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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Zwanzigste Homilie.

II.

Siehst du, mit welcher Einsicht Paulus verfährt, wie er einerseits die Korinther rühmt und doch andererseits allen Ruhm wieder auf Gott zurückführt und Alles der Gnade zuschreibt? Wenn er rühmend von ihnen gesprochen hat, von einer heiligen Verrichtung, die sie vollbringen; wenn er so hoch sie emporgehoben — denn von ihnen sagt er, daß sie das Werk verrichten, von sich, daß er dabei diene — wenn er ihre Bewährtheit gelobt hat, so will er nun jetzt wieder hervorheben, daß Gott es ist, dem sie all Dieses zu verdanken haben. Darum vereinigt er mit ihnen seine Danksagung und spricht:

15. Dank aber sei Gott für sein unaussprechliches Geschenk!

Unter „Geschenk“ versteht hier Paulus entweder die hohen Güter, die Gebern und Empfängern aus dem Almosen erwachsen, oder er denkt an jene unaussprechlichen Güter, die durch Christi Ankunft der ganzen Welt so freigebig sind geschenkt worden; das Letztere scheint näher zu liegen. Um sie nämlich demüthig und zum Geben geneigter zu machen, erinnert sie Paulus an die Wohlthaten, die sie S. 329 selbst von Gott empfangen haben. Denn darin liegt der mächtigste Antrieb zu jeglicher Tugend; darum hat auch Paulus den Hinweis darauf bis zu Ende verspart. — Wenn nun aber schon Gottes „Geschenk“ unaussprechlich ist, was soll man zur Thorheit Derjenigen sagen, die sich eitel mit der Ergründung seines Wesens mühen? Und wie Gottes Geschenk unaussprechlich ist, so übersteigt auch der Friede jeden Verstand, durch den Gott das Irdische mit dem Himmlischen versöhnt hat.

Da wir demnach so hoher Gnade uns erfreuen, so wollen wir uns bestreben, daß dieser Gnade auch unsere Tugend entspreche und daß wir großen Werth auf das Almosen legen. Und Das werden wir gewiß, wenn wir uns in Speise wie Trank vor jedem Übermaß hüten. Denn Speise und Trank hat uns Gott nicht zum Übermaße, sondern zum Unterhalte gegeben. So ist denn auch nicht der Wein an der Trunkenheit Schuld, weil er sonst bei Allen diese Wirkung haben müßte.

„Aber er sollte,“ sagst du, „selbst zu reichlich genossen nicht schädlich sein.“ Da meine ich Trunkene zu hören. Denn wenn das Zuviel schädlich ist, und du dennoch immer nach mehr verlangst, wenn die Trunkenheit schimpflich und verderblich ist, und du trotzdem von dieser argen Leidenschaft nicht abstehst, so denke nun, es ginge an, zu viel zu trinken, ohne irgend einen Schaden zu nehmen: wo, frage ich, würde dann deine Gier wohl Grenzen finden? Würdest du nicht wünschen, daß auch die Flüsse sich in Wein verwandeln? Würdest du nicht Alles verkehren und verderben? Wenn es in Speise und Trank ein Maß gibt, dessen Überschreitung uns schädlich ist, und wenn trotzdem dieser Zügel dich nicht hemmt, wenn du ihn vielmehr zerreissest und Das, was für Alle ist, für dich allein nimmst, was würdest du wohl thun, wenn diese Schranke der Natur beseitigt wäre? Würdest du nicht die ganze Zeit auf Essen und Trinken verwenden? Hätte man also, frage S. 330 ich, einer so ungebührlichen Leidenschaft noch Vorschub leisten, hätte man dem Schaden nicht entgegentreten sollen, den das Übermaß bringt? Und welches Heer neuer Nachtheile wäre nicht daraus entstanden?

O der Unverständigen. die in Trunkenheit und Ausschweifung wie im Schlamme sich wälzen und dann, wenn sie ein wenig nüchtern werden, nichts Anderes zu thun wissen, als daß sie müßig dasitzen und sprechen: „Warum muß doch der Wein solche Folgen haben?“ Sie sollten vielmehr den Grund in der eigenen Ausschreitung suchen. Statt zu sprechen: Wozu diese Schranken? warum darf nicht Alles gehen, wie es will? solltest du vielmehr sagen: Warum machen wir der Trunkenheit kein Ende? Warum haben wir niemals genug? Warum sind wir unvernünftiger als die Thiere? Das sind Fragen, die ihr euch stellen sollt. Und dazu solltet ihr auf die Stimme des Apostels hören und all die Güter erwägen, die nach seinem Zeugnisse den Korinthern aus dem Almosen erwuchsen, und diesen Schatz zu gewinnen suchen. Denn die Verachtung des Geldes macht in der Tugend bewährt, wie Paulus ausdrücklich sagt, sie bewirkt Verherrlichung Gottes, erwärmt die Liebe und macht großmüthig; sie erhebt zu Priestern und zu priesterlicher Würde, der ein so reicher Lohn verheissen ist. Zwar ist der Mildthätige nicht wie einst der Hohepriester in lange Gewänder gehüllt; er geht nicht mit Glöckchen einher, trägt keine Krone auf dem Haupte; aber er ist angethan mit dem Kleide der Milde, das heiliger ist als jedes heilige Gewand; er ist gesalbt mit einem Öle, das nicht aus irdischen Stoffen gemischt, sondern vom heiligen Geiste bereitet ist; und seine Krone ist das Erbarmen; denn es steht geschrieben: „Der dich krönt mit Huld und Erbarmen.“1 Und statt daß er ein Täfelchen trägt, auf dem Gottes Name steht, wird er vielmehr selbst Gott ähnlich. Und woraus S. 331 ersehen wir Das? Aus den Worten Christi, wenn er sagt: „Ihr werdet ähnlich werden eurem Vater im Himmel.“2


  1. Ps. 102, 4. ↩

  2. Matth. 5, 45. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Compare
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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