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Works John Chrysostom (344-407) Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Eilfte Homilie.

1.

19. Den Geist löschet nicht aus! 20. Weissagungen verschmähet nicht! 21. Alles aber prüfet! Was gut ist, behaltet! 22. Vermeidet jeden Schein des Bösen!

I. Dichte Finsterniß, Nacht und Dunkel bedeckt die ganze Erde. Im Hinblick darauf sagt der Apostel: „Wir waren einmal Finsterniß ;“1 und an einer andern Stelle: „Ihr Brüder, seid nicht in Finsterniß, daß der Tag des Herrn euch wie ein Dieb überfalle!“2 Weil es nun, wenn ich so sagen soll, stockfinstere, mondlose Nacht ist, und wir in dieser Nacht wandeln müssen, so hat uns Gott ein hellstrahlendes Licht gegeben, indem er unsere Herzen durch die Gnade des hl. Geistes erleuchtete. Dieses Licht nun S. 716 haben die Einen, nachdem sie desselben theilhaftig geworden, noch heller und glanzvoller werden lassen, wie Paulus, Petras und alle übrigen Heiligen, Andere aber haben es ausgelöscht, wie jene fünf Jungfrauen, wie Diejenigen, welche im Glauben Schiffbruch gelitten haben, wie jener Unzüchtige zu Korinth, wie die abgefallenen Galater. Darum sagt jetzt der Apostel:

„Den Geist löschet nicht aus!“ Damit meint er „seine Gnade“, denn der Apostel pflegt die Gnade des hl. Geistes so zu bezeichnen. Diese Gnade wird aber ausgelöscht durch ein unreines Leben. Denn wie man das Licht einer Lampe auslöscht, wenn man Wasser darauf gießt oder Erde darauf schüttet oder auch nur das Öl herausnimmt, so verhält es sich auch mit der Gnade. Wenn du sie mit Irdischem oder mit den Sorgen für vergängliche Dinge überschüttest, so löschest du den Geist aus. Wenn du aber auch nichts Solches thust, so wird sie, wenn von irgend einer Seite her der rauhe Wind einer Versuchung weht, dennoch erlöschen, wofern nicht die Flamme sehr stark, der Vorrath an Öl nicht sehr groß, das Fenster nicht versperrt, die Thüre nicht verschlossen ist. Was ist aber hier unter Fenster zu verstehen? Was für die Lampe das Fenster ist, das ist für den Menschen das Auge und das Ohr. Laß durch diese nicht die scharfe Zugluft der Sünde eindringen, sonst löscht sie die Lampe aus; verschließe sie mit der Furcht Gottes! Die Thüre ist der Mund. Verschließe diese Thüre fest und verriegle sie, damit sie zwar Licht einlasse, aber doch jeden Wind von außen abhalte! Es hat dich z. B. Jemand beschimpft oder geschmäht. Schließe deinen Mund, denn so du ihn öffnest, vergrößerst du nur den Sturm. Denke dir, die Thüren zweier Häuser stehen einander gegenüber, und es erhebt sich ein starker Wind. Ist die eine der beiden Thüren geschlossen, so daß kein Zugwind entsteht, so kann der Sturm Nichts ausrichten, seine Kraft ist gebrochen. So ist’s dann auch bei dir und deinem Gegner. Es sind zwei Thüren vorhanden: dein S. 717 Mund und der Mund Dessen, der dich schmäht und beschimpft. Wenn du nun deinen Mund schließest, so daß kein Gegenzug entsteht, so ist dem Sturm seine Kraft genommen. Öffnest du aber deinen Mund, so kann ein gar arger Sturm entstehen. Lasset also die Gnade in euch nicht auslöschen! Oft erlischt aber die Flamme ohne eine solche Veranlassung, z. B. wenn das Öl ausgeht. Das heißt, die Gnade des Geistes kann erlöschen, wenn wir nicht Barmherzigkeit üben. Denn durch Gottes Barmherzigkeit ist er zu dir gekommen; findet er nun bei dir nicht die Frucht der Barmherzigkeit, so entweicht er, denn in der Seele, die keine Barmherzigkeit kennt, ist nicht seines Bleibens. Wie es aber dann geht, wenn das Licht des Geistes ausgelöscht ist, das wißt ihr, die ihr schon einmal in mondloser Nacht auf der Reise gewesen seid. Wenn es schon schwierig ist, bei Nacht von einem Lande ins andere zu wandern, wie kann man dann mit Sicherheit denjenigen Pfad wandeln, der von der Erde zum Himmel führt! Und wißt ihr nicht, wie viele böse Geister sich in diesen Gegenden herumtreiben? Wie viele Raubthiere, wie viele Geschöpfe der Bosheit? Besitzen wir nun jenes Licht, so können sie uns nicht schaden; löschen wir es aber aus, so fallen sie sogleich über uns her und entreißen uns Alles, was wir haben, wie die Diebe, welche ja auch das Licht auslöschen, bevor sie an ihr Werk gehen. Jene bösen Geister sehen nämlich in dieser Finsterniß, weil sie Werke der Finsterniß üben, wir dagegen können in dieser Finsterniß Nichts thun.


  1. Eph. 5, 8. ↩

  2. I. Thess. 5, 4. ↩

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Commentaire sur la première épitre aux Thessaloniciens Compare
Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

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