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Works Athanasius of Alexandria (295-373) Orationes contra Arianos Vier Reden gegen die Arianer (BKV)
Dritte Rede

57.

Wenn er aber sagte: „Wenn möglich, so gehe der Kelch vorüber“, so laßt euch sagen, wie Er, der dies gesagt hat, den Petrus anfuhr: „Du denkst nicht auf das, was Gottes ist, sondern auf das, was der Menschen ist“1. Denn er wollte das, was er sich verbat, und deshalb war er gekommen. Doch ihm kam es zu, zu wollen — denn dazu war er gekommen —, dem Fleisch aber kam es zu, zu sagen. Deshalb ließ er als Mensch auch solche Rufe vernehmen. Und das eine wie das andere wurde wieder von demselben gesagt, um zu zeigen, daß er Gott war und selbst wollte, Mensch geworden aber das zagende Fleisch trug, wegen dessen er seinen Willen mit der menschlichen Ohnmacht vermischte, um auch diesen wieder zu vernichten und den Menschen gegen den Tod wieder mutig zu machen. Sieh also, eine ganz auffallende Sache! Der, den die Christusfeinde aus Zaghaftigkeit reden zu hören meinen, machte mit der vermeintlichen Zaghaftigkeit die Menschen mutig und furchtlos. So haben denn die seligen Apostel nach ihm auf Grund solcher Rufe den Tod so sehr verachtet, daß sie sich nicht einmal um ihre Richter kümmerten, sondern sprachen: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“2. Auch die andern hl. Märtyrer waren so mutig, daß man mehr glauben mochte, sie gehen ins Leben ein als sie erleiden den Tod. Wie ist es also nicht ungereimt, die Mannhaftigkeit der Diener des Wortes zu bewundern, vom Worte selbst aber zu sagen, es zage, in dem doch auch jene den Tod verachteten? Aus der unbesieglichen Willenskraft und Mannhaftigkeit der hl. Märtyrer geht aber hervor, daß es nicht die Gottheit war, die zagte, sondern, daß der Heiland S. 318 unsere Zaghaftigkeit wegnahm. Denn wie er den Tod durch den Tod überwand und in seiner Menschheit alles Menschliche, so nahm er durch die vermeintliche Zaghaftigkeit unsere Zaghaftigkeit hinweg, und er hat bewirkt, daß die Menschen den Tod nicht mehr fürchten. So sprach er also, und er handelte auch so. Denn menschlich waren seine Worte: „Es gehe der Kelch vorüber“ und: „Warum hast Du mich verlassen?“ In göttlicher Weise aber ließ derselbe die Sonne sich verfinstern und die Toten auferstehen. Und wenn er wieder menschlich sagte: „Jetzt ist meine Seele betrübt“3, so sprach er wieder göttlich: „Ich habe Macht, mein Leben zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen“4. Denn Betrübtwerden war dem Fleische eigen, aber Macht haben, das Leben zu lassen und zu nehmen, wenn man will, das liegt nicht mehr in der Hand von Menschen, sondern kommt der Kraft des Wortes zu. Denn ein Mensch stirbt nicht nach eigenem Belieben, sondern naturnotwendig auch wider seinen Willen. Der Herr aber, der selbst unsterblich war, aber sterbliches Fleisch trug, hatte es als Gott in seiner Macht, sich vom Leibe zu trennen und ihn wieder anzunehmen, wenn er wollte. Hierüber singt auch David: „Du wirst meine Seele nicht in der Unterwelt lassen und Deinen Heiligen nicht schauen lassen die Verwesung“5. Denn es gehörte sich, daß das Fleisch verweslich war, seiner Natur nach nicht mehr sterblich bleibe, sondern wegen des Wortes, das es angezogen hat, immer unverweslich sei. Denn wie er, da er in unserm Leibe war, das Unsrige nachahmte, so nehmen auch wir, die wir ihn aufgenommen haben, an seiner Unsterblichkeit teil.


  1. Matth. 16,23. ↩

  2. Apg. 5,29. ↩

  3. Joh. 12,27. ↩

  4. Joh. 10,18. ↩

  5. Ps. 15,10. ↩

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Translations of this Work
Four Discourses against the Arians Compare
Vier Reden gegen die Arianer (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zu den Reden gegen die Arianer (BKV)
Introduction to Four Discourses against the Arians

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