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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Vierte Homilie.

1.

S. 601 Sehet, wie der Teufel das Weib versucht hat! Warum gebraucht aber der Apostel nicht den Ausdruck „wankend gemacht“, sondern „versucht“? Er will damit sagen: Ich habe nur befürchtet, daß ihr versucht worden seid. Versuchungen nennt er noch kein Wanken. Denn nur Diejenigen, welche der Versuchung nachgeben, diese wanken. O staunenswerthe Liebe eines heiligen Paulus! Ihn kümmern nicht die Trübsale und Nachstellungen, die ihn selbst betrafen. (Ich bin nämlich der Ansicht, daß er damals in Athen geblieben sei, wie auch Lukas sagt: „Er blieb drei Monate in Hellas, da die Juden ihm Nachstellungen bereiteten.“1 ) Also nicht die eigenen Gefahren kümmerten ihn, sondern nur das Loos seiner Jünger lag ihm am Herzen. II. Der heilige Paulus übertrifft in seiner Liebe alle natürlichen Väter. Denn diese vergessen in Trübsal und Gefahr Alles; St. Paulus aber war wegen der Seinen so in Angst und Sorge, daß er trotz seiner gefährlichen Lage den Timotheus, seinen einzigen Trost und Mitarbeiter zu ihnen sandte.

„Und ob nicht etwa unsere Arbeit vereitelt worden sei.“ Wozu diese Besorgniß? Denn wenn auch die Gläubigen abgefallen wären, so wäre Dieß doch nicht durch seine Schuld oder Nachläßigkeit geschehen. „Mag sein, allein meine Liebe zu ihnen würde dann doch eben ihr Werk vereitelt sehen.“

Ob nicht etwa der Versucher euch versucht hat.

Der Versucher stellt uns nach, ohne zu wissen, ob er uns überwinden werde. Wenn er uns nun angreift, ungewiß des Erfolges, wenn wir aber wissen, daß wir ihm gar sehr überlegen sein werden, warum wachen wir nicht S. 602 sorgfältig? Daß er uns anfalle, ohne seines Erfolges gewiß zu sein, ist bei Job offenbar geworden. Denn damals sprach der böse Geist zu Gott: „Hast du ihn nicht mit einem Walle umgeben von innen und von außen? Nimm ihm einmal seine Habe, und er wird dich ins Angesicht lästern.“2 Er versucht eben. Gewahrt er eine Schwäche, so greift er an, wo nicht, so weicht er.

Und ob nicht unsere Arbeit vereitelt worden sei.

Vernehmt Alle, wie Paulus gearbeitet hat! Er sagt nicht: „Unser Werk,“ sondern unsere „Arbeit“. Er sagt nicht: „Ob ihr verloren gegangen seid,“ sondern: „unsere Arbeit vereitelt worden sei.“ Wenn auch etwas Schlimmes eingetreten wäre, so hätte Dieß nicht befremden können. Daß aber nichts Derartiges geschah, setzt uns mit Recht in Erstaunen. Der Apostel sagt selbst: So Etwas habe ich befürchtet, es ist aber das Gegentheil eingetreten. Ihr habt nicht nur meine Betrübniß nicht vermehrt, sondern sogar Trost bereitet.

*Nun aber, da Timotheus von euch zu uns zurückgekommen ist und uns so erfreuliche Nachricht bringt von eurem Glauben und eurer Liebe.

„Da er uns so erfreuliche Nachricht bringt.“ Beachtet, wie sich hierin die große Freude des Apostels kund gibt! Er sagt nicht: „Da er uns benachrichtigt,“ sondern: „da er uns erfreuliche Nachricht bringt.“ Solch eine Freude bereitete ihm ihre Standhaftigkeit und ihre Liebe. Denn wenn erstere fort dauert, S. 603 muß auch letztere fortbestehen. Über ihre Liebe freute er sich, weil sie eine Frucht ihres Glaubens war.

„Und daß ihr uns noch immer in gutem Andenken haltet und Verlangen traget, uns zu sehen, wie auch wir euch.“ Das Lob, das den Gläubigen gespendet wird, besteht darin, daß der Apostel eigentlich sagen will: Nicht nur, so lange ich bei euch weilte, nicht nur, als ich Wunder wirkte, sondern auch jetzt, da ich ferne von euch bin, da ich gegeißelt werde, da ich unzählige Leiden erdulde, bewahret ihr mir ein gutes Andenken. Sehet, wie solche Schüler gelobt und gepriesen werden, die ihren Lehrern ein gutes Andenken bewahren! Diesen wollen wir nachahmen! Nützen wir uns ja dadurch nur selbst, nicht den Meistern, die wir lieben.

„Und daß ihr Verlangen traget, uns zu sehen, wie auch wir euch.“ Diese letzte Äußerung mußte auch die Gläubigen freuen; denn es ist für den Liebenden ein Trost und eine Aufmunterung, zu wissen, der Geliebte habe Kenntniß davon, daß man ihn liebe.


  1. Apostelg. 20, 3. ↩

  2. Job 1, 10. ↩

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Commentaire sur la première épitre aux Thessaloniciens Compare
Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

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