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Works John Chrysostom (344-407) Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Dritte Homilie.

10.

Wie soll das zugehen? Ich will es dir gleich erklären. Es kommt dabei auf die rechte Gesinnung an. Hast du diese, dann kann dir der Vorfall großen Gewinn bringen, S. 591 hast du sie aber nicht, so erwächst dir daraus ein noch viel größerer Schaden, als der ist, den man dir zugefügt. Es geht dir dann, wie es Künstlern ergeht, die einen Stoff bearbeiten sollen. Der Verständige bearbeitet den Stoff in gehöriger Weise, der Unverständige richtet den Stoff zu Grunde und fügt sich dadurch Schaden zu. Aber wie soll ein solcher Vorfall gar noch Gewinn bringen? Jawohl, es ist Dieß der Fall, wenn du Gott Dank sagst, wenn du nicht jammerst und klagst, sondern mit Job ausrufst: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen. Nackt bin ich aus dem Mutterleibe gekommen, nackt werde ich auch wieder von dannen gehen.“ Mit welchem Rechte sagst du: „Der Herr hat es genommen,“ da ein Dieb das Gut geraubt? Wie kann man sich so ausdrücken? Gemach! mein Freund! Auch Job hat ja von den Gütern, die ihm der Teufel geraubt, gesagt: „Der Herr hat’s genommen.“ Wenn nun Job sich für berechtigt erachtete, sich so auszudrücken, warum solltest du nicht Dasselbe sagen können von Dingen, die dir ein Dieb geraubt? Wen bewunderst du mehr, einen Mann, der sein Vermögen unter die Armen vertheilt hat, oder den Job wegen seiner Worte? Ist Job, der Nichts gegeben hat, Denen nachzusetzen, die das Ihrige unter die Armen vertheilt haben? Du kannst mir nicht einwenden: Das kann mir nicht als Verdienst angerechnet werden. Es geschah gar nicht nach meinem Wunsche; der Dieb hat meine Habe ohne mein Wissen und Wollen fortgeschleppt. Was soll mir da für ein Lohn zu Theil werden? Auch dem Job hat der böse Feind seine Habe genommen, ohne daß jener es wußte und wollte. Wie hätte er es auch wissen und wollen sollen! Allein er hat doch den Kampf durchgefochten. Und so hast auch du es in deiner Gewalt, dasselbe Verdienst zu erwerben, wie wenn du freiwillig deine Habe geopfert hättest. Und in der That, Derjenige verdient sogar mehr Anerkennung, welcher bei erlittenem unfreiwilligen Verluste Gott Dank sagt, als wer freiwillige Opfer an Geld und Gut bringt. Denn S. 592 Letzterer wird belohnt durch das Lob von Seiten der Menschen und durch sein Gewissen und die Hoffnung auf Vergeltung; er entäußerte sich seiner Güter, nachdem er sich an die Entbehrung derselben bereits gewöhnt hatte; der Andere aber wurde seiner Habe beraubt, als sein Herz noch an derselben hing. Nein, mit Wissen und Willen seine Güter freiwillig hergeben und gegen seinen Willen derselben beraubt werden, das ist gar nicht ein und dasselbe. Denkst und sprichst du nun aber so, wie Job, dann wirst du reiche Vergeltung empfangen, reichere noch als jener. Job hat nur zweifache erhalten, dir aber hat Gott hundertfache verheißen. Aus Gottesfurcht stößest du keine Lästerungen aus; du weisest die Hilfe der Zauberer zurück, du dankest Gott für Leiden und Widerwärtigkeiten: wisse, daß du Denen gleichstehst, die ihr Herz nicht an irdisch Gut gehängt; denn würde dein Herz am Irdischen hängen, nimmer hättest du also zu handeln vermocht. Sich lange Zeit schon mit dem Gedanken an den Verlust irdischer Güter vertraut gemacht haben und plötzlichen Verlust mit Ergebung ertragen, ist durchaus nicht dasselbe. Das ist die Art und Weise, wie du den erlittenen Schaden zum Gewinne umgestalten kannst, und wenn du es so machst, dann gereichen dir die (durch den Dieb) bereiteten Nachstellungen des Teufels keineswegs zum Schaden, sondern vielmehr zum Nutzen.

VI. Wie entsteht aber durch den Verlust zeitlicher Güter) auch Schaden? Das ist dann der Fall, wenn die Seele Schaden leidet. Der Dieb hat dich geschädigt an deinem Eigenthum: welchen vernünftigen Grund hast du, dich wegen der gleichen Ursache selbst auch noch an der Seele zu schädigen? Warum sollst du dir im Unmuth über den durch Andere erlittenen Schaden auch noch freiwillig selber Nachtheil zufügen? Der Dieb hat dich in Armuth gestürzt, du aber willst dir schaden in Bezug auf viel wichtigere Dinge? Der Dieb hat dich um irdische Güter gebracht, die früher oder später einmal, auch gegen deinen S. 593 Wunsch und Willen, von dir weichen werden, und du wolltest dich darob der himmlischen Schätze berauben? Der Teufel hat dich betrübt durch den Raub deiner Güter: betrübe du ihn, dadurch, daß du Gott dafür dankest! Mache ihm keine Freude! Das würdest du aber thun, wofern du dich an Zauberer wendest. Dankst du aber Gott, so bereitest du dem bösen Feinde argen Verdruß.

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Commentaire sur la première épitre aux Thessaloniciens Compare
Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

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