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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad Colossenses commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
Siebente Homilie. *Kol. II, 16 bis Kol. III, 4.*

5.

Ich weiß, daß viele sich deshalb über mich lustig machen, aber ich kehre mich nicht daran: wenn es nur etwas hilft. Reichsein verursacht in der Tat Torheit und Wahnsinn. Wenn Gold genug dazu vorhanden wäre, so möchten die Menschen auch die Erde von Gold, die Wände von Gold, vielleicht sogar den Himmel und die Luft von Gold haben. Welch ein Wahnsinn! Welch ein Frevel! Welch eine fieberhafte Gier! Dein Nebenmensch, nach Gottes Ebenbild geschaffen, kommt vor Kälte um; und du richtest dich mit solchem Geräte ein? O der Hoffart! Könnte ein Wahnsinniger die Sache noch weiter treiben? Den Stuhlgang schätzest du so hoch, daß du ihn in Silber auffängst? Ich weiß, ihr werdet starr vor S. 338 Entsetzen, daß ihr solches zu hören bekommt; allein die Frauen, die das tun, sollten sich entsetzen und die Männer, welche zu derartigen krankhaften Auswüchsen die Hand bieten; denn das ist Zuchtlosigkeit, Verwilderung, Unmenschlichkeit, Bestialität und frecher Übermut. Welche Scylla, welche Chimäre, welcher Drache, ja welcher Dämon, welcher Teufel hätte sich je so etwas einfallen lassen? Was nützt da Christus, was nützt der Glaube, wenn man es mit den Heiden oder vielmehr nicht mit den Heiden, sondern mit den Dämonen hält? Wenn man nicht einmal das Haupt mit Gold und Perlen schmücken soll1, wie wird dann derjenige Verzeihung erlangen, der sich des Silbers zu so unreinem Gebrauche bedient? Habt ihr nicht an dem übrigen genug, wiewohl auch dies nicht geduldet werden kann, daß Stühle und Fußschemel durchwegs von Silber sind? Und doch verdient auch dieses den Vorwurf der Torheit. Allein überall herrscht übertriebene Hoffart, überall Eitelkeit; nirgends beschränkt man sich auf das Notwendige, sondern überall hascht man nach dem Überflüssigen. — Ich fürchte, das weibliche Geschlecht nimmt infolge dieses Wahnsinns nach und nach die abenteuerlichste Gestalt an. Denn wahrscheinlich geht ihr Verlangen noch so weit, sogar goldene Haare haben zu wollen. Oder gesteht einmal ehrlich ein, daß euch der Gedanke daran bereits gekommen ist, daß ihr euch dazu versucht gefühlt habt und daß ihr auf einen solchen Wunsch verfallen seid; und, hielte euch nicht die Scham zurück, so würdet ihr euch dessen nicht entblödet haben. Denn wenn man sich zu Dingen versteht, die weit ungereimter sind als dies, so müssen sie meines Erachtens noch viel mehr darnach begierig sein, goldene Haare zu tragen und Lippen und Augenbrauen, kurz alles mit einer Goldschminke zu überkleistern. Wenn ihr aber die Ungläubigen spielt und in meinen Worten nur Scherz erblickt, so will ich euch etwas mitteilen, was ich gehört habe, oder besser gesagt, was jetzt noch der Fall ist. Der König der Perser trägt einen goldenen Bart, indem die in diesem Fache bewanderten Künstler seine Barthaare S. 339 wie den Einschlag eines Gewebes mit Goldfäden durchziehen; und das sieht wunderlich genug aus. —

Preis dir, Christus! Mit wie vielen Gnaden hast du uns überhäuft! Wie hast du uns befähigt, wahrhaft verständig zu sein! Von welch ungeheuerlichen, von welch sinnlosen Dingen hast du uns befreit! —

