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Works John Chrysostom (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
SECHSTE HOMILIE: Kap. 1, V. 28—31 und Kap. II, V. 1—16.

7.

Aber durch nichts von alledem hat er uns gewinnen können. Er hat uns aber auch da noch nicht verlassen, sondern er fährt fort, mit der Hölle zu drohen, das Himmelreich zu verheißen, um uns so an sich zu ziehen. Wir aber bleiben immer noch verstockt. Was kann es wohl Schlimmeres geben als solche Gefühllosigkeit? Wenn uns ein Mensch solches getan hätte, wären wir nicht oft und oft seine Sklaven geworden? Und Gott, der es getan hat, kehren wir den Rücken! O, des Leichtsinnes ! O, der Undankbarkeit! Wir leben in Sünden und Lastern dahin, und wenn wir je einmal ein klein wenig Gutes tun, dann zählen wir es nach Art undankbarer Sklaven mit großer Genauigkeit her und rechnen haarklein aus, was wir dafür zu erhalten haben und ob der Lohn dem Geleisteten entspricht. Der Lohn wird indes größer sein, wenn du nicht in der Hoffnung auf Lohn handelst. So reden und rechnen ist eher die Sprache des Mietlings als des dankbaren Dieners. Man muß alles um Christi willen tun, nicht um des Lohnes willen. Denn auch die Hölle hat er in der Absicht angedroht und den Himmel verheißen, damit er selbst von uns geliebt werde.

Lieben wir ihn also, wie wir ihn lieben sollen! Denn darin liegt der große Lohn, darin das Himmelreich und selige Lust, darin Genuß und Ruhm und Ehre, darin Licht, darin tausendfältige Seligkeit, die kein (menschliches) Wort ausdrücken, kein (menschlicher) Geist fas- S. b81 sen kann. — Doch ich weiß nicht, wie ich mich mit meiner Rede soweit versteige, daß ich von Menschen, welche irdische Macht und Herrlichkeit nicht verachten, verlange, sie möchten um Christi willen das himmlische Reich verachten. Gleichwohl haben jene großen und edlen Männer einen solchen Grad der Liebe erreicht. Höre nur, wie Petrus für ihn entflammt ist, und ihn höher schätzt als Seele und Leben und alles. Als er ihn verleugnet hat, da ist er betrübt nicht nur der Strafe wegen, sondern weil er ihn, den innig Geliebten verleugnet hat. Das war für ihn bitterer als jede Strafe. Und alle diese Beweise seiner Liebe gab er, bevor er die Gnade des Hl. Geistes empfangen, und diese Gesinnung kommt in seinem Reden beständig zum Ausdruck: „Wohin gehst du?“ und vorher: „Zu wem sollen wir gehen?“ 1 und wiederum: „Ich folge dir, wohin immer du gehen magst.“ 2 Jesus war seinen Aposteln eben alles, und nicht einmal der Himmel mit seiner Herrlichkeit galt ihnen so viel, wie ihr Geliebter. Denn du bist uns alles das, sagten sie. Und was Wunder, daß Petrus so gesinnt war? Höre nur was auch der Prophet spricht: „Was habe ich im Himmel, und was habe ich gewollt auf der Erde?“ 3 Mit anderen Worten: Weder droben (im Himmel) noch hier unten (auf der Erde) verlange ich nach etwas anderem als nur nach dir. Das nenne ich Liebe, das nenne ich Freundschaft. Wenn wir einmal so lieben, dann gilt uns weder das Gegenwärtige etwas noch das Zukünftige im Vergleich zu dem Gegenstand unserer Liebe, und wir gewinnen den Himmel im Genuß seiner Liebe. Wie soll das möglich sein? heißt es. Wenn wir uns zu Gemüte führen, wie oft wir ihn beleidigen, nachdem er uns tausenderlei Wohltaten erwiesen, er aber fortfährt, uns zu sich zu rufen; wie oft wir an ihm vorbeilaufen, er aber fortfährt uns zu sich zu rufen; wie oft wir an ihm vorbeilaufen, er aber uns nicht aus dem Auge läßt, uns nachläuft, uns anlockt, an sich zieht: wenn wir uns das und Ähnliches zu Gemüte führen, werden wir imstande sein, eine solche Liebesglut in uns zu entfachen. Wenn derjenige, der so liebt, ein S. b82 ganz armseliger Mensch wäre, der andere aber, der so geliebt wird, wäre ein König, müßte man vor der Größe solcher Liebe nicht Achtung haben? Ganz gewiß. Nun ist aber das Verhältnis gerade umgekehrt. Unaussprechlich ist die Schönheit und die Herrlichkeit und der Reichtum dessen, der liebt, unsere Armseligkeit dagegen ist groß. Verdienen darum wir, armselig und elend, wie wir sind, nicht tausendfältige Strafe dafür, daß wir diese seine große, staunenswerte, überschwengliche Liebe zu uns damit erwidern, daß wir sie verschmähen? Er braucht nichts von dem Unsrigen, und doch hört er nicht auf, uns zu lieben. Wir brauchen aber sehr nötig (vieles) von ihm, und doch widerstreben wir seiner Liebe! Und doch ziehen wir ihm Reichtum vor und die Freundschaft der Menschen, körperliche Bequemlichkeit, hohe Stellung und Herrlichkeit, während er uns nichts vorzieht! Er hatte einen einziggeborenen erhabenen Sohn, und auch dessen schonte er nicht wegen uns; wir aber ziehen ihm vieles vor! Verdienen wir also nicht die Strafe der Hölle, wenn sie auch zweimal und dreimal und tausendmal so groß wäre? Was können wir sagen, wenn wir die Befehle des Teufels den Gesetzen Christi vorziehen? Wenn wir unser Heil preisgeben, indem wir die Werke der Bosheit höher halten als den, der alles für uns gelitten hat? Welche Verzeihung, welche Entschuldigung gibt es dafür? — Keine.

Stehen wir also fest fürderhin! Lassen wir uns nicht in den Abgrund reißen; wachen wir auf, erwägen wir alles das und erweisen wir ihm Ehre durch die Werke — denn es ist nicht genug, es durch Worte zu tun —, damit wir bei ihm die Herrlichkeit genießen! Möge diese uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste sei Ehre, Macht und Herrlichkeit jetzt und allezeit und bis in alle Ewigkeit. Amen.


  1. Joh. 13, 36 u. 6, 69. ↩

  2. Matth. 8. 19. ↩

  3. Ps. 72, 25. ↩

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