und wie der Herr selbst gesagt hat: „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf“3, weil sein Abdruck in uns ist, so sagt er, wenn schon nicht zu den geschaffenen Dingen gehörig, gleichwohl, weil sein Bild und Abdruck in den Werken geschaffen wird, wie wenn er es selbst wäre: „Der Herr schuf mich als Anfang seiner Wege für seine Werke“. Und so ist der Abdruck der Weisheit in den Werken entstanden, damit die Welt, wie gesagt, in ihr ihr Schöpferwort erkenne und durch dasselbe den Vater. Und gerade davon sprach Paulus: „Denn was von Gott erkennbar ist, das ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Denn das Unsichtbare S. 230 an ihm wird seit der Erschaffung der Welt in den erschaffenen Dingen erkannt und geschaut“4. Deshalb ist das Wort nicht der Substanz nach ein Geschöpf, vielmehr ist die Stelle in den Sprichwörtern von der Weisheit zu verstehen, die in uns ist und uns zugesprochen wird.