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Works Epiphanius of Salamis (315-403) Ancoratus Der Festgeankerte (BKV)
Brief

56.

Wir aber glauben ohne Umschweif und Rückhalt Gott, der in allem die Wahrheit ist. Vielleicht sagst du, daß die Seele es sei, in der das Bild Gottes liege, während doch der Apostel spricht: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert und durchdringend bis zu den Teilungen der Seele“1 . Wenn aber die Seele teilbar ist, wie kann in ihr das Ebenbild Gottes liegen, der doch unteilbar ist? Die Seele weiß das Zukünftige nicht, Gott aber weiß alles; ferner sehen wir nur die uns zugewandte Seite eines Gegenstandes, die abgewandte aber kennen wir nicht. Wollte hinwiederum jemand behaupten, Gottes Ebenbild liege nicht in der Seele, so steht dagegen, daß die Schrift auch die Seele Mensch nennt, indem sowohl die Seele als auch der Leib Mensch ist. Aber vielleicht meinst du: Im Geiste2 [Nus] liege die Gottebenbildlichkeit. Nun sagt die Schrift: „Ich sehe ein anderes Gesetz, das da widerstreitet in meinen Gliedern und mich gefangen gibt in meinem Geiste dem Gesetze der Sünde, welches in meinen Gliedern ist“3 . Wie sollte aber dasjenige, das gefangen genommen wird, nach dem Ebenbilde Gottes sein? Dazu kommt, daß die Schrift sagt: „Beten will ich mit dem Geiste, beten will ich mit dem Verstande“4 . Willst du aber sagen, in der Tugend liege die Gottebenbildlichkeit, so werde ich dir erwidern: So sage mir von Adam, welche Tugend er geübt habe S. 90vor seiner Erschaffung. Im Anfange war er nicht da; von Anfang an aber ward er nach Gottes Ebenbild geformt. Wollte man dagegen leugnen, daß die Gottebenbildlichkeit in der Tugend liege, so wäre das kaum richtig; denn wem kommt mehr zu, nach Gottes Ebenbild zu sein als der Tugend? Dabei darf man aber nie vergessen, daß der Mensch vor der Tugend nach Gottes Bilde geschaffen wurde; Adam hatte ja noch keinerlei Tugend geübt, ja, er war noch nicht einmal geschaffen. Schließlich könntest du noch sagen, in der Taufe liege die Gottebenbildlichkeit; aber dann wären die Gerechten, welche die Taufe nicht empfangen haben, nicht nach dem Bilde Gottes gewesen. Denn von Moses und dem Meere fing das Vorbild [der Taufe] an, von Johannes wurde dieses Vorbild weiter entwickelt, in Christus aber ward dieses Gnadengeschenk vollendet.


  1. Hebr. 4, 12 heißt es: ἄχρι μερισμοῦ ψυχῆς τε καὶ πνεύματος , durchdringend bis zur Scheidung [Singular] von Seele und Geist, womit das ganze Argument kraftlos wird. [W.]. ↩

  2. Zu der hier hereinspielenden anthropologischen Dreiteilung, wie sie den griechischen Philosophen und Vätern geläufig war: Leib, Seele, Geist [letzteres Nus oder Pneuma] vgl. das bei o. 73 u. 78 Gesagte. ↩

  3. Römer 7, 23. ↩

  4. 1 Kor. 14, 1. ↩

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