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Leben des heiligen Antonius (BKV)
55. Kapitel. Rückkehr auf den Berg. Ermahnungen des Antonius an seine Besucher.
Nach einigen Tagen ging er indes wieder zurück auf den Berg, und von jetzt an besuchten ihn viele; auch andere, die ein Leiden hatten, wagten es, zu ihm zu kommen. Für alle Mönche, die ihn aufsuchten, hatte er immer nur diese eine Ermahnung, sie sollten auf den Herrn vertrauen und ihn lieben; sie sollten sich hüten vor schmutzigen Gedanken und fleischlichen Lüsten und sich nicht, wie es in den Sprichwörtern heißt,1 verführen lassen von der Sättigung des Bauches; sie sollten die nichtige Ruhmsucht fliehen, beständig beten, Psalmen singen vor und nach dem Schlafen, sich einprägen die Gebote der Heiligen Schrift, sich erinnern der Taten der Heiligen, um durch ihre Nachahmung der Seele, S. 742 indem sie der Gebote eingedenk bleibt, Harmonie zu verleihen. Besonders aber riet er, das Wort des Apostels beständig zu verwirklichen: "Die Sonne möge nicht untergehen über eurem Zorne";2 sie möchten bedenken, daß dies allgemein von jedem Gebote gesagt sei, damit die Sonne nicht bloß nicht über unserem Zorne, sondern auch über keiner anderen Sünde von uns untergeht. Denn es sei schön und notwendig, daß die Sonne uns nicht wegen einer Sünde bei Tage, noch der Mond wegen eines Fehltrittes bei Nacht, oder überhaupt wegen einer inneren Erregung, verurteile. Damit nun dieser Zustand uns bewahrt bleibt, ist es gut, auf den Apostel zu hören und sein Gebot zu befolgen, wenn er sagt: "Beurteilet euch selbst und prüfet euch".3 Also soll jeder täglich sich Rechenschaft geben von seinen Handlungen bei Tage und bei Nacht. Wenn er gesündigt hat, soll er aufhören; wenn er aber nicht gesündigt hat, soll er sich nicht rühmen. Er soll vielmehr im Guten verharren, nicht sorglos sein, den Nächsten nicht verurteilen noch sich selbst rechtfertigen, wie der selige Apostel Paulus sagte, bis der Herr kommt, der das Verborgene erforscht.4 Denn oft bleiben wir uns selbst in dem, was wir tun, verborgen, wir wissen es nicht, der Herr aber bemerkt alles. Ihm wollen wir das Urteil anheimstellen, wir aber wollen gemeinsam dulden und einander die Bürde tragen,5 uns selbst aber wollen wir prüfen, und wenn wir etwas versäumt haben, trachten, es zu erfüllen. Folgendes soll noch ein Schutzmittel sein, um Sicherheit vor der Sünde zu erlangen: Ein jeder von uns soll die Handlungen und Regungen der Seele bemerken und aufzeichnen, als ob wir sie einander mitteilen wollten; und seid überzeugt, daß wir, wenn wir überhaupt uns scheuen, erkannt zu werden, aufhören zu sündigen oder etwas Schlechtes nur zu denken. Denn wer will, wenn er sündigt, gesehen werden? Oder wer lügt nicht lieber, wenn er gesündigt hat, da er verborgen S. 743 bleiben will? Wie wir, wenn wir einander sähen, nicht Unzucht treiben würden, so werden wir uns auch, wenn wir unsere Gedanken aufzeichnen, als ob wir sie einander mitteilen sollten, uns eher hüten vor schmutzigen Gesinnungen, da wir uns scheuen, erkannt zu werden. Die Aufzeichnung soll an die Stelle der Augen der Mitasketen treten, damit wir nicht einmal an Schlimmes denken, da wir beim Schreiben erröten, als ob wir gesehen würden. Wenn wir uns so bilden, können wir den Leib unterwerfen6 und dem Herrn wohlgefallen, die Listen des Feindes aber vereiteln.
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The Life of Antony
55.
So after certain days he went in again to the mountain. And henceforth many resorted to him, and others who were suffering ventured to go in. To all the monks therefore who came to him, he continually gave this precept: ‘Believe on the Lord and love Him; keep yourselves from filthy thoughts and fleshly pleasures, and as it is written in the Proverbs, be not deceived “by the fulness of the belly 1.” Pray continually; avoid vain P. 211 glory; sing psalms before sleep and on awaking; hold in your heart the commandments of Scripture; be mindful of the works of the saints that your souls being put in remembrance of the commandments may be brought into harmony with the zeal of the saints.’ And especially he counselled them to meditate continually on the apostle’s word, ‘Let not the sun go down upon your wrath 2.’ And he considered this was spoken of all commandments in common, and that not on wrath alone, but not on any other sin of ours, ought the sun to go down. For it was good and needful that neither the sun should condemn us for an evil by day nor the moon for a sin by night, or even for an evil thought. That this state may be preserved in us it is good to hear the apostle and keep his words, for he says, ‘Try your own selves and prove your own selves 3.’ Daily, therefore, let each one take from himself the tale of his actions both by day and night; and if he have sinned, let him cease from it; while if he have not, let him not be boastful. But let him abide in that which is good, without being negligent, nor condemning his neighbours, nor justifying himself, ‘until the Lord come who searcheth out hidden things 4,’ as saith the blessed apostle Paul. For often unawares we do things that we know not of; but the Lord seeth all things. Wherefore committing the judgment to Him, let us have sympathy one with another. Let us bear each other’s burdens 5: but let us examine our own selves and hasten to fill up that in which we are lacking. And as a safeguard against sin let the following be observed. Let us each one note and write down our actions and the impulses of our soul as though we were going to relate them to each other. And be assured that if we should be utterly ashamed to have them known, we shall abstain from sin and harbour no base thoughts in our mind. For who wishes to be seen while sinning? or who will not rather lie after the commission of a sin, through the wish to escape notice? As then while we are looking at one another, we would not commit carnal sin, so if we record our thoughts as though about to tell them to one another, we shall the more easily keep ourselves free from vile thoughts through shame lest they should be known. Wherefore let that which is written be to us in place of the eyes of our fellow hermits, that blushing as much to write as if we had been caught, we may never think of what is unseemly. Thus fashioning ourselves we shall be able to keep the body in subjection, to please the Lord, and to trample on the devices of the enemy.