• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Dreizehnte (Zwölfte) Homilie. *Phil. III, 13—17.*

3.

Die Apostel dienten demnach als Vorbild, indem sie das Urbild gewissermaßen rein und unverfälscht bewahrten. Erwäget, wie genau und sorgfältig ihr ganzer Lebenswandel geregelt sein mußte, so daß sie sich als Muster und Beispiel, als leibhaftige Gesetze aufstellen konnten! Denn was der Buchstabe besagte, das haben sie durch die Tat allen veranschaulicht. Dies ist die beste Lehrmethode; so wird (der Lehrer1) imstande sein, den Schüler zur Annahme des Gesagten zu bestimmen. Wenn er jedoch bloß spricht und philosophiert, in Wirklichkeit aber das Gegenteil davon tut, so ist er noch kein Lehrer. Denn bloß mit Worten philosophieren, das ist auch dem Schüler ein Leichtes; vielmehr ist die Unterweisung und Anleitung durch das eigene Beispiel notwendig; denn diese ist es, die dem Lehrer ein ehr- S. 186 würdiges Ansehen verleiht und den Schüler zur willigen Annahme der Lehren bereit macht. — Wieso? — Wenn nämlich der Schüler sieht, daß (der Lehrer) Weisheit und Tugend bloß in Worten predigt, so wird er sagen: der verlangt Unmögliches; daß es aber unmöglich ist, beweist er zuerst, weil er es selber nicht befolgt. Wenn er dagegen am Beispiele des Lehrers das vollendete Ideal der Tugend gewahrt, so kann er eine derartige Ausrede nicht vorbringen. — Sollte indes auch der Lebenswandel des Lehrers nachlässig sein, so laßt uns dennoch auf uns selber acht haben und den Propheten hören, der da spricht: „Alle werden Lehrlinge Gottes sein2“, und: „Es wird niemand mehr seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich erkennen, vom Kleinsten bis zum Größten3.“ — Du hast keinen tugendhaften Lehrer? Aber du hast den eigentlichen Lehrer, dem auch allein der Name Lehrmeister zukommt; von diesem lernet! Er hat gesagt: „Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig4.“ Achte doch nicht auf den (menschlichen) Lehrer, sondern auf diesen und auf seine Vorschriften! An ihm nimm dir ein Beispiel! Da hast du das beste Vorbild; nach diesem richte dich! — In der Hl. Schrift sind uns zahllose Beispiele eines tugendhaften Lebens vor Augen gestellt. Solltest du nach dem Lehrer ein solches aus den Reihen der Schüler wünschen, nun denn! Da zeichnete sich der eine durch Armut aus, der andere durch Reichtum; z. B. Elias durch Armut, Abraham durch Reichtum. Welchen von beiden Wegen du für leichter und bequemer hältst, den schlage ein! Hinwiederum zeichnete sich der eine im Ehestande aus, der andere durch Jungfräulichkeit. Betritt von diesen beiden Wegen, welchen du willst; denn beide führen zum Himmel! Der eine glänzte durch Fasten, wie Johannes (d. T.), der andere ohne Fasten, wie Job. Ferner hatte eben dieser letztere für Weib, Söhne, Töchter und Gesinde zu sorgen und war sehr reich, während der andere nichts besaß außer seinem S. 187 härenen Gewande. Doch was rede ich von Familie, Reichtum und Geld, da es sogar einem Könige möglich ist, die Tugend zu erlangen? Denn im Palaste des Königs herrscht ein viel geschäftigeres Treiben als in irgendeinem Privathause. David nun glänzte als König, ohne daß Purpur und Diadem seinen Eifer erschlaffen ließen. Ein anderer war mit der Leitung eines ganzen Volkes betraut, nämlich Moses, das ist mit noch größeren Schwierigkeiten verbunden. Denn da hatte das freie Belieben noch größeren Spielraum, und infolge davon war auch die Schwierigkeit eine größere. — Du hast