Sieh, ich sage euch voraus — es ist kein bloßer Rat mehr, sondern mein Befehl und Geheiß; wer will, mag gehorchen, wer nicht will, mag den Gehorsam verweigern —: Wenn ihr (Frauen) dieses Treiben fortsetzt, so werde ich es nicht dulden, euch nicht aufnehmen und euch nicht über diese Schwelle treten lassen. Denn was soll mir eine Menge von Kranken? Und was soll es mir, wenn ich als euer Lehrer und Erzieher das Überflüssige nicht zu verhindern suche? Nun aber hat der hl. Paulus Gold und Perlen verboten2. Wir dienen den Heiden zum Gespötte, unsere Religion erscheint ihnen als Ammenmärchen. Auch den Männern gilt diese Warnung. Du findest dich beim Unterrichte ein, um geistliche Weisheit zu lernen? So entferne jene Hoffart! Diese Aufforderung richte ich an die Männer wie an die Frauen. Und wenn jemand dem zuwiderhandelt, so dulde ich es fortan nicht mehr. Der Jünger waren nur zwölf, und höre, was Christus zu ihnen sagt: „Wollt etwa auch ihr davongehen3.}?“ Denn wenn wir durchaus nur schmeicheln, wann werden wir euch je bekehren, wann je fördern? — Aber, hält man mir entgegen, es gibt andere Sekten, und sie treten dann zu diesen über. Dieser Einwand ist ganz nichtssagend. Besser ein einziger, der den Willen des Herrn tut, als tausende, die sich darüber hinwegsetzen4. Denn sage mir, was wäre dir selbst lieber: wenn du Gott weiß wie viele Sklaven, aber lauter Ausreißer und Langfinger, oder wenn du nur einen einzigen, aber gutwilligen Diener hättest? — Sieh, ich ermahne und befehle, sowohl die Schmuckgegenstände als die genannten Gefäße zu zerbrechen und den Armen zu geben und nicht so wahnsinnig zu sein. Wer will, mag da- S. 340 gegen auftreten; wer will, mag darüber losziehen: aber ich dulde keinen solchen Mißbrauch mehr. Wenn ich mich dereinst vor dem Richterstuhle Christi verantworten muß, so steht ihr weit weg und eure Gunst; denn ich habe die Rechenschaft abzulegen. — Derartige Reden verderben alles: Er könnte am Ende, sagt man, gar abfallen und zu einer andern Sekte übertreten; er ist schwach; übe Nachsicht! — Wie oft? Wie lange? Ein-, zwei-, dreimal, nicht immerfort. — Sieh, ich wiederhole meinen Befehl und versichere mit den Worten des hl. Paulus: „daß, wenn ich abermals komme, ich nicht schonen werde5.“ Wenn ihr aber meiner Aufforderung gewissenhaft nachkommt, so werdet ihr die Größe des Gewinns, die Größe des Nutzens an euch selbst erfahren. Ja, ich bitte und beschwöre euch darum; ich stehe sogar nicht an, euch kniefällig darum anzuflehen. Welche Weichlichkeit! Welcher Luxus! Welcher Übermut! Das ist nicht mehr Luxus, sondern Übermut. Welche Torheit! Welcher Wahnsinn! Die Kirche ist von so vielen Armen umlagert, und obschon die Kirche so viele, so reiche Kinder hat, vermag sie auch nicht einem Armen zu helfen! Während der eine Hunger leidet, ist der andere toll und voll; während der eine auf Silber seine Notdurft verrichtet, hat der andere nicht einmal ein Stück Brot. Welche Verrücktheit! Welch grenzenlose Verwilderung! — Verhüte Gott, daß wir in die Lage kommen, gegen Widerspenstige einschreiten und zu unserem Leidwesen die angedrohte Strafe verhängen zu müssen! Möchtet ihr vielmehr mit bereitwilligem Gehorsam dieses alles fliehen, damit wir zur Ehre Gottes leben, von der Strafe im Jenseits verschont bleiben und der Güter, welche denen verheißen sind, die ihn lieben, teilhaftig werden; durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater gleichwie dem Heiligen Geiste Herrlichkeit, Macht und Ehre sei, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.

S. 341


  1. Vgl. 1 Tim. 2, 9. ↩

  2. Vgl. 1 Tim. 2, 9. ↩

  3. Joh. 6, 67{Vulgata 68 ↩

  4. Vgl. Ekkli. 16, 3. ↩

  5. 2 Kor. 13, 2. ↩

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Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Kolosser (BKV)
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Einleitung

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