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Works John Chrysostom (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
SECHSUNDZWANZIGSTE HOMILIE: Kap. XIV, V. 1—13.

3.

Was heißt es übrigens: „Niemand von uns lebt sich selber“? — Wir sind nicht frei, wir haben einen Herrn, welcher will, daß wir leben, und nicht will, daß wir sterben, welchen das eine wie das andere mehr als uns selbst kümmert. Darum weist der Apostel darauf hin, daß er mehr als wir selbst um uns Sorge trägt und mehr als wir selbst unser Leben für seinen Gewinn und unsern Tod für seinen Verlust einschätzt. Wir sterben also nicht bloß uns selbst, sondern auch dem Herrn, wenn wir sterben. Als Tod versteht hier der Apostel einen solchen dem Glauben nach. — Es wäre eigentlich schon hinreichend, wenn er nur bewiesen hätte, daß S. d196 Gott sich um uns kümmert, daß wir ihm leben und ihm sterben. Aber das ist ihm nicht genug, sondern er führt noch etwas dafür an. Er sagt nämlich: „Ob wir leben oder ob wir sterben — des Herrn sind wir.“ Nun geht der Apostel vom geistigen Tode auf den leiblichen über, um nicht seine Rede als allzu hart erscheinen zu lassen, und führt ein anderes Zeichen — das größte — der Fürsorge um uns an. Welches ist dies?

V. 9: „Denn dazu ist Christus gestorben und auferstanden und zum Leben zurückgekehrt, damit er Herr sei der Toten und Lebendigen.“

Auch das soll dich überzeugen, daß Gott für unser Heil und unsere Besserung Sorge trägt. Denn wenn er keine solche Fürsorge um uns trüge, wozu wäre eine Heilsordnung nötig gewesen? Er, der es sich so sehr hat angelegen sein lassen, daß wir sein Eigentum werden, daß er Knechtsgestalt annahm und den Tod erlitt, er sollte sich nicht weiter um uns kümmern, nachdem wir sein Eigentum geworden sind? Nein, das ist nicht möglich. Er hätte sich dann nicht um uns solche Mühe gegeben. „Denn dazu ist Christus gestorben.“ Das ist so zu verstehen, wie wenn jemand sagte, der und der kann seinen Sklaven nicht aufgeben; er ist dazu zu sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Ja, wir lieben nicht so das Geld wie er unser Heil. Er hat aber nicht Geld, sondern sein Blut für uns hingegeben. Darum kann er die nicht fahren lassen, für die er etwas so Kostbares eingesetzt hat. Beachte aber, wie der Apostel dartut, daß Gottes Machtbereich unaussprechlich groß sei! Er sagt: „Denn dazu ist Christus gestorben und wieder zum Leben zurückgekehrt, damit er Herr sei der Toten und Lebendigen“; und oben: „Ob wir leben oder ob wir sterben, sein sind wir.“ Siehst du da nicht eine Herrscherlewalt ausgedrückt, die nicht mehr steigerungsfähig ist? Siehst du da nicht eine Gewalt ausgesprochen, die einfach unüberwindlich ist? Siehst du da nicht eine Fürsorge ausgedrückt, die bis ins kleinste geht? Er trägt S. d197 Sorge auch um die Abgeschiedenen, geschweige denn um die Lebenden, soll das heißen. Wenn er aber um die Abgeschiedenen Sorge trägt, so ist klar, daß er es auch um die Lebenden tun wird. Er hat nichts unterlassen, um dieses Herrschaftsrecht auf uns zu erwerben, er hat sich mehr Rechte auf uns erworben als je Menschen, und alles das zu keinem andern Zweck, als um für uns (als sein Eigentum) Sorge zu tragen. Ein Mensch gibt Geld für einen Sklaven aus, und darum hält er ihn dann fest als sein Eigentum. Christus aber hat sein Leben dahingegeben. Und da sollte ihm das Heil dessen nichts gelten, für den er einen so hohen Kaufpreis gezahlt, auf den er sein Herrscherrecht mit solcher Mühe und Arbeit erworben hat! Damit will der Apostel dem Judenchristen einen Merks geben und ihn an die Größe der Wohltat erinnern, daß er, der tot war, lebendig geworden, und daß er vom Gesetze keinen Gewinn gehabt habe; daß es darum höchste Undankbarkeit wäre, den zu verlassen, der so viel für ihn getan hat, und wieder zurückzukehren zum Gesetz.

Nachdem nun der Apostel den Judenchristen genügend klein gemacht hat, hebt er ihn wieder empor, indem er spricht:

V. 10: „Du aber, was bekrittelst du deinen Bruder? spricht der Herr, mir soll sich beugen jedes Knie, und jede Zunge soll Gott die Beicht ablegen.“

— Scheinbar werden diese beiden Ausstellungen am andern auf dieselbe Stufe gestellt; aus dem vorher darüber Gesagten erweist sich aber ein ziemlicher Unterschied. Zunächst sucht der Apostel durch das Wort „Bruder“ die feindselige Gesinnung zu bannen, im weiteren durch die Erinnerung an den schrecklichen Tag des Gerichtes. Denn nach den Worten: „Was machst du deinen Bruder lächerlich?“ fährt er fort:

„Alle werden wir ja vor den Richterstuhl Christi hintreten müssen.“

— Scheinbar droht er mit diesen Worten wieder dem Fortgeschritteneren, in Wirklichkeit geht er der Einbildung des Judaisierenden zu Leibe; er wirkt auf ihn S. d198 nicht bloß durch die Erinnerung an die empfangene Wohltat, sondern auch durch die Furcht vor der zukünftigen Strafe. „Alle werden wir ja vor den Richterstuhl Christi hintreten müssen“, heißt es.

V. 11: „Denn es steht geschrieben: So wahr ich lebe, mir soll sich beugen jedes Knie, und jede Zunge soll Gott die Beicht ablegen“;

V. 12: „also hat ein jeder von uns Gott Rechenschaft zu geben.“

Siehst du da, wie der Apostel wieder die Meinung der Judenchristen erschüttert, während er scheinbar die gegenteilige trifft? Er gibt etwa dasselbe zu verstehen, wie wenn er sagte: Was kümmerst du dich? Du wirst ja doch wohl für ihn nicht gestraft werden? Das sagt er freilich nicht so; er gibt es aber zu verstehen, indem er sich milder ausdrückt und spricht: „Alle werden wir ja vor den Richterstuhl Christi hintreten müssen“, und: „Also hat ein jeder von uns Gott Rechenschaft zu geben.“ Auch den Propheten führt er als Zeugen dafür an, daß alle Gott unterworfen sind, und zwar unterworfen im eigentlichsten Sinne, daß ihm auch die Menschen im Alten Bunde unterworfen sind, kurz, alle Menschen. Er sagt nicht einfach: Ein jeder soll ihm Anbetung leisten, sondern sogar: „er soll ihm die Beichte ablegen“, d. h. er soll ihm ein Geständnis ablegen über das, was er getan hat.

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