• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works John Chrysostom (344-407) In epistulam i ad Timotheum argumentum et homiliae 1-18 Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)
Achte Homilie.

III.

Du hast Christum als Bräutigam; warum suchst du menschliche Liebhaber anzulocken? Er wird dich einst des Ehebruches zeihen. Warum trägst du nicht den Schmuck, der ihm gefällt, der ihm lieb ist: die Schamhaftigkeit, Ehrbarkeit, den echten Schmuck, das ehrbare Gewand? Wir können die Buhlerinen und Jungfrauen gar nicht mehr unterscheiden. Sieh’, welche Schande sie sich selber anthun! Eine Jungfrau darf nicht kokett, sie muß einfach und anständig gekleidet sein; aber jetzt verwendet man die raffinirteste Sorgfalt auf den äusseren Putz. Laß ab von deiner Thorheit, o Weib, trage diese Sorgfalt auf deine Seele über, auf den inneren Schmuck! Gerade der Schmuck, der aussen herum hängt, nimmt dem innern die Schönheit. Wer um jenen sich so sehr bemüht, der vernachlässigt diesen, gleichwie, wer den äusseren Schmuck vernachlässigt, seinen ganzen Eifer auf den inneren concentrirt. Sage mir nicht: „Mein Gott, ich trage ja ein abgeschabtes Kleid, schlechte Schuhe, einen ganz gewöhnlichen Schleier. Was ist denn das für ein Putz?“ Betrüge dich nicht selber! Es ist möglich, wie ich schon sagte, mit solchen Dingen mehr Koketterie zu treiben als mit den andern: gerade mit abgeschabten Kleidern, wenn sie am Körper anliegen und in schamloser Weise die Formen deutlich zeigen, und wenn sie in der Farbe auf Effekt berechnet sind. Bei mir S. 104 kannst du so Etwas vorbringen; was wirst du aber zu Gott sagen, der die Absicht kennt, mit der du so Etwas thust? Aber du hast keine buhlerischen Absichten dabei? Was denn? Willst du bloß bewundert werden? Aber schämst du dich nicht, erröthest du nicht, wenn du wegen solcher Dinge bewundert sein willst? Ich befasse mich, sagt man, ganz einfach mit meiner Toilette, ohne jede Nebenabsicht. Gott weiß es, was du mir da vormachest. Mir brauchst du ja nicht Rechenschaft zu geben, sondern ihm, dessen Auge sieht, was man thut, und der es dereinst untersuchen wird; ihm, vor welchem Alles nackt und bloß dasteht. Deßhalb spreche ich auch jetzt von der Sache, um euch vor jenem Gerichte zu bewahren. Fürchten wir, er möchte auch an euch den Vorwurf richten, den er durch den Propheten den Weibern der Juden machte: „Sie kamen, daß ich sie in ihrer Ausgelassenheit sehen sollte und in dem Spiel ihrer Füße.“1 Nehmet den großen Kampf auf, wo man Kraft braucht, nicht Schönheit, eine starke Faust, nicht eine weiche Hand. Siehst du nicht die Faustkämpfer und Athleten? Kümmern diese sich um ihren Gang, um ihren Anzug? Durchaus nicht. Das ist ihnen vielmehr ganz gleichgiltig, sie nehmen einen Mantel um, der von Öl trieft, sie kümmern sich nur um Eines, daß sie einen Schlag versetzen und nicht einen erhalten. Der Teufel steht da mit den Zähnen knirschend und lauert allenthalben auf dich als seine Beute. Du aber beachtest ihn nicht, beschäftigt mit deinem satanischen Putz. Gar nicht reden will ich von der Stimme, wie viele auch sie verkünsteln, von den Salben, von allen anderen Toilettemitteln. Deßhalb lachen auch die weltlichen Frauen über uns. Die Würde der Jungfräulichkeit ist dahin. Niemand achtet mehr eine Jungfrau, wie man sie eigentlich achten sollte. Sie selbst haben sich um die Achtung gebracht. Sollten S. 105 sie nicht in der Kirche Gottes geehrt werden, als wären sie Töchter des Himmels? Heutzutage aber sind sie verachtet aus eigener Schuld; die Verständigen unter ihnen können Nichts dafür. Wenn nämlich eine Frau, die Mann und Kinder hat, die einem Hauswesen vorsteht, die Wahrnehmung machen muß, daß du, die du am Kreuze hängen solltest, mehr dem Putze anhängst als sie selber, wie sollte sie dich nicht verlachen, nicht verachten? Welcher Eifer, welche Sorgfalt bei dir! Durch Einfachheit willst du die Schmuckbeladene besiegen, willst schöner aussehen als die von Gold Strotzende. Was dir gut steht, Das suchst du nicht, was dir schlecht steht, dem gehst du nach, während du doch guten Werken nachgehen solltest. Deßhalb sind die Jungfrauen weniger geachtet als die weltlichen Frauen. Sie führen nämlich keinen der Jungfrauschaft entsprechenden Wandel. Das will ich nicht zu allen Jungfrauen gesagt haben, oder ja zu allen, zu jenen nämlich, die sich getroffen fühlen, damit sie zur Einsicht kommen, zu denen, die sich nicht getroffen fühlen, damit sie die andern zur Einsicht bringen. Aber sehet zu, daß meine Strafe predigt nicht zur Verwirklichung komme! Nicht um euch zu kränken, habe ich sie gehalten, sondern damit ich euch bessere, damit ihr mir Ehre machet.2 Möchten wir alle thun, S. 106 was Gott gefällt, möchten wir zu seiner Ehre leben, damit wir auch einst der verheissenen Seligkeit theilhaftig werden durch die Gnade und Barmherzigkeit unsers Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater und dem heiligen Geiste sei Herrlichkeit, Macht und Ehre jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.

S. 107


  1. Is. 3, 16. ↩

  2. Diese Paränese wirft interessante Streiflichter auf damalige Verhältnisse. Wir sehen daraus, daß es eine Genossenschaft von Jungfrauen gab, die eine Art geistlicher Korporation bildeten. Es ist ja die Rede von Solchen, „die sich der Jungfrauschaft geweiht haben“ (αἱ παρθενίαν ἀναδεδεγμέναι), und ihnen werden die „weltlichen Frauen“ (αἱ κοσμικαί) gegenübergestellt. Sie hatten offenbar eine besondere Tracht, als deren Bestandtheile sich nach obigen Schilderungen folgende darstellen. Ein Kleid (χίτων) von blauer Farbe, durch einen Gürtel unter der Brust zusammengehalten; ein miederartiges, vorne zugenesteltes Brusttuch (περιστηθίς); ein weisses Tuch, straff über die Stirne gespannt (κάλυμμα); ein schwarzer, über den Kopf drapirter Ueberwurf (φάρος); Sandalen (ὑποδήματα) von schwarzer Farbe; endlich Handschuhe (τὰς χεῖρας ἐνδιδύσκουσιν). ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (181.62 kB)
  • epubEPUB (158.04 kB)
  • pdfPDF (622.11 kB)
  • rtfRTF (497.82 kB)
Translations of this Work
Commentaire sur la première épitre à Timothée Compare
Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy