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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Basil of Caesarea (330-379) Epistulae Ausgewählte Briefe (BKV)
V. (Mauriner-Ausgabe Nr. 6) An die Gattin des Nektarius

2.

Doch unser Lebenslos spielt sich nicht ohne die Vorsehung ab. Wie wir im Evangelium gelernt haben, fällt nicht einmal ein Sperling ohne den Willen unseres Vaters auf die Erde1. Wenn also etwas geschah, so ist es geschehen mit dem Willen unseres Schöpfers. Wer aber widersteht dem Willen Gottes? Nehmen wir also an, was kommt! Durch Ungeduld machen wir das Geschehene nicht besser, sondern wir richten uns selbst zu Grunde. Klagen wir das gerechte Gericht Gottes nicht an! Wir sind nicht einsichtig (genug), um seine unaussprechlichen Gerichte zu prüfen. Jetzt prüft dich der Herr auf Deine Liebe zu ihm. Jetzt ist Dir Gelegenheit geboten, mit Geduld den Anteil der Märtyrer zu empfangen. Die Makkabäermutter sah ihre sieben Söhne sterben2, und doch seufzte sie nicht, vergoß nicht eine unedle Träne, vielmehr dankte sie Gott, daß sie erleben durfte, wie ihre Söhne durch Feuer und Schwert und die S. 24 härtesten Qualen von den Banden des Fleisches erlöst wurden. So ward sie bewährt vor Gott und preiswürdig unter den Menschen. Groß ist das Leid — das sage auch ich: aber groß ist auch der Lohn, der vom Herrn den Ausharrenden hinterlegt ist. Da Du Mutter wurdest, das Kind erblicktest und Gott danktest, da wußtest Du auf jeden Fall, daß Du, eine Sterbliche, einen Sterblichen geboren hattest. Was ist es also auffallend, daß der Sterbliche gestorben ist? Aber es schmerzt uns, weil es zur Unzeit geschah. Doch bleibt uns ungewiß, ob es nicht doch zur rechten Zeit war. Wir sind ja nicht in der Lage, zu beurteilen, was jeweils der Seele frommt, und dem menschlichen Leben die Grenzen zu bestimmen. Betrachte die ganze Welt, auf der Du wohnst, und bedenk, daß alles Sichtbare sterblich ist und alles dem Untergang geweiht. Schau auf zum Himmel — dieser wird einmal vergehen, zur Sonne, auch sie wird nicht bleiben. Die Sterne alle, Land- und Seetiere, alle Schönheiten der Erde, die Erde selbst —, alles ist vergänglich, alles wird ein wenig später nicht mehr sein. Der Gedanke daran soll ein Trost im Unglück sein. Betrachte das Leid nicht an und für sich — so wird es Dir unerträglich scheinen —, sondern im Vergleich mit dem allgemein menschlichen Los; Du wirst daraus Trost schöpfen.

Zu all dem hin habe ich Dir das noch als dringlich nahezulegen. Schone Deinen Gatten! Seid Euch einander ein Trost! Mach’ ihm das Unglück nicht noch schwerer, indem Du Dich vor Leid abhärmst. Überhaupt glaube ich, daß Worte zur Tröstung nicht ausreichen; ich meine: im vorliegenden Falle bedarf es des Gebetes. Deshalb bete ich zum Herrn, er möge in seiner unaussprechlichen Macht Dein Herz rühren, Licht senden Deiner Seele in guten Erwägungen, damit Du im eigenen Innern die Quellen des Trostes findest.


  1. Matth. 10, 29. ↩

  2. 2 Makk. 7. ↩

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Ausgewählte Briefe (BKV)

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