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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Einundzwanzigste Homilie.

II.

So thut denn Das mir zuliebe, will er sagen, daß ihr mich nicht zwingt, zu zeigen, wie ich auch anwesend kühn aufzutreten vermag wider Die, welche es nöthig machen, d. h. sie strenge zu bestrafen. Siehst du, wie fern dem Apostel die Ehrsucht liegt, wie wenig es ihn verlangt, seine Macht zu zeigen? Denn selbst da, wo die Nothwendigkeit vorliegt, redet er noch von kühnem Auftreten, von Wagniß. „Ich bitte aber,“ sagt er, „daß ich nicht anwesend muthig sein müsse mit der Zuversicht, mit welcher ich kühn aufzutreten gedenke wider Einige.“ So ziemt es dem Lehrer vor Allem, daß er nicht alsogleich zur Strafe schreitet, sondern vorher zu bessern sucht und mit der Züchtigung säumt und zögert. Wer sind denn aber Jene, denen der Apostel droht? „Die da wähnen, daß wir nach dem Fleische wandeln.“ Es sind Jene, die ihm Verstellung, Arglist und Anmaßung zum Vorwurfe machten.

3. Denn im Fleische wandelnd streiten wir nicht nach dem Fleische.

Hier nun schreckt er die Gegner schon durch die uneigentliche Redeweise. Wohl sind wir, sagt er, mit dem Fleische umkleidet; ich verneine es nicht; aber wir leben nicht nach dem Fleische. Indeß sagt er auch Das nicht, sondern hält noch einstweilen damit zurück; denn es wäre ein Lob auf sein Leben; er will aber von seiner evangelischen Wirksamkeit reden und zeigen, wie diese nicht auf menschliche Macht sich stütze und keiner irdischen Hilfe bedürftig sei. Darum sagt er nicht: Wir leben nicht nach dem Fleische, sondern: „Wir streiten nicht nach dem Fleische;“ mit anderen Worten: Wir führen wohl Kampf und Krieg, aber wir kämpfen nicht mit fleisch- S. 339 lichen Waffen, wir stützen uns nicht auf menschliche Hilfe.

4. Denn unsere Waffen sind nicht fleischlich.

Welches sind denn fleischliche Waffen? Es sind Reichthum, Ruhm und Macht, Wohlredenheit und Gewalt der Rede, Haschen nach Gunst, Schmeichelei und Verstellung und ähnliche Mittel. Aber unsere Waffen sind nicht solcher Art, sondern wie? „Mächtig durch Gott.“ Paulus sagt nicht: Wir sind nicht fleischlich, sondern: „Unsere Waffen sind es nicht.“ Denn wie schon bemerkt, zunächst redet er von seiner apostolischen Thätigkeit und führt allen wirksamen Erfolg derselben auf Gott zurück. Und er sagt auch nicht: Unsere Waffen sind geistig, obschon dieses der eigentliche Gegensatz zu fleischlich wäre, sondern „mächtig“, worin eben auch das „geistig“ enthalten und zugleich ausgedrückt ist, daß die Waffen der Gegner schwach und ohnmächtig seien. Und beachte dabei seine Demuth! Denn er sagt nicht: Wir sind mächtig, sondern: „Unsere Waffen sind mächtig durch Gott.“ Nicht wir haben sie dazu gemacht, sondern Gott. Denn da die Apostel Geißlungen, Verfolgungen und endloses Ungemach auszustehen hatten, was doch ein Beweis der Schwäche war, so lenkt er das Augenmerk auf die Kraft Gottes und sagt daher: „Sie sind mächtig durch Gott.“ Denn Das gibt den deutlichsten Beweis von der Kraft Gottes, daß er durch solche Waffen überwindet. Wenn daher gleich wir mit ihnen angethan sind, so ist es doch Gott selbst, der durch sie kämpft und wirkt. Und jetzt beginnt er ein ausführliches Lob auf diese Waffen, indem er sagt: „Zum Niederwerfen von Bollwerken.“ Und damit du, wenn du von Bollwerken hörst, nicht an sinnlich Wahrnehmbares denkest, so fügt er bei: „Indem wir Vernunftschlüsse niederwerfen.“ Der bildliche Ausdruck dient zur Veranschaulichung der Sache, die nähere Erklärung aber zeigt das Geistige des Kampfes. Denn jene Bollwerke um- S. 340 schließen Seelen, nicht Leiber; sie sind daher stärker als diese und bedürfen darum auch mächtigerer Waffen. Unter Bollwerken aber versteht Paulus den Hochmuth der Hellenen und die Kraft ihrer künstlichen Schlüsse und Beweise. Gleichwohl aber, will er sagen, haben alle Waffen sich als ohnmächtig erwiesen, die man gegen uns gebrauchte: „Indem wir Vernunftschlüsse niederwerfen.“

5. Und jegliche Erhöhung, die sich erhebt wider die Erkenntniß Gottes.

Der Apostel verweilt noch beim Bilde, um der Rede mehr Anschaulichkeit zu geben. Mögen es Bollwerke sein, sagt er, oder Thürme oder was sonst immer, Alles wankt und weicht vor diesen Waffen. — „Und indem wir jeglichen Gedanken befangen nehmen zum Gehorsame Christi.“ Nun hat aber das Wort „Gefangennehmung“ einen üblen Nebenbegriff; man denkt dabei unwillkürlich an die Beraubung der Freiheit. Warum gebraucht es nun der Apostel? Er nimmt es in einem anderen Sinne. Denn der Ausdruck „Gefangennehmung“ schließt ein Zweifaches in sich, den Verlust der Freiheit und das Unterliegen gegen die Übermacht, so daß man sich nicht mehr erheben kann. Paulus nimmt es hier in diesem zweiten Sinne. Gleichwie er mit den Worten: „Andere Kirchen habe ich beraubt“1 nicht ein heimliches Wegnehmen ausdrücken will, sondern nur, daß er sie von Allem entblößt habe, so denkt er auch hier nicht an die Aufhebung der Freiheit, wenn er sagt: „Indem wir gefangen nehmen.“ Denn es war ja nicht ein Kampf mit gleichen Waffen, sondern er ging mit größter Leichtigkeit vor sich. Und Paulus redet nicht von dem einen oder anderen Gedanken, sondern von jeglichem, auch nicht bloß von Besiegen und Überwinden, sondern von Gefangen- S. 341 nehmung; wie es auch weiter oben nicht hieß: Wir rücken Belagerungswerke gegen die Wälle, sondern: „Wir werfen sie nieder;“ so groß ist nämlich die Überlegenheit seiner Waffen. Wir kämpfen ja, will er sagen, nicht mit Worten gegen Worte, sondern mit Werken gegen Worte, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern im Geiste der Milde und der Kraft. Wie sollte ich nun in hohen Worten meinen Ruhm suchen und in Briefen drohen, wie Jene fälschlich von mir ausgeben, indem sie sagen: „Seine Briefe sind gewichtig,“ während doch unsere Stärke nicht in Worten liegt?


  1. I. Kor. 11, 8. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Compare
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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