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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam i ad Timotheum argumentum et homiliae 1-18 Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)
Zwölfte Homilie.

III.

Solches trage vor, Solches laß dir angelegen sein! Das heißt „auferzogen in den Worten des Glaubens“. Ermahne dazu nicht bloß Andere, will der Apostel sagen, sondern laß es dir auch selber angelegen sein! Denn du bist S. 151 „aufgezogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre, die du befolgt hast. Die profanen Altweiberfabeln weise ab!“ Warum heißt es nicht: „Halte dich ferne davon“ (ἀπέχου), sondern: „Weise sie ab“ (παραιτοῦ)? Das bedeutet die gänzliche Meidung derselben. Was der Apostel sagen will, ist Folgendes: Laß dich nicht einmal dazu herbei, zur Übung über diese Dinge zu sprechen, sondern trage deiner Gemeinde nur das Richtige vor! Der Kampf gegen verkehrte Meinungen bringt niemals einen Nutzen, ausser in dem Falle, daß ein Schaden erwachsen würde und es aussähe, als ob wir im Gefühl der Schwäche ein Wortgefecht mit solchen Leuten vermeiden würden.

„Übe dich vielmehr als Kämpfer in der Gottseligkeit,“ d. h. in einem reinen Leben, in einem vollkommenen Wandel! Der Gymnastiker thut, auch wenn es nicht Zeit zum Wettkampfe ist, doch Alles so, als wäre er in einem solchen begriffen, ist enthaltsam, immer im kampfbereiten Zustand, müht sich im Schweiße seines Angesichtes ab.

„Übe dich in der Gottseligkeit! Denn die leibliche Kampfübung ist zu wenig nütze; die Gottseligkeit aber ist zu Allem nütze und hat die Verheissung des gegenwärtigen und künftigen Lebens.“ Warum hat wohl, frägt man, der Apostel hier der leiblichen Kampfübung gedacht? Er wollte durch vergleichende Zusammenstellung den Vorzug der geistigen Kampfübung darthun und zeigen, daß jene viel Mühe verursacht und doch keinen nennenswerthen Gewinn bringt, diese aber einen dauerhaften und reichlichen. Ebenso sagt er den Frauen, sie sollen sich nicht mit Haarflechten oder Gold oder Perlen oder Prachtgewändern schmücken, sondern, wie es Frauen ziemt, die sich zur Gottseligkeit bekennen, mit guten Werken.

„Das ist ein treues Wort und jeglicher Abnahme werth. Darauf hin mühen wir uns ab und lassen uns schmähen.“ Paulus ließ sich schmähen und du bist voll S. 152 Ungeduld? Paulus mühte sich ab, und du willst ein bequemes Leben führen? Hätte er ein solches geführt, dann wäre er nicht so vieler Gnaden theilhaftig geworden. Denn wenn die irdischen Güter, zweifelhaft und vergänglich wie sie sind, niemals ohne Mühe und Schweiß errungen werden, so ist Das bei den geistigen noch weit mehr der Fall. Doch nicht, sagt man; jene werden vielmehr Vielen durch Erbschaft zu Theil. Nun, wenn auch Das der Fall ist, so hat die Bewachung und Erhaltung dieses Besitzes auch ihre Mühen, und die Besitzenden müssen sich nicht weniger abmühen und abplagen. Und ich kann Das behaupten, weil schon Viele, die sich gemüht und geplagt haben, hart an der Mündung des Hafens in ihren Erwartungen sich getäuscht sahen, indem von irgend einer Seite ein Sturm losbrach und ihnen hart an der Schwelle ihrer schönen Hoffnungen den Schiffbruch brachte. Bei uns dagegen ist so Etwas nicht möglich. Gott ist’s, der uns die Verheissung gibt, und die Hoffnung läßt uns nicht zu Schanden werden. Oder wisset nicht auch ihr als Leute, die sich mit irdischen Dingen befassen, wie Viele nach tausend Mühsalen nicht zum Ziele gelangt sind, indem sie entweder oft der Tod hinraffte, oder indem ein Glückswechsel eintrat, oder eine Krankheit sie befiel, oder mißgünstige Menschen ihnen zusetzten, oder indem sie aus irgend einer andern Ursache — es gibt ja viele Zufälle im menschlichen Leben — mit leeren Händen abzogen?

