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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Einundzwanzigste Homilie.

IV.

Aber ich weiß nicht, woher diese Krankheit in die Menschen hineinfiel; wir sind Schwätzer, und Nichts bleibt in unserer Seele zurück. Höre einen Weisen, der da mahnend spricht: „Hast du Etwas (wider deinen Nächsten) gehört, so laß es mit dir sterben; sei versichert, du wirst davon nicht bersten.“ Und wiederum: „Der Thor fühlt Wehen von einem Worte, das er gehört hat, wie die Gebärende von dem Kinde.“1 Wir sind schnell bereit, Andere zu verklagen, und rasch fertig, sie zu verurtheilen. Und hätten wir sonst nichts Böses gethan, so wäre Dieß hinreichend, uns dem Verderben zu überliefern und in die Hölle zu stürzen, uns in unsägliche Übel zu verwickeln. Und damit du ganz genau belehrt werdest, so höre, was der Prophet spricht: „Du saßest und redetest wider deinen Bruder.“2 Aber nicht ich, sagt man, sondern Jener. Ja wohl du; denn hättest du nicht also geredet, so hätte der Andere es nicht gehört; und wenn er es dennoch erführe, so wärest du nicht die Ursache der Sünde. Pflicht ist es, die Fehler des Nächsten zu bedecken und zu verheimlichen, du aber breitest dieselben unter dem Deckmantel des Frommseins aus. Du bist kein Ankläger, aber ein Schwätzer, ein alberner Mensch. O der Geschicklichkeit! Dich beschimpfst du mit Jenem und merkst es nicht? Betrachte, welch große Übel daraus entstehen! Du erzürnest Gott, versetzest den Nächsten in Trauer und machst dich selber strafwürdig. Hörst du nicht, was Paulus in Bezug auf die Wittwe spricht? „Und nicht nur müßig,“ sagt er, „sondern auch geschwätzig und vorwitzig lernen sie in den Häusern herumgehen und reden, was sich nicht ziemt.“3 Darum solltest du, selbst wenn du glaubst, was gegen deinen Bruder gesprochen wird, nicht davon reden, S. 325 geschweige denn, wenn du es nicht glaubst. Aber überall bist du von der Selbstsucht geleitet, und bist in Angst, von Gott erforscht zu werden? Nun so fürchte, wegen deiner Schwätzerei ins Gericht zu kommen. Hier kannst du nicht sagen: Gott erforsche mich nicht wegen der Schwatzhaftigkeit, denn Das ist Geplauder. Warum hast du denn die Sache verbreitet? Warum hast du das Übel vermehrt? Das ist im Stande, uns zu Grunde zu richten; darum sprach Christus: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ Aber darauf nehmen wir gar keine Rücksicht; nicht einmal Dasjenige, was sich mit dem Pharisäer zutrug, bringt uns zur Besonnenheit. Er sprach: ich bin nicht, wie dieser Zöllner, - und er sagte die Wahrheit, ohne daß es Jemand hörte, und wurde gerichtet. Wenn nun Derjenige, welcher die Wahrheit geredet, und zwar ohne daß es Jemand hörte, gerichtet wurde: welche Strafe wird dann Diejenigen treffen, welche Lügen und Dinge, wovon sie nicht überzeugt sind, allenthalben verbreiten, wie es Plauderweiber machen? Was werden Solche dann auszustehen, was zu erdulden haben?

So wollen wir denn unserem Munde Thür und Riegel geben; denn aus der Schwatzhaftigkeit sind unzählige Übel entstanden: Häuser wurden zerstört, Freundschaften zerrissen und zahllose andere Unglücksfälle hervorgerufen. Kümmere dich nicht, o Mensch, um die Angelegenheiten des Nächsten! Aber du plauderst gern und hast diesen Fehler? Nun so sage Das, was du zu sprechen hast, Gott; auf diese Weise gereicht es nicht mehr zum Nachtheil, sondern bringt Nutzen. Theile deine Angelegenheiten deinen Freunden mit, und zwar solchen, die es wirklich sind, und Gerechtigkeit besitzen, damit sie deiner Sünden willen für dich beten! Wenn du besprichst, was Andere angeht, hast du davon keinen Nutzen, und es gereicht dir nicht zum Vortheil, sondern zum Schaden. Wenn du deine Anliegen dem Herrn vorträgst, empfängst du großen Lohn; denn „ich habe gesprochen,“ heißt es, „ich will meine Ungerechtigkeit dem Herrn bekennen, und du hast verziehen die Gottlosigkeit meines S. 326 Herzens.“ Willst du richten? Nun so richte, was dich angeht; Niemand wird dich verklagen, wenn du mit dir selbst in’s Gericht gehst; er (Gott) wird dich aber anklagen, wenn du dich nicht selbst aburtheilst; er wird dich anklagen, wenn du nicht Reueschmerz hast. Siehst du Jemandem zornig, erbittert oder sonst etwas Verwerfliches thun? Nun so bedenke rasch, was dich betrifft, und so wirst du Jenen nicht strenge verurtheilen, und du wirst dich selbst von der Last der Sünden befreien. Wenn wir unser eigenes Leben so ordnen; wenn wir unsern Wandel so einrichten; wenn wir uns selbst richten: so werden wir wohl nicht viele Sünden begehen, sondern viele gute Werke vollbringen; wir werden bescheiden sein und Mäßigung bewahren, und alle die Güter genießen, welche Denen versprochen sind, die Gott lieben. Möchten wir doch Alle derselben theilhaftig werden durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn Jesus Christus, welchem mit dem Vater und dem hl. Geiste sei Ruhm, Macht und Ehre jetzt und alle Zeit, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. S. 327


  1. Ekkli 19,10.11 ↩

  2. Ps 49,20 ↩

  3. 1 Tim 5,13 ↩

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Translations of this Work
Commentaire de Saint Jean Chrysostome sur l'épître de Saint Paul aux Hébreux Compare
Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

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