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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam i ad Timotheum argumentum et homiliae 1-18 Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)
Vierzehnte Homilie.

III.

Gib das Almosen nicht den Kirchenvorständen zur Vertheilung! Vertheile es selber, damit du nicht bloß für die Gabe, sondern auch für die Dienstleistung belohnt wirst! S. 183 Gib mit eigenen Händen! Besäe selbst die Ackerfurche. Da braucht man nicht erst den Pflug zusammenzustellen, den Ochsen anzuschirren, gutes Wetter abzuwarten, die Erde auszureissen, mit Frost zu kämpfen. Dieses Säen ist frei von allen Mühen und Sorgen. Du sä’st ja in den Himmel, wo es keine Kälte, keinen Winter, Nichts der Art gibt. Du säest in die Seelen, wo Niemand das Samenkorn wegnimmt, sondern wo es begierig, mit vieler Sorgfalt und großem Eifer festgehalten wird. Du selber streue den Samen aus! Warum beraubst du dich des Lohnes? Es bringt großen Lohn, auch Anderen das Vermögen gut zu verwalten. Nicht bloß das Geben wird belohnt, sondern auch die richtige Vertheilung der Gaben. Warum streichst du also nicht auch für das Letztere den Lohn ein? Daß es nämlich auch dafür einen Lohn gibt, darüber höre, was geschrieben steht: „Die Apostel stellten den Stephanus auf und seine Mitdiakonen für den Dienst der Wittwen.“1 Werde du selber der Verwalter deines Eigenthums, die Nächstenliebe und die Gottesfurcht geben dir die Weihe dazu! Das sichert vor Eitelkeit, Das erquickt die Herzen, Das heiligt die Hände, Das demüthigt den Stolz, Das lehrt Weisheit, Das verleiht willigen Sinn. Das macht dich zum Gegenstand von Segenssprüchen. Zeige mehr Neigung zum Gebete! Bemühe dich um die heiligen Männer, um die wahrhaft Heiligen, die in der Wüste leben, die keine Gabe verlangen können, die nur auf den Dienst Gottes bedacht sind. Gehe einen weiten Weg, gib persönlich! Du kannst dir durch solch persönliches Geben großen Nutzen schaffen. Siehst du die Zelle dort und die Hütte? Siehst du die Wüste? Siehst du die Einöde? Wenn du oft dahin gehst, um Almosen zu spenden, dann schenkest du deine ganze Seele, dann bist du dort eingebürgert, dann bist du ein Mitgefangener jenes Einsiedlers, dann bist du mit ihm der Welt entfremdet. Es ist schon etwas Großes, Arme S. 184 nur zu sehen. „Besser ist es,“ steht geschrieben, „in ein Haus der Trauer einzutreten als in ein Haus des Lachens.“2 Ein solcher Besuch macht Eindruck auf die Seele. Hast du die Mittel, um schwelgerisch zu leben, so empfängst du im Hause des Lachens einen Sporn zur Üppigkeit; hast du sie nicht, so macht es dich traurig. Beim Besuche im Hause der Trauer aber begegnet dir Das nicht, sondern hast du die Mittel nicht zum Prassen, so macht dir Das keinen Kummer; hast du sie, so bleibst du bescheiden. Die Klöster,3 das sind die ächten Hauser der Trauer, wo Sack und Asche herrscht, Einsamkeit, kein Lachen, kein Lärm irdischer Dinge, wo man fastet, auf dem Boden schläft, wo die Luft rein ist von Bratendunst und Blutgeruch, wo es keinen Lärm, keine Unruhe, kein Menschengewoge gibt. Das ist ein stiller Hafen. Die Klöster sind gleichsam die Lichter, die vom Leuchtthurme in die Ferne hinausglänzen; sie liegen am Hafen und ziehen Alles herein auf ihren ruhigen Wasserspiegel; sie lassen Diejenigen, die das Auge auf sie richten, nicht Schiffbruch leiden. Gehe hin zu ihnen, fasse Neigung für sie, übertritt ihre Schwelle, umfasse die Füße der Heiligen! Es ist eine viel größere Ehre, bei ihnen die Füße zu umfangen als bei Andern das Haupt. Denn sage mir, wenn Einige die Füße von Statuen umfassen, weil diese den König darstellen, wirst du die Füße Derjenigen, die Christum in sich tragen, nicht umfangen und dadurch dein Heil erlangen? Heilig sind sie, diese Füße, wenn sie auch gewöhnlich aussehen. An profanen Menschen aber ist nicht einmal der Kopf verehrungswürdig. Die Füße der Heiligen haben schon Großes gewirkt. Daher liegt eine große Strafe darin, wenn sie den Staub von sich abschütteln. Wenn ein Heiliger bei uns ist, besinnen wir uns nicht, ihm denselben Dienst zu leisten! Heilige aber sind Alle, die den rechten Glauben besitzen und einen entsprechenden Lebenswandel führen. Auch wenn sie keine Wunder S. 185 wirken, auch wenn sie keine Teufel austreiben, sind sie doch Heilige. Gehe in die Hütten der Heiligen! Wie ein Gang von der Erde zum Himmel, so ist es, wenn man sich in die einsame Zelle eines heiligen Mannes flüchtet. Da siehst du keine solchen Dinge wie zu Hause. Ganz rein ist jener Chor von Männern. Überall Schweigen, überall Ruhe! Mein und Dein gibt es da nicht. Und bleibst du einen Tag oder auch zwei, dann wird sich dein Vergnügen noch steigern. Es wird Tag, oder vielmehr es ist die Zeit vor Tagesanbruch, wenn der Hahn kräht. Da ist es dann nicht wie bei dir zu Hause, wo das Gesinde schnarcht, die Thüren fest verschlossen sind, Alles wie todt in tiefem Schlafe liegt und höchstens die Klingel des Maulthierwärters ertönt. So ist es dort nicht, sondern alsbald schütteln Alle frommen Sinnes den Schlaf ab und erheben sich vom Lager, sowie der Klostervorstand sie weckt, und sie stellen sich zusammen zum heiligen Chore, und sofort die Hände faltend singen sie die heiligen Hymnen. Sie brauchen ja nicht gleich uns ganze Stunden, um des Schlafes und schweren Kopfes los zu werden. Wenn wir aufstehen, dann setzen wir uns erst hin und dehnen die Glieder, dann geben wir hinaus, um die Nothdurft zu verrichten, dann waschen wir Gesicht und Hände. Hierauf ziehen wir die Schuhe und Kleider an, und es wird eine Masse Zeit vertrödelt.


  1. Apostelg. 6, 5. ↩

  2. Ekkl. 7, 3. ↩

  3. Μοναστήρια. ↩

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Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)

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