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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Fünfundzwanzigste Homilie.

I.

21. Worin aber Einer sich erkühnt, — in Unverständigkeit rede ich, — da erkühne auch ich mich.

Siehe, wie der Apostel wiederum zurückscheut, wie er sich entschuldigt und verwahrt! Und wie oft kehren solche Entschuldigungen wieder. So, wenn er sagt: „Möchtet ihr mich doch ein wenig ertragen ob des Unverstandes;“ und wiederum: „Niemand halte mich für unverständig; wenn aber doch, so nehmt auch als Unverständigen mich an.“ „Was ich sage, ist nicht dem Herrn gemäß, sondern wie in Unverständigkeit. Weil Viele sich rühmen nach dem Fleische, so will auch ich mich rühmen;“ und hier wiederum: „Worin Einer sich erkühnt, — in Unverständigkeit rede ich, — da erkühne auch ich mich.“ Erkühnen und Unverstand nennt er das Selbstrühmen, ungeachtet der Nothwendigkeit, die ihn dazu zwingt; für uns eine nachdrückliche Lehre, solches Rühmen zu fliehen. Wenn wir Alles gethan haben, sollen wir uns unnütze Knechte nennen; wie könnte dann wohl Erhebung und Selbstrühmen ohne dringende Veranlassung auf Nachsicht rechnen dürfen? Darum erging es auch dem S. 398 Pharisäer so übel, darum litt er im Hafen noch Schiffbruch, scheiternd an dieser Klippe. Darum geht auch Paulus trotz der Überzeugung von der unabweisbaren Nothwendigkeit nur mit Widerstreben an die Sache, und er erinnert immer wieder, daß es Unverstand sei. Und dann erst nimmt er sich den Muth, nachdem er sich zu seiner Entschuldigung auf die Nothwendigkeit berufen kann, und sagt:

22. Hebräer sind sie? — ich auch; Israeliten sind sie? — ich auch.

Nicht alle Hebräer waren Israeliten; denn auch die Amoniter und Moabiter waren Hebräer. Darum fährt Paulus zum Erweise des ächten Adels seiner Abstammung noch weiter fort: „Same Abrahams sind sie? — ich auch. — Diener Christi sind sie? — in Unverständigkeit rede ich — ich noch mehr.“ Es genügen ihm die vorausgehenden Verwahrungen noch nicht; auch hier sagt er wieder: „In Unverständigkeit rede ich — ich noch mehr.“ Besser und edler bin ich als sie. Obschon ihm aber die überzeugendsten Beweise seines Vorzuges zu Gebote standen, so redet er trotzdem auch so noch von Unverstand.

„Wenn es aber falsche Apostel waren, so hätte sich Paulus wahrlich auf eine Vergleichung über den Vorrang mit ihnen gar nicht einlassen, sondern ihnen einfach die Eigenschaft von Dienern Christi absprechen sollen.“ Er hat sie ihnen auch wirklich abgesprochen, als er sagte: „Falsche Apostel sind sie, trügerische Arbeiter, die sich umgestalten zu Aposteln Christi.“ Hier aber verfährt er anders, denn jetzt handelt es sich um die Untersuchung, die er anstellen will. Niemand aber spricht ohne vorausgehende Untersuchung einfach das Urtheil; man nimmt vielmehr vergleichsweise Etwas als gegeben an, was in der Wirklichkeit nicht zutrifft, und erweist S. 399 so völlige Festigkeit der eigenen Sache. Ausserdem spricht Paulus nur die Meinung der Gegner, nicht seine eigene Überzeugung aus, wenn er sagt: „Diener Christi sind sie.“ Und die Worte: „Ich noch mehr“ führen den Vergleich weiter und zeigen, wie Paulus nicht mit bloßen Worten, sondern unter Hinweis auf die Thatsachen seinen Charakter als Apostel wahrt. Und von den Zeichen insgesammt abstehend beginnt er mit den Drangsalen, indem er also spricht:

23. In Mühsalen mehr als reichlich, in Schlägen im Übermaße.

Das Letztere sagt noch mehr als das Erste, wenn man nämlich Schläge und Geißelstreiche ertragen muß. — „In Gefangenschaften mehr als genug.“ Auch hier wiederum die Steigerung. — „In Todesnöthen oftmals.“ „Denn täglich,“ sagt er, „sterbe ich.“1 Hier aber auch in Wirklichkeit; denn oftmals gerieth er in Gefahren, aus denen kein Entrinnen mehr möglich schien.

24. Von den Juden habe ich fünf Mal vierzig Streiche weniger einen erhalten.

Warum „weniger einen“? Es war ein altes Gesetz bei den Juden, das Jeden für ehrlos erklärte, der mehr als vierzig Streiche erhielt. Damit nun der Schlagende nicht im heftigen Ungestüm die Zahl überschreite und so den Mann ehrlos mache, so hatte man die Streiche um einen vermindert; man dachte, wenn auch der Schlagende das Maß überschritte, so würde er doch nicht über vierzig hinauskommen, sondern innerhalb der gesetzlichen Zahl bleiben und so dem Geschlagenen die Ehrlosigkeit ersparen.

S. 400 25. Dreimal ward ich mit Ruthen geschlagen, einmal gesteinigt, dreimal litt ich Schiffbruch.

Und was hat denn der Schiffbruch mit dem Evangelium zu thun? Weil der Apostel im Dienste des Evangeliums weite Wege auch über’s Meer zurücklegte. — „Nacht und Tag habe ich in der Tiefe verbracht.“ Die Einen meinen, mitten auf dem Meere, die Anderen, sich (nach dem Schiffbruch) auf dem Meere herumtreibend, was eben auch näher liegt. Denn das Erstere wäre gar nichts Wunderbares, und Paulus hätte es nicht als wichtiger denn Schiffbrüche dargestellt.

26. Durch Gefahren auf Flüssen.

Denn er war gezwungen, auch über Flüsse zu setzen. — „Gefahren von Räubern, Gefahren in Stadt, Gefahren in Wüste.“ Überall Kämpfe, in Ortschaften und Ländern, in Städten und Wüsten. — „Gefahren von Heiden, Gefahren unter falschen Brüdern.“ Siehe, ein neues Bild des Kampfes! Nicht bloß Angriffe von Feinden, sondern auch von Solchen, die sich den Schein von Brüdern gaben; da bedürfte es großer Thatkraft und kluger Achtnahme.

27. In Mühsal und Plage.

Gefahren folgen auf Mühen, Mühen auf Gefahren in unaufhörlichem Wechsel, ohne nur einen Augenblick Ruhe zu gönnen. — „In Wanderungen oftmals, in Hunger und Durst und Blöße, abgesehen vom Sonstigen.“


  1. I. Kor. 15, 32. ↩

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Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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