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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam i ad Timotheum argumentum et homiliae 1-18 Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)
Zehnte Homilie.

II.

Da also der Kirche Nachstellungen bevorstanden, deßhalb verlangte er eine nur mäßige Tugend, nicht jene himmlische und erhabene. Nüchtern, wohlgesittet, ehrbar sein, Das konnten Viele.

„Die Kinder in Zucht haltend in aller Ehrbarkeit.“ Er muß in seinem Hause ein gutes Beispiel geben. Denn wer könnte glauben, daß er einen nicht Angehörigen in Zucht hält, wenn er es bei seinem Sohne nicht thut?

„Seinem eigenen Hause gut vorstehend.“ Das sagen auch die Heiden, daß der gute Hauswirth auch leicht einen guten Vorsteher für eine Gemeinde abgibt. Denn die S. 122 Kirche ist Dasselbe wie ein Hauswesen im Kleinen. Wie es im Hauswesen Kinder gibt, eine Frau und Gesinde, und der Mann über Alle die Herrschaft führt, so gibt es auch in der Kirche nichts Anderes, Kinder, Frauen und Dienstboten. Und wenn der Vorsteher der Kirche Theilnehmer hat an seiner Herrschaft, so hat auch dort der Mann eine solche Theilnehmerin an der Frau. Aber in der Kirche hat man die Sorge für Verpflegung von Wittwen und Jungfrauen. Auch im Hauswesen hat sie der Mann für Diener und Töchter. Freilich ist die Führung eines Hauswesens leichter. Nachdem nun der Apostel weiter gesagt:

Wenn aber Einer seinem eigenen Hause nicht gut vorzustehen weiß, wie könnte er die Kirche Gottes besorgen? —

fährt er fort:

6. Keinen Neugepflanzten (νεόφυτον).

Nicht einen jüngeren Mann meint er, sondern einen, der erst jüngst sich zum Christenthum bekehrt hat. „Ich habe gepflanzt,“ sagt er einmal, „Apollo hat begossen, aber Gott hat das Wachsthum verliehen.“1 Darauf bezieht sich der Ausdruck: „Neugepflanzt“. Aber was hinderte, zu sagen: „Einen jüngeren Mann“? Weßhalb hätte dann der Apostel selbst den Timotheus als jüngeren Mann zu Dem gemacht, was er war? Er bezeugt Das, indem er zu ihm sagt: „Niemand soll dich wegen deiner Jugend verachten!“2 Die Sache liegt vielmehr so: Da zu jener Zeit aus dem Kreise der Heiden Viele zum Christenthum übertraten und sich taufen ließen, so will der Apostel sagen: „Befördert nicht gleich einen Neugepflanzten, d. h. einen Neugetauften zur höchsten Stelle!“ Denn wenn er S. 123 sofort ein Lehrer wird, bevor er noch recht ein Schüler gewesen, so verfällt er in Größenwahn; wenn er in den Kreis der Vorgesetzten eintritt, bevor er Untergebener gewesen, so wird er aufgeblasen. Deßhalb heißt es weiter:

„Damit er nicht aufgeblasen werde und dem Gerichte des Teufels verfalle,“ d. h. derselben Strafe, welche dieser für seinen Größenwahn zu erdulden hat.

7. Er muß aber auch ein gutes Zeugniß haben von Denen, die draussen sind, damit er nicht in Schimpf und Schande gerathe und in den Fallstrick des Teufels.

Ganz richtig; denn sonst würde er das Opfer ihrer bösen Zunge werden. Vielleicht sagte er auch deßhalb, der Bischof solle der Mann eines Weibes sein, obschon er anderwärts sagt: „Ich will, daß alle Menschen so seien wie ich,“3 d. h. enthaltsam. Damit er also die Grenzen nicht zu enge ziehe, wenn er einen ganz vollkommenen Lebenswandel verlangt, so hat er sich mit einem geringeren Maße der Tugend begnügt. Es mußte ja in jeder einzelnen Stadt ein Vorsteher aufgestellt werden. Höre, wie er an Titus schreibt: „Damit du in jeder Stadt älteste bestellest, wie ich dir aufgetragen habe.“4

Wie aber, wenn der Bischof ein „gutes Zeugniß“ hätte und einen guten Ruf, und wenn sein Wandel demselben nicht entspräche? Das ist kaum denkbar. Denn es wird ja selbst an braven Männern von Seiten ihrer Feinde kaum ein gutes Haar gelassen. Übrigens hat sich ja der Apostel damit allein nicht begnügt. Er sagt nicht: „Der Bischof muß ein gutes Zeugniß haben,“ sondern: „Der S. 124 Bischof muß ein gutes Zeugniß haben.“ Unter Anderm muß er auch Das haben; also nicht Das allein.

Wie nun, wenn sie ihn verläumden würden ohne Ursache und bloß aus Neid, zumal da sie Heiden sind? Das ist nicht wohl möglich; denn wer einen tadellosen Wandel führt, der ist auch bei den Heiden geachtet. Wie ist Das zu verstehen? frägt man. Höre, wie der Apostel von sich selber sagt: „Bei üblem und bei gutem Rufe.“5 Nicht sein Leben bemängelte man, sondern seine Predigt. Darauf bezieht sich der „üble Ruf“. Als Schwindler und Betrüger verläumdete man ihn wegen seiner Predigt. Und Das thaten sie, weil sie an seinem Leben Nichts zu bemängeln fanden. Weßhalb hat denn von den Aposteln Niemand behauptet, sie seien Lüstlinge, Prasser, Geizhälse, sondern Betrüger, was sich nur auf die Predigt beziehen konnte? Nicht deßhalb, weil ihr Leben tadellos war? Offenbar. Ein solches Leben also müssen auch wir führen, und Niemand wird uns verläumden, auch wenn er unser Feind und wenn er ein Ungläubiger ist. Ein durch seinen Wandel hervorragender Mann ist sogar diesen Leuten ehrwürdig; denn die Wahrheit stopft auch den Feinden den Mund.

Wie könnte ein Bischof „in den Fallstrick des Teufels gerathen“? Wenn er häufig in dieselben Sünden fiele wie die Andern. Ist es einmal soweit mit ihm, dann legt ihm der Teufel alsbald noch einen anderen Fallstrick, und alsbald sind die Andern mit ihm fertig. Wenn er übrigens von seinen Feinden eines guten Zeugnisses bedarf, so muß er es noch viel mehr von Seiten seiner Freunde haben. Denn daß Der, welcher einen tadellosen Wandel führt, überhaupt nicht in üblen Ruf kommen kann, darüber höre man die Worte Christi: „Euer Licht S. 125 leuchte vor den Menschen, damit sie euere guten Werke sehen und eueren Vater preisen, der im Himmel ist!“

Wie nun, wenn Jemand das Opfer grundloser Verdächtigung wird und ohne sein Zuthun der Verläumdung verfällt? Auch dieser Fall kann eintreten. Ein Solcher darf aber nicht zum bischöflichen Amte befördert werden, Das wäre sehr bedenklich. „Er muß auch ein gutes Zeugniß haben,“ heißt es. Euere Werke sollen „leuchten“. Gleichwie also Niemand behaupten würde, die Sonne sei finster, nicht einmal der Blinde selber, denn er würde sich schämen, der allgemeinen Überzeugung zu widersprechen: ebenso würde über einen vollkommen braven Mann Niemand einen Tadel aussprechen. Um der Glaubenslehren willen mögen die Heiden die Bischöfe oftmals verläumden; an einem frommen Lebenswandel aber dürften sie nicht rühren; ein solcher ist für sie wie für alle Andern ein Gegenstand der Bewunderung und Verehrung.


  1. I. Kor. 3, 6. ↩

  2. I. Tim. 4, 16. ↩

  3. I. Kor. 7, 7. ↩

  4. Tit. 1, 5. ↩

  5. II. Kor. 6, 8. ↩

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Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)

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