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Works John Chrysostom (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Elfte Homilie.

II.

Siehst du, wie er auf seine eigene Würde keine Rücksicht nimmt, sondern nur die Menschen überzeugen will und sogar Unwürdiges von sich aussagen läßt? Weil er eben volles Genügen leisten will. Und in Bezug auf Abraham zeigt er, daß Gott, nicht das geduldige Hoffen Jenes, Alles gethan hat, da er ja einen Eid hinzutreten ließ; - wie nämlich die Menschen, so schwur auch Gott bei Einem, nämlich bei sich selbst. Jene aber schwören bei einem Größeren, Dieser aber nicht, und dennoch schwur er. Und wohl verschieden ist der Schwur des Menschen bei sich selbst und der Schwur Gottes; denn der Mensch ist nicht sein eigener Herr. Siehst du, daß diese Worte nicht so fast für Abraham als für uns gelten? „Damit wir einen festen Trost haben, wir, die da eilen, die angebotene Hoffnung festzuhalten.“ Auch hier wieder erlangte er durch ausharrende Geduld die Verheissung. Jetzt, sagt er; und er sagt nicht: weil er geschworen. Was der Eid ist, zeigt er in den Worten: „bei einem Größeren schworen.“ Allein da das menschliche Geschlecht ungläubig ist, läßt er sich zu Dem herab, was bei uns geschieht. Wie er nun unsertwegen schwört, so wäre es auch ungeziemend, ihm nicht zu glauben. Ebenso in den Worten: „Er hat gelernt aus Dem, was er gelitten,“1 weil die Menschen Das, was aus der Erfahrung geschöpft ist, für glaubwürdiger halten. Was heißt Das: „angebotene Hoffnung“? S. 187 Daraus, will er sagen, schließen wir auf die Zukunft; denn wenn Solches nach so langer Zeit geschah, so wird auch