Beispiele von solchen gesehen, die in Reichtum, und solchen, die in Armut, von solchen, die in der Ehe, und solchen, die im jungfräulichen Stande sich durch Heiligkeit hervorgetan haben. Betrachte hinwiederum das Gegenteil, wie sowohl Verheiratete als Ledige, sowohl Reiche als Arme verloren gegangen sind! So gingen z. B. im Ehestande viele Menschen zugrunde, wie Samson, aber nicht infolge der Ehe, sondern infolge ihres eigenen Willens; so im jungfräulichen Stande, wie die fünf (törichten) Jungfrauen; so im Reichtum der reiche Prasser, der den Lazarus verachtete; so gehen in der Armut auch jetzt noch Unzählige verloren. Ich könnte auf viele hinweisen, die als Könige, auf viele, die als Volksführer zugrunde gegangen sind. — Willst du sehen, wie man auch im Soldatenstande selig werden kann? Betrachte den Kornelius! Auch im Amte eines Aufsehers? Betrachte den Kämmerer der äthiopischen Königin! So kann uns in jedem Stande, wenn wir den Reichtum in der rechten Weise gebrauchen, nichts ins Verderben stürzen; im Gegenfalle aber gereicht uns alles zum Verderben, Königtum und Armut und Reichtum. — Ja gewiß, wer nüchtern und wachsam ist, dem wird nichts zu schaden vermögen. Denn sage mir, was schadet die Gefangenschaft? Nichts. Denke nur an den ägyptischen Joseph, der in die Sklaverei geriet und dennoch seine Tugend bewahrte! Denke nur an Daniel, an die drei Jünglinge im Feuerofen, wie sie trotz ihrer Gefangenschaft nur noch weit herrlicher glänzten! Denn die Tugend strahlt überall in hellem Lichte, sie läßt sich nicht niederzwingen, nichts ist imstande, sie zu unterdrücken. Was S. 188 rede ich von Armut, Gefangenschaft und Sklaverei? Nicht einmal Hunger, Geschwüre und Krankheit vermögen der Tugend zu schaden. Denn Krankheit ist schlimmer als Knechtschaft. Ein Beispiel hierfür ist Lazarus, ein Beispiel Job, ein Beispiel der so häufig von Krankheiten heimgesuchte Timotheus. Siehst du, daß nichts imstande ist, die Tugend zu überwältigen? Nicht Reichtum, nicht Armut, nicht Herrschaft, nicht Untertänigkeit, nicht Vorsteheramt, nicht Krankheit, nicht Schande, nicht Verachtung. Sie läßt vielmehr dieses alles unter sich auf der Erde zurück und schwingt sich himmelan. Die Seele darf nur edel sein; dann gibt es nichts auf der Welt, was sie hindern könnte, tugendhaft zu sein. Denn ist der Arbeiter seiner Sache mächtig, so kann ihm das keine äußere Gewalt nehmen. So verhält es sich ja auch bei jeder Kunst: ist der Künstler in seiner Kunst erfahren und geübt und versteht er sie gründlich, so besitzt er sie, auch wenn ihn Krankheit befällt, so besitzt er sie, auch wenn er arm ist; mag er das Werkzeug handhaben oder nicht handhaben, mag er arbeiten oder nicht arbeiten, er büßt von seiner Kunst nichts ein; denn die künstlerische Fertigkeit wohnt ihm (unverlierbar) inne. Dasselbe ist auch der Fall bei dem Tugendhaften, der sich ganz an Gott hingegeben hat: in welche Lage du ihn auch bringen magst, ob in Reichtum oder Armut, ob in Krankheit oder Gesundheit, ob in Ruhm oder Schande, — überall wird er in gleicher Weise die Tugend betätigen. —


  1. Der Bischof. ↩

  2. Vgl. Is. 54, 13 (Joh. 6, 45). ↩

  3. Jer. 31 (38), 34. ↩

  4. Matth. 11, 29. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (202.29 kB)
  • epubEPUB (184.05 kB)
  • pdfPDF (714.82 kB)
  • rtfRTF (576.40 kB)
Translations of this Work
Commentaire sur l'épître aux Philippiens Compare
Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy