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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ii ad Thessalonicenses homiliae 1-5 Homilien über den II. Thessalonicher-Brief (BKV)
Dritte Homilie.

8.

Warum aber soll ich, sagst du, in die Kirche gehen, wenn kein Prediger zu hören ist? Das ist eine Ausrede, welche die Quelle unzähliger, tiefgreifendster Mißstände ist. Warum soll überhaupt ein Prediger unbedingt nothwen- S. 775 diges Erforderniß sein? Das ist durch unsere Bequemlichkeit so geworden. Wozu ist überhaupt eine kunstgerechte Predigt nothwendig? Der Inhalt der heiligen Schrift ist klar und deutlich, und die nothwendigen Glaubenswahrheiten sind erkennbar. Euch jedoch ist es nur um Ohrenschmaus zu thun, und darum stellt ihr eine solche Forderung. Aber sage mir doch einmal Einer, welch rednerischen Prunk hat denn der heilige Paulus entfaltet. Und dennoch hat er die ganze Welt bekehrt! Wie zierlich hat denn der unstudierte Petrus gesprochen? Aber, sagst du, ich verstehe den Sinn der heiligen Schrift nicht. Warum sollst du ihn denn nicht verstehen? Sie ist ja doch nicht in hebräischer oder lateinischer oder in einer andern fremden Sprache verfaßt. Ist sie denn nicht griechisch geschrieben? Das wohl, sagst du, aber sie ist dunkel. Aber sage mir einmal, was denn da dunkel ist! Sind nicht Erzählungen darin enthalten? Das, was klar und deutlich ist, verstehst du, damit du dann dem Dunkeln nachforschen kannst. Eine große Menge von Erzählungen finden sich in der heiligen Schrift. Wie, lasse einmal eine davon hören! Siehe, du kannst es nicht! Darum sind deine Einwendungen leere Ausflüchte. In der Predigt, sagst du, hört man Tag für Tag dasselbe. Aber ist das nicht auch im Theater der Fall? Siehst du bei den Pferderennen nicht auch immer das Nämliche? Sind nicht deine Berufsgeschäfte fast immer dieselben? Ist’s nicht immer derselbe Sonnenaufgang? Sind es nicht immer dieselben Nahrungsmittel, welche wir genießen? Weil du sagst, du hörtest in der Predigt immer Dasselbe, so möchte ich dich doch einmal Etwas fragen. Sage mir, von welchem Propheten ist die vorgelesene Stelle, von welchem Apostel oder aus welchem Briefe? Doch siehe, du weißt es nicht, ja, es scheinen dir diese Dinge ganz neu und fremd zu sein. Also, wenn du gesonnen bist, dich der Bequemlichkeit hinzugeben, so schützest du vor, man höre in der Predigt immer das Nämliche; fragt man dich aber Etwas, so stehst du da, wie wenn du noch nie Etwas davon gehört hättest. Wäre S. 776 immer von dem Nämlichen die Rede, so müßtest du es ja wissen; nun aber weißt du ja Nichts davon. — Das sind beweinenswerthe Zustände; ja beweinens- und beklagenswerth ist es, daß der Arbeiter so umsonst arbeitet. Gerade wenn unsere Vorträge immer die gleichen Gegenstande behandelten, so solltet ihr um so lieber aufmerksam sein, weil wir euch keine Mühe zumuthen, weil wir euch nichts Neues und Fremdes bringen. Nun sind aber die Gegenstände unseres Vortrages nicht immer dieselben, sondern immer andere. Schenkt ihr denn diesen Aufmerksamkeit? Auch nicht. Wenn ich nun frage, warum ihr auch unsere Predigten nicht behaltet, so antwortet ihr: Nur einmal haben wir sie ja gehört, und wie ist es da möglich, sie zu behalten? Ich frage: Warum gebt ihr nicht auf die Predigt Acht? Ihr antwortet: Weil wir immer einerlei hören. Kurz, lauter Einwendungen der Bequemlichkeit. Doch, dieß wird nicht immer so fortgehen; es wird eine Zeit kommen, wo wir darüber schmerzlich wehklagen werden, aber die Reue wird dann zu spät sein. Möge Gott letzteres gnädig verhüten! Aber er gebe, daß wir unsern Sinn ändern, daß wir mit Aufmerksamkeit und Andacht sein Wort hören, uns guter Werke befleißigen und mit größtem Eifer an der Besserung unsers Lebens arbeiten, auf daß wir theilhaftig werden jener Güter, die Gott Denen verheißen hat, die ihn lieben, durch die Gnade und Liebe unsers Herrn Jesu Christi, welchem mit dem Vater und dem hl. Geiste Ehre, Ruhm und Preis sei in alle Ewigkeit! Amen.

S. 777

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Thessaloniciens Compare
Homilien über den II. Thessalonicher-Brief (BKV)

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