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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Sechzehnte (Fünfzehnte) Homilie. *Phil. IV, 10—23.*

2.

Denn gar viele, die zu plötzlichem Wohlstande gelangten, sind dadurch oft leichtsinnig geworden und haben es nicht verstanden, das Glück zu ertragen; gar viele haben oft davon Anlaß genommen, nichts mehr zu arbeiten. Nicht so Paulus. Denn was er empfing, das verwendete er für andere, dessen entäußerte er sich für andere. Das aber heißt, (seinen Besitz recht zu gebrauchen) wissen. Hatte er Überfluß, so verlor er nicht die Fassung vor Freude, sondern blieb sich gleich, mochte er Mangel leiden oder die Hülle und Fülle haben, in dem einen Falle nicht niedergedrückt, in dem andern nicht aufgeblasen. — »Ich weiß sowohl S. 216 mich satt zu essen.“ sagt er, „als zu hungern, sowohl Überfluß zu haben, als Mangel zu leiden.“ Viele wissen nicht, sich satt zu essen, wie z. B. die Israeliten: sie aßen und schlugen aus1. Ich aber halte stets das rechte Maß ein. Er zeigt, dass er jetzt so wenig Vergnügen als früher Betrübnis empfunden habe; und wenn er auch früher betrübt war, so geschah es nicht seinet-, sondern ihretwegen. Denn er blieb immer in der gleichen Gemütsstimmung. — „In jeder Lage“, spricht er, „und in allem bin ich geschult.“ Das heißt, ich habe in dieser langen Zeit alles durchgemacht, und dieses ist mir alles glücklich gelungen. Weil das aber als Großsprecherei hätte aufgefaßt werden können, so beachte, wie er sofort diesen Gedanken aufgreift: „Alles vermag ich in dem, der mich stärkt, nämlich in Christus“, sagt er. Nicht mein ist das Verdienst, sondern dessen, der mir die Kraft dazu verliehen hat. Weil jedoch die Wohltätigen, wenn sie sehen, daß der Empfänger für die Gabe nicht dankbar ist, sondern dieselbe verschmäht, dadurch (im Wohltun) lässiger werden — denn ihre Absicht war es, ihm einen Liebesdienst zu erweisen und seine Not zu lindern; wenn also Paulus ihre Unterstützung verschmähte, so mußten sie dadurch notwendig (in ihrer Mildtätigkeit) nachlassen —; damit nun dies nicht geschehe, so beachte, wie er es wieder gut macht Durch das bisher Gesagte wollte er ihre zu hohe Einbildung herabdrücken; durch das Folgende wieder sucht er ihren Eifer zu beleben, indem er spricht: „Gleichwohl habt ihr wohl getan, Anteil zu nehmen an meiner Bedrängnis.“ Siehst du, wie er sich von ihnen entfernt und wie er sich wieder mit ihnen vereinigt? Darin zeigt sich die echte und geistliche Freundschaft. Darum, weil ich mich (gegenwärtig) nicht in drückender Lage befinde, dürft ihr nicht glauben, daß ich eure Unterstützung nicht brauche; ich brauche sie um euretwillen. Inwiefern nun haben sie an seinen Bedrängnissen teilgenommen? Durch eben das, was er auch bezüglich seiner Bande sagte: „euch, die ihr insgesamt Mitteilnehmer an meiner Gnade seid2.“ Denn S. 217 eine Gnade ist es, für Christus leiden zu können, wie er selbst irgendwo erklärt: „Denn euch wurde von Gott die Gnade gewährt, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden3.“ Da nämlich dieser Ausspruch, so für sich allein hingestellt, ihnen leicht die Hoffnung hätte benehmen können, darum behandelt er sie wieder mit zärtlicher Sorgfalt, zollt ihnen seine Anerkennung und seinen Beifall, auch das mit Maß. Denn er sagte nicht: Ihr habt wohlgetan zu geben, sondern „Anteil zu nehmen“, um zu zeigen, daß sie dabei sogar gewonnen haben, weil sie ja dadurch Teilnehmer an seinen Kämpfen geworden sind. Er sagt nicht: mir die Bedrängnisse zu erleichtern, sondern: „Anteil zu nehmen an meiner Bedrängnis“, was viel ehrenhafter ist. — Siehst du die Demut des hl. Paulus? Siehst du seine edle Gesinnung? Nachdem er gezeigt, daß er ihre Gaben nicht für seine Person brauche, führt er nunmehr unbedenklich auch eine demütige Sprache, genau so wie die Bettler, denen du Almosen zu geben pflegst. Denn nichts verschmäht er zu tun oder zu reden. Er will sagen: Glaubet ja nicht, daß meine tadelnde Bemerkung: „endlich einmal seid ihr wieder aufgeblüht“ auf Unverschämtheit und drückende Not schließen lasse. Denn nicht, weil ich Unterstützung brauche, spreche ich so, sondern warum? Weil ich mich fest auf euch verlasse; und dies habt ihr euch selbst zuzuschreiben. Siehst du, wie er sie beschwichtigt? — Inwiefern habt ihr es euch selbst zuzuschreiben? Weil ihr vor allen andern uns beigesprungen seid und uns dadurch ermutigt habt, euch in dieser Beziehung zu erinnern. Und schau, wie würdevoll! Solange sie ihm nichts schicken, macht er ihnen keinen Vorwurf, damit es nicht scheine, als sei er auf seinen Vorteil bedacht; nachdem sie ihm aber etwas geschickt hatten, da tadelte er sie wegen der Vergangenheit; und sie ertrugen es. Denn jetzt konnte es nicht mehr den Anschein erwecken, als gehe er nur auf seinen Nutzen aus. — Er fährt fort:

V. 15: „Ihr wißt auch selbst, Philipper, daß im Anfang des Evangeliums, als ich wegzog von Mazedonien, keine S. 218 Gemeinde mit mir in das Verhältnis von Einnahme und Ausgabe trat, als ihr allein.“

Welch ein Lob! Die Korinther und Römer müssen erst dadurch, daß sie dies von ihm zu hören bekommen, angetrieben werden; die Philipper aber legten, ohne daß ihnen eine andere Gemeinde vorangegangen wäre — denn es heißt ausdrücklich: „im Anfang des Evangeliums“ —, einen so großen Eifer für den Heiligen an den Tag, daß sie, ohne ein Beispiel vor sich zu haben, selbst zuerst solche Früchte brachten. Und man kann nicht sagen, sie hätten das getan, weil Paulus bei ihnen blieb oder wegen der von ihm genossenen Wohltaten; denn er sagt ausdrücklich: „Als ich wegzog von Mazedonien, trat keine Gemeinde mit mir in das Verhältnis von Einnahme und Ausgabe, als ihr allein.“ — Was bedeutet „Einnahme“? Und was bedeutet „Verhältnis“? Warum sagt er nicht: Keine Gemeinde gab mir etwas, sondern: „Keine Gemeinde trat mit mir in das Verhältnis von Einnahme und Ausgabe“? Es handelt sich nämlich dabei um ein inniges Wechselverhältnis. Erklärt er doch selbst: „Wenn wir euch das Geistige gesät haben, ist es da etwas Großes, wenn wir euer Fleischliches ernten4 ?“ Und wiederum: „Euer Überfluß soll den Mangel jener ersetzen5.“ (Siehst du), inwiefern sie in ein Wechselverhältnis traten? „In das Verhältnis der Ausgabe“ des Fleischlichen und „der Einnahme“ des Geistigen. Gleichwie nämlich Käufer und Verkäufer miteinander in Verbindung treten durch gegenseitiges Einnehmen und Ausgeben — darin besteht eben das Wechselverhältnis — gerade so ist es auch hier der Fall. Denn unmöglich, ganz unmöglich kann es etwas Vorteilhafteres geben als dieses Tauschgeschäft: Es wird nämlich auf der Erde abgeschlossen, im Himmel aber vollzogen: die Käufer wohnen zwar auf der Erde, aber nach dem Kaufvertrag empfangen sie gegen Erlegung irdischen Wertes die himmlischen Güter.


  1. Vgl. Deut. 32, 15. ↩

  2. Phil. 1, 7. ↩

  3. Phil. 1, 29. ↩

  4. 1 Kor. 9, 11. ↩

  5. 2 Kor. 8, 14. ↩

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Commentaire sur l'épître aux Philippiens Compare
Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
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Einleitung

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
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