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Works Basil of Caesarea (330-379) Epistulae Ausgewählte Briefe (BKV)
XVI. (Mauriner-Ausgabe Nr. 28) Trostschreiben an die Gemeinde von Neocäsarea

2.

Wenn nun auch der Verstorbene nicht das höchste Alter erreichte, so hat er doch im Hinblick auf die Zeit, die er Euch vorstand, recht lange gelebt. Auch war er so lange mit dem Leibe zusammen, daß er seine Seelenstärke bei seinen Schmerzen zeigen konnte. Vielleicht meint aber der eine oder andere unter Euch, die Zeit bringe eine Steigerung der Sympathie, eine Zunahme der Liebe, nicht aber eine volle Sättigung den dabei Interessierten. Die Folge sei, daß Ihr umso schmerzlicher den Verlust empfindet, je länger Ihr die Wohltat genossen: Ist doch schon der Schatten eines gerechten Sterblichen bei den Frommen aller Ehre wert. In der Tat, es wäre zu wünschen, daß recht viele unter Euch solche Gesinnung hätten, — ich sage ja auch nicht, man soll sich um den Mann nicht kümmern. Indes ich rate Euch den schmerzlichen Fall menschenwürdig zu ertragen. Denn auch mir entgeht nicht, was alles die sagen können, die den Verlust beklagen: Es schweigt die Zunge, die einem Strome gleich das Ohr umrauschte; der Abgrund des Herzens, bisher von niemand begriffen — flüchtiger denn Träume ist er entschwunden, für Menschen wenigstens. Wer wäre scharfsinniger gewesen denn er, in die Zukunft zu schauen? Wer wäre bei einer so stabilen und gesetzten geistigen Veranlagung fähig gewesen, mit Blitzesschnelle den Dingen auf den Grund zu gehen? O Stadt, du bist schon von vielen Übeln heimgesucht worden1, aber noch von keinem, das so sehr deinen Lebensnerv getroffen hätte! Jetzt ist dein schönster Schmuck verblüht, die Gemeinde ist verstummt, die Versammlungen trauern, das heilige Synedrium vermißt den Führer, die geheimnisvollen Worte warten auf einen Exegeten, die Kinder auf den Vater, die Greise auf den S. 66 Altersgenossen, die Vornehmen auf den Fürsten, das Volk auf das Oberhaupt, die Armen auf den Brotvater. Alle rufen nach ihm mit den trautesten Namen; ein jeder äußert bei seinem Schmerz eine eigene entsprechende Trauer. Doch wohin reißt mich fort die Rede aus Lust an den Tränen? Wollen wir nicht aufwachen? Wollen wir nicht wieder zu uns kommen, nicht hinschauen auf den gemeinsamen Herrn, der einen jeden Heiligen seiner Zeit überließ zum Dienste, um ihn dann zur rechten Zeit wieder zu sich zu rufen? Jetzt ist es an der Zeit, daß Ihr Euch seiner Worte erinnert, der Euch in der Predigt immer ermahnte: „Hütet euch vor den Hunden; hütet Euch vor den schlimmen Arbeitern2!” Der Hunde sind viele. Was sage ich: Hunde? Reißende Wölfe, die unter dem Schafskleide ihre Arglist verbergen und überall in der Welt die Herde Christi zerreißen. Vor diesen müßt Ihr auf der Hut sein — unter der Obhut eines wachsamen Hirten. Um einen solchen zu bitten, ist Eure Sache, wobei Ihr aber Eure Herzen von aller Streitsucht und Eifersucht freimachen müßt; einen solchen zu zeigen, ist Sache des Herrn, der von Gregor an, dem großen Vorsteher Eurer Gemeinde, bis zu diesem Seligen3 einen an den andern reihte und (lückenlos) angliederte wie in einem Gefüge kostbarer Steine und dadurch Eure Gemeinde in so wunderbarer Schönheit leuchten ließ. Deshalb dürft Ihr auch wegen der Nachfolge nicht verzweifeln. Der Herr kennt die Seinen, und er kann Männer in unsere Mitte schicken, die wir vielleicht nicht in Aussicht haben.


  1. Basilius denkt hier wohl besonders an das Unglück, das Neocäsarea betroffen, als (i. J. 344) ein Erdbeben alle seine Gebäude einstürzte und nur den Tempel, den der hl. Gregor v. Nyssa erbaut hatte, unversehrt ließ. ↩

  2. Phil. 3, 2. ↩

  3. Musonius. ↩

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Ausgewählte Briefe (BKV)

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