• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Zehnte Homilie.

3.

II. Diese Worte sind an die Vorsteher gerichtet. Ermahnet, sagt der Apostel, die Ungefügen, lasset sie nicht hart und herrisch an, in aller Milde und Sanftmuth sollt ihr die Kleinmüthigen trösten, euch der Schwachen annehmen und Geduld haben mit Allen. Denn wer mit Härte und Bitterkeit getadelt wird, der gibt gar leicht das Streben, wieder auf den rechten Weg zu kommen, ganz auf, kümmert sich immer weniger um die Autorität des Priesters und schüttelt am Ende das Joch derselben ganz ab. Darum gibt der Apostel den Vorstehern die Vorschrift, sie sollen die ihrer Natur nach bittere Arznei der Zurechtweisung durch eine milde Form der Mahnung möglichst versüßen.

Was hat man aber unter den „Ungefügen“ zu verstehen? Das sind Diejenigen, welche nicht nach dem Willen Gottes handeln. Denn in der Kirche muß eine noch viel größere Ordnung herrschen als in einem Kriegsheere. Darum ist der Schmähsüchtige ein Ungefüger, ist der Trunksüchtige und Habsüchtige ein Ungefüger, und Alle, so da Sünde begehen, sind Ungefüge, denn sie fügen sich nicht in die ihnen vorgezeichnete Ordnung, treiben sich außerhalb der S. 704 ordnungsgemäßen Kampfreihe herum und gehen daher zu Grunde. Außer den genannten Sünden gibt es noch eine andere Art, zwar nicht von so grober Beschaffenheit, aber doch auch eine Sündengattung, das ist die Schwachherzigkeit mit all ihren Folgen. Denn sie kann die Menschen ebenso ins Verderben stürzen wie geistige Trägheit. Wer nicht im Stande ist, Beleidigungen willig hinzunehmen, der ist schwachherzig; wer Versuchungen nicht starkmüthig widerstehen kann, der ist schwachherzig. Bei den Schwachherzigen fällt der gute Samen auf felsiges Erdreich.

Eine andere Form der sündhaften Unvollkommenheit ist die Schwäche. Mit Beziehung hierauf sagt der Apostel: „Nehmet euch an der Schwachen!“ Er meint hiemit die Schwachen im Glauben, denn auch in dieser Beziehung gibt es eine krankhafte Schwäche. Die damit Behafteten will aber der Apostel nicht verachtet wissen, sondern auch sonst empfiehlt er sie schonungsvollst, wenn er z. B. an einer andern Stelle sagt: „Nehmet euch an Derer, die noch schwach sind im Glauben!“1 Wir lassen ja auch an unserm leiblichen Organismus kein schwaches Glied zu Grunde gehen.

*Habet Geduld mit Allen!

Mit Allen? Also auch mit den Unfügsamen? Ja wohl und zwar ganz besonders. Denn die Geduld ist in der Hand der Lehrer das allervorzüglichste Heilmittel, dem kein anderes an Kraft gleichkommt, das auf Den, der gehorchen soll, am allermeisten Eindruck macht. Die Geduld ist im Stande, auch den verwildertsten und frechsten Menschen so umzustimmen, daß er lenksam und für edlere Regungen wieder empfänglich wird.


  1. Röm. 14, 11. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (147.23 kB)
  • epubEPUB (126.03 kB)
  • pdfPDF (496.93 kB)
  • rtfRTF (395.78 kB)
Translations of this Work
Commentaire sur la première épitre aux Thessaloniciens Compare
Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy