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Works John Chrysostom (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
NEUNTE HOMILIE. Kap. IV, V. 1—21.*

6.

Siehst du, wie der Apostel alles, was von den Werken gilt, in noch höherem Maße vom Glauben aussagt, als: Das Ruhmhaben vor Gott, die Notwendigkeit der Kraft dazu, das Mühevolle daran und wiederum die Verherrlichung Gottes. Mit den Worten, daß Gott imstande ist, zu erfüllen, was er versprochen hat, will er, scheint mir, prophetisch auf das Jenseits hinweisen. Denn Gott hat ja nicht bloß Verheißungen für das Diesseits, sondern auch für das Jenseits gemacht, ja die S. b145 ersteren sind nur ein Schattenbild der letzteren. Nicht glauben ist also der Beweis eines schwächlichen, kleinlichen und armseligen Geistes. Wenn uns daher manche den Glauben zum Vorwurf machen, so wollen wir ihnen zum Gegenvorwurf ihren Unglauben machen; seinetwegen sind sie als armselige, kleine, schwache Geister zu werten, nicht viel besser als Esel. Denn wie das Glauben einer edlen, hochgemuten Seele eigen ist, so das Nicht-Glauben einer unvernünftigen, gemeinen, zu viehischer Dummheit herabgesunkenen. Überlassen wir sie darum ihrem Schicksal und halten wir es mit dem Patriarchen; geben wir Gott die Ehre, wie auch er sie ihm gab. Was bedeutet es aber, wenn es heißt: „er gab Gott die Ehre“? Er anerkannte seine Größe 1, seine grenzenlose Macht; er bekam den richtigen Begriff von ihm und gewann so die feste Überzeugung von der Wahrheit seiner Verheißungen.

So wollen denn auch wir Gott verherrlichen sowohl durch den Glauben als auch durch Werke, damit auch wir zum Lohn von ihm verherrlicht werden. Es heißt ja: „Die mich ehren, will auch ich ehren.“ Wenn uns auch kein anderer Lohn zuteil würde, so wäre das schon Ehre, Gott verherrlichen zu dürfen. Denn wenn schon Menschen sich auf das allein etwas einbilden, daß sie Königen Lobreden halten dürfen, wenn sie auch sonst nichts davon haben, bedenke, welche Ehre es für uns sein muß, unsern Herrn zu verherrlichen, und welche Strafe, wenn wir die Ursache sind, daß er gelästert wird! Und doch will er auch seine Verherrlichung nur unseretwegen; denn er selbst bedarf dergleichen nicht. Was für ein Abstand, meinst du, besteht wohl zwischen Gott und den Menschen? Etwa ein solcher wie zwischen einem Menschen und einem Wurme? Oder zwischen einem Engel und einem Wurm? Ich will noch gar nichts gesagt haben, wenn ich diesen Abstand nenne; denn es ist überhaupt unmöglich, einen solchen bestimmt anzugeben. Möchtest nun du von Würmern eine große S. b146 anzugeben. Möchtest nun du von Würmern eine große und herrliche Ehrung verlangen? Gewiß nicht. Wenn also du bei deiner Ehrsucht keine solche willst, wie sollte denn Gott, der frei von dieser Leidenschaft und hocherhaben darüber ist, sie von dir wollen? Aber gleichwohl, ob er ihrer auch nicht bedarf, erklärt er, sie zu verlangen — deinetwegen. Denn wenn er deinetwegen es auf sich genommen hat, ein Knecht zu werden, was wunderst du dich, wenn er aus demselben Grunde auch anderes auf sich nimmt? Nichts hält er seiner unwürdig, was zu unserem Heile gereicht.

Da wir dies nun wissen, so lasset uns jede Sünde fliehen, durch welche er gelästert wird! Denn „wie vor dem Angesicht der Schlange“, heißt es, „fliehe vor der Sünde“ 2; wenn du dich ihr näherst, wird sie dich beißen. Sie selbst kommt nämlich nicht zu uns, sondern wir suchen sie freiwillig auf. Gott hat es so eingerichtet, damit der Teufel nicht übermächtig werde; denn sonst, könnte ja niemand gegen seine Gewalt aufkommen. Darum hat ihn Gott wie einen Räuber und Gewalttätigen beiseite gesetzt. Wenn er nicht jemanden in die Hände bekommt, der waffenlos und allein in seinen Schlupfwinkel kommt, wagt er nicht, ihn anzugehen; wenn er uns nicht durch die Wüste wandern sieht, traut et sich nicht, nahe zu kommen. Die Wüste des Teufels aber ist nichts anderes als die Sünde. Wir brauchen daher den Schild des Glaubens, den Helm des Heiles, das Schwert des Geistes, und zwar nicht bloß dazu, nichts Übles zu erleiden, sondern auch, um ihm das Haupt abzuschlagen, wenn er einen Angriff machen wollte. Wir brauchen auch unablässiges Gebet, damit er unter unsern Füßen zertreten werde. Er ist unverschämt und frech, auch wenn er von unten her kämpft; aber gleichwohl siegt er auch so. Schuld daran ist, daß wir uns nicht bemühen, einen höheren Stand einzunehmend als bis wohin seine Streiche reichen. Er ist nämlich nicht imstande, sich hoch zu erheben, sondern er kriecht am Boden. Sein Bild ist daher auch die Schlange. Wenn ihn Gott von Anfang an in diese Lage versetzt S. b147 hat, so um so mehr jetzt. Wenn du aber nicht wissen solltest, was das heißt „von unten her kämpfen“, so will ich versuchen, dir die Art dieses Kampfes klarzumachen. Was heißt also „von unten her kämpfen“? Es heißt, von Dingen aus Angriffe machen, die hier unten (auf der Erde) liegen: von der Sinnenlust, dem Reichtum, (kurz) von allen den Dingen her, die dem irdischen Leben angehören. Wenn daher der Teufel jemanden sich zum Himmel emporschwingen sieht, wird er schon gleich fürs erste einen solchen nicht angreifen können; dann aber, sollte er es doch versuchen, wird er sofort wieder zu Boden fallen. Fürchte dich nicht! er hat ja keine Füße; sei ohne Sorge! er hat ja keine Flügel. Auf der Erde kriecht er hin und in irdischen Dingen (liegt seine Stärke). Habe also nichts gemein mit der Erde, und du wirst keine Anstrengung brauchen (um zu siegen). Einen Kampf Aug’ in Aug’ kennt er nicht, sondern wie eine Schlange hält er sich versteckt im Dornengestrüpp; im trügerischen Reichtum lauert er meistenteils auf. Wenn du das Dornengestrüpp weghauest, wendet er sich gleich zu feiger Flucht; wenn du es verstehst, göttliche Zaubersprüche gegen ihn anzuwenden, wird er gleich Wunden bekommen. Und wir haben, ja wir haben geistige Zaubersprüche, den Namen unseres Herrn Jesus Christus und die Kraft des Kreuzes. Dieser Zauberspruch vertreibt den (höllischen) Drachen nicht bloß aus seinen Schlupfwinkeln und schleudert ihn ins Feuer, sondern heilt auch Wunden.


  1. Field zieht die Lesart „μαγαλοσύνην“ der andern „δικαιοσύνην“ vor. ↩

  2. Eccl. 21, 2. ↩

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