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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Zwölfte (Elfte) Homilie. *Phil. III, 7—12.*

3.

Denn Paulus ist durch die Verfolgungen nicht mehr der Sünde abgestorben, sondern dem Leibe selbst, daher hat er denselben Tod erlitten1, — „Ob ich etwa“, fährt er fort, „gelangen möge zur Auferstehung von den Toten.“ Was redest du da? Werden doch alle derselben teilhaftig, denn es heißt: „Alle zwar werden wir nicht entschlafen, alle aber verwandelt werden2“; und nicht bloß der Auferstehung, sondern auch der Unverweslichkeit, die einen zu ihrer Verherrlichung, die anderen zur Vermehrung ihrer Strafe. Wenn also alle der Auferstehung teilhaftig werden, und nicht allein der Auferstehung, sondern auch der Unverweslichkeit: wie konntest du, als sollte dir etwas Außerordentliches zuteil werden, S. 174 sagen: „ob ich etwa gelangen möge“? — Deswegen erleide ich dieses, sagt er, „ob ich etwa gelangen möge zur Auferstehung von den Toten“. — Wenn du nicht vorher stirbst, kannst du dann nicht auferstehen? Was bedeutet nun dies? — Er scheint mir hier ein großes Geheimnis anzudeuten. So groß war es, daß er sich gar nicht getraute, es offen auszusprechen, sondern bloß sagt; „ob etwa“, — Ich glaube an ihn und seine Auferstehung, ja ich leide auch um seinetwillen, aber darum kann ich bezüglich der Auferstehung noch nicht unbesorgt sein. — Was für eine Auferstehung meint er hier? — Diejenige, welche zu Christus selbst führt. Ich erklärte bereits, daß ich an ihn und die Kraft seiner Auferstehung glaube, daß ich teilnehme an seinen Leiden, daß ich gleichgestaltet bin seinem Tode; aber dennoch habe ich, nach all dem, noch keine volle Sicherheit. Denselben Gedanken spricht er anderswo aus: „Wer meint, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle3“; und wiederum: „Ich fürchte, ich möchte etwa, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verworfen werden4.“

V. 12: „Nicht als hätte ich es schon erlangt, oder als wäre ich schon vollkommen; ich strebe aber darnach, ob ich es auch ergreife, weswegen ich auch ergriffen ward von Christus Jesus.“

„Nicht als hätte ich es schon erlangt,“ Was „hätte ich schon erlangt“? Den Kampfpreis, spricht er. Wenn aber er, der so vieles erduldete, der (beständig) verfolgt wurde, wenn er, der das Sterben des Herrn an seinem Leibe trug, bezüglich seiner Auferstehung noch keine Gewißheit hatte, was sollen dann wir sagen? — Was bedeutet: „ob ich es ergreife“? Dasselbe, was ich schon vorhin sagte: „ob ich zur Auferstehung von den Toten gelangen möge“. Der Apostel meint: Wenn ich seine Auferstehung ergreife; das heißt; wenn ich so viel zu leiden vermag, wenn ich ihn nachzuahmen vermag, wenn ich ihm gleichförmig zu werden vermag. Z. B. Christus hat gar vieles gelitten, er ist angespien, auf die Wange geschlagen, gegeißelt worden und so weiter. Das ist die S. 175 Laufbahn; durch all das muß man sich zu seiner Auferstehung durchringen und muß all diese Beschwerden ertragen. Oder er will das sagen: Wenn ich gewürdigt werde, die gottwohlgefällige, volle Zuversicht gewährende Auferstehung zu erreichen, werde ich zu seiner Auferstehung gelangen. Denn wenn es mir gelingt, alle Kämpfe glücklich zu bestehen, so wird es mir auch gelingen, seine Auferstehung zu erlangen und glorreich aufzuerstehen. Denn jetzt, sagt er, bin ich dessen noch nicht würdig; „ich strebe aber darnach, ob ich es auch ergreife.“ Noch lebe ich mitten im Kampfe, noch bin ich fern vom Ziele, noch habe ich den Kampfpreis nicht gewonnen, noch laufe ich, noch strebe ich darnach. Er sagt nicht: ich laufe, sondern: „ich strebe“ (διώκω). - Ihr wißt, mit welcher Anstrengung derjenige, der nach dem Ziele strebt, dies tut: er schaut niemanden an, stößt alle, die ihm im Wege stehen, mit großer Heftigkeit auf die Seite, nimmt Aufmerksamkeit, Auge, Kraft, Leib und Seele zusammen, indem er für nichts anderes Aug und Ohr hat, als einzig für den Kampfpreis. Wenn aber Paulus trotz seines Strebens, trotz so großer Leiden, die er erduldete, noch sagt: „ob ich es auch ergreife“, was sollen dann wir sagen, die so gern die Hände in den Schoß legen? — Um sodann zu zeigen, daß es sich hierbei um eine Verpflichtung handle, fügt er hinzu: „weswegen ich auch ergriffen ward von Jesus Christus.“ Ich gehörte zu den Verlorenen, will er sagen, ich sank bereits unter, ich war schon dem Untergange nahe: da ergriff mich Gott. Denn Gott selbst suchte uns, die vor ihm flohen, mit allem Eifer auf. Sodaß der Apostel alles zur Darstellung bringt; denn der Ausdruck: „ich ward ergriffen“ zeigt sowohl den Eifer, mit welchem Gott uns ergreifen will, als auch die Größe unserer Abkehr von ihm und Verirrung, daß wir ihm zu entfliehen trachteten.


  1. Wie Christus. ↩

  2. 1 Kor. 15, 51 nach dem griechischen Texte. Die Vulgata bietet eine andere Lesart: „Alle zwar werden wir auferstehen, aber nicht alle werden wir verwandelt werden.“ ↩

  3. 1 Kor. 10, 12. ↩

  4. Ebd. 9, 27. ↩

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Commentaire sur l'épître aux Philippiens Compare
Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
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Einleitung

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