1.
XI. Rede.
An den Bruder Basilius des Großen, Gregor von Nyssa, welcher nach der Weihe gekommen war.
Mit einem treuen Freunde ist nichts zu vergleichen, und nichts wägt seine Güte auf1.“ „Ein treuer S. 258 Freund ist ein starker Schutz2“ und eine feste Burg. Ein treuer Freund ist ein lebender Schatz. Ein treuer Freund ist „mehr als Gold und viele Edelsteine3“. Ein treuer Freund ist „ein geschlossener Garten, eine versiegelte Quelle4“, welche zur rechten Zeit dem Zutritt geöffnet wird. Ein treuer Freund ist ein Hafen der Erholung. Zeichnet sich der Freund auch durch Klugheit aus, wie groß ist dann sein Wert! Und steht er auch noch hoch an Weisheit, an Kenntnissen aller Art ― ich denke an unser Wissen, auch an das, welches ich einst besessen hatte ―, wieviel herrlicher ist sein Glanz! Wenn er auch noch „Sohn des Lichtes5“, „Mann Gottes6“, „Wanderer zu Gott7“ oder „Mann des besonderen Verlangens8“ genannt zu werden verdient, mit welchen Bezeichnungen die Schrift jene Idealisten beehrt, welche in Gott wohnen, und deren Anteil der Himmel ist, so offenbart sich hierin bereits Gottes Gnade und ein deutliches Wirken über unsere Verdienste hinaus. Wenn aber auch noch diese Gnade von dem Freunde auf uns übergeht, so bereitet uns diese noch mehr Freude und Wonne als der Freund, mag dieser auch durch seine Tugenden und durch seine Liebe zu uns so wertvoll sein wie unsere eigene Person, und noch mehr Wohlgeruch als das Salböl, welches den Bart des Priesters und die Borden seines Gewandes auszeichnete9.