Wie aber? sagt man. Siehst du nicht die Glückspilze, welche mit wenig Mühe große Güter erworben haben? Was für Güter? Geld, Häuser, so und so viel Tagwerk Grund, Heerden von Sklaven, Gold und Silber die schwere Menge? Das nennst du „Güter“ und verhüllst dir nicht das Gesicht und versinkst nicht in den Boden, du, ein Mensch, der die Aufgabe hat, für den Himmel zu schwärmen, und der dafür nach irdischen Dingen lechzt und Sachen, die gar nicht der Rede werth sind, als „Güter“ bezeichnet. Wenn Das gute Dinge sind, dann muß man je- S. 153 denfalls auch die Besitzer derselben als gute Menschen bezeichnen. Denn warum sollte Der nicht gut sein, der etwas Gutes sein nennt? Wie nun, sage mir: Wenn die Besitzer solcher „Güter“ Geizhälse und Räuber sind, werden wir sie als gute Menschen bezeichnen? Wenn der Reichthum wirklich ein Gut, wenn er aber zugleich ein Produkt des Geizes ist, dann muß derselbe, je mehr er wächst, auch seinen Besitzer um so mehr in den Ruf eines guten Menschen bringen. Ist also der Geizige ein guter Mensch? Wenn der Reichthum etwas Gutes ist, und wenn der Geiz es ist, der ihn vermehrt, ja, dann muß der Geizige ein immer besserer Mensch werden, je reicher er wird. Merkst du den Widerspruch? Aber gesetzt den Fall, der Reiche ist nicht geizig, sagt man. Wie wäre Das denkbar! Gar verderblich ist die Leidenschaft, und in Ehren reich zu sein, nein, Das ist nicht möglich. Das hat auch Christus deutlich ausgesprochen in den Worten: „Machet euch Freunde mit dem Mammon der Ungerechtigkeit!“1 Wie ist es nun, fragt man, wenn der Reiche seinen Vater beerbt hat? Dann hat er ein ungerecht zusammengerafftes Gut in Empfang genommen. Sein Vorfahre ist ja nicht von Adam her reich gewesen, sondern vor ihm waren es viele Andere, und dann hat sich unter dieser Menge Einer gefunden, der den Besitz der Andern auf ungerechtem Wege an sich genommen und sich zu Nutzen gemacht hat. Wie nun? Hat Abraham, entgegnet man, einen ungerechten Reichthum besessen? Und dann Job, der tadellose, gerechte, wahrhaftige, gottesfürchtige Mann, der jeder bösen Handlung sich enthielt? Der Reichthum dieser Männer bestand nicht in Gold, nicht in Silber, nicht in Häusern, sondern in Heerden. Und dann war der Reichthum des Job ein Geschenk Gottes.2 Daß aber sein Reichthum in Heerden bestand, S. 154 erhellt aus Folgendem: Indem der Verfasser des Buches Job die Schicksale jenes heiligen Mannes erzählt, führt er an, daß ihm seine Kameele hinstarben, seine Stuten und Esel, sagt aber Nichts davon, daß auch Räuber gekommen wären, die ihm sein Geld nahmen. Andererseits war auch Abraham ein reicher Mann; aber sein Reichthum bestand in Sklaven. Wie nun? Hatte er diese nicht gekauft? Keineswegs. Deßhalb sagt die heilige Schrift, daß er dreihundertachtzehn in seinem Hause geborene (οἰκογενεῖς) Sklaven hatte. Auch Schafe und Rinder besaß er. Woher war aber das Gold, welches er der Rebekka schickte? Das hatte er in Ägypten geschenkt bekommen; es war ohne Gewaltthat, ohne Ungerechtigkeit erworben.


  1. Luk. 16, 9. ↩

  2. Ἄλλος δὲ καὶ θεόπλουτος ἦν. Die ganze Argumentation steht offenbar auf schwachen Füßen. ↩

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Commentaire sur la première épitre à Timothée Compare
Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)

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