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Works John Chrysostom (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
NEUNTE HOMILIE. Kap. IV, V. 1—21.*

7.

Und wenn auch viele, die diesen Zauberspruch gesprochen haben, nicht geheilt worden sind, so geschah dies wegen ihres Kleinglaubens, nicht wegen der Kraftlosigkeit des Spruches. Auch um Jesus haben sich viele gedrängt und gestoßen — ohne Gewinn; das blutflüssige Weib hingegen berührte nicht einmal seinen Leib, sondern nur den Saum seines Kleides und hemmte damit das langjährige Rinnen des Blutes. Dieser Name (Jesus) ist ein Schrecken für die bösen Geister, die Leidenschaften und die Krankheiten. Mit ihm wollen wir uns schmücken, mit ihm uns schützen! So ist auch Paulus groß geworden, obzwar er von Natur aus so war wie S. b148 wir; aber der Glaube hat aus ihm einen andern Menschen gemacht, und so groß war seine Wirkung (in ihm), daß sogar seine Kleider eine große Heilkraft bekamen.

Welche Entschuldigung werden nun wir verdienen, wenn der Schatten und die Kleider jener den Tod vertrieben, bei uns hingegen nicht einmal die Gebete die Leidenschaften dämpfen? Was ist schuld daran? Die große Verschiedenheit der Gesinnung bei der gleichen gemeinsamen Natur. Denn obzwar er dieselbe Erziehung und Nahrung genoß wie wir, dieselbe Erde bewohnte und dieselbe Luft atmete, übertraf er uns doch bei weitem an andern Dingen: an Eifer, an Glaube, an Liebe. Ahmen wir ihn also nach, bringen wir es dazu, daß auch durch uns Christus Lob erschalle! Er verlangt darnach mehr als wir; zu diesem Zwecke hat er sich ja dieses Musikinstrument gebildet und will nun nicht, daß es lautlos bleibe und unbenutzt, sondern will es immer zu Händen haben. Warum hältst du es also nicht gestimmt für die Künstlerhand, sondern läßt seine Saiten schlaff werden und abgespannt durch Schwelgerei und machst für ihn die ganze Zither unbrauchbar, anstatt, wie du solltest, ihre Saiten zu spannen zu melodischem Klang und sie einzustreichen mit geistigem Salz? Wenn Christus unsere Seele so vorbereitet sieht, wird er auf ihr spielen, und dann wirst du sehen, wie die Engel und die Erzengel und die Cherubim dazu tanzen. Machen wir uns also würdig dieser heiligen Hände! Rufen wir ihn, daß er spiele auf der Zither unseres Herzens! Ja es bedarf nicht einmal eines Rufes. Halte es nur würdig der Berührung durch ihn, und er wird dir zuvorkommen. Denn wenn er schon solchen, die nur Miene machen (ihn auf der Zither ihres Herzens spielen zu lassen), entgegen eilt — so war es bei Paulus; ehe er es noch geworden war, hatte Christus schon ein Loblied auf ihm zu spielen erdacht —, wie sollte er untätig bleiben, wenn er (das Instrument) bereit sieht? Wenn aber Christus aufspielt, dann wird gewiß auch der Heilige Geist dabei stehen, und dann sind wir herrlicher als der Himmel; zwar haben wir nicht die Sonne und den Mond in unseren Körpern, aber den Herrn der Sonne und des Mondes und der Engel; der wohnt und wandelt in uns. S. b149 Das sage ich, nicht daß wir Tote zum Leben erwecken oder Aussätzige rein machen, sondern daß wir ein Wunderzeichen sehen lassen, welches größer ist als alle andern — die Liebe. Wo dieses hehre Gut sich findet, da tritt gleich der Sohn Gottes dazu neben dem Vater, und die Gnade des Hl. Geistes leuchtet auf. Denn, so heißt es ja, „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ 1. Großer Zuneigung und innig Liebenden ist es eigen, die geliebten Menschen um sich haben zu wollen. Wer sollte denn, wirst du sagen, so erbärmlich sein, daß er nicht den Wunsch hätte, Christus bei sich zu haben? — Wir (antworte ich), die wir miteinander im Streite liegen. — Da wird mir vielleicht jemand ins Gesicht lachen und fragen: Was sagst du? Du siehst uns ja alle innerhalb derselben Wände, in derselben kirchlichen Gemeinschaft, in derselben Hürde einträchtig beieinander, mit niemandem im Streit, unter der Obhut desselben geistlichen Hirten; gemeinsam erheben wir die Stimme, hören die Predigt an, schicken Gebete zum Himmel empor, und du sprichst von Kampf und Streit. — Jawohl, ich spreche von Kampf und bin deswegen nicht von Sinnen, stehe nicht außer der Wirklichkeit. Ich sehe, was ich sehe, und weiß gar wohl, daß wir innerhalb derselben Hürde unter demselben Hirten leben; aber gerade deswegen beweine ich es so sehr, daß wir bei soviel Gemeinsamkeit im Streite liegen. Und was siehst du hier für Streit? fragt man. Hier zwar keinen; aber kaum sind wir auseinander gegangen, schuldigt einer den andern an, ein anderer spricht ganz offen Schmähungen aus, ein anderer ist voll Neid, wieder ein anderer ist geizig, räuberisch und gewalttätig, ein anderer pflegt unreine Liebe und wieder ein anderer spinnt tausenderlei Ränke. Ja, wenn es möglich wäre, eure 2 Seelen bloßzulegen, da würdet ihr das alles genau sehen und zur Einsicht kommen, daß ich nicht von Sinnen bin.


  1. Matth. 18, 20. ↩

  2. Eine andere Lesart ist „unsere Seelen“. ↩

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Commentaire sur l'épître aux Romains Compare
Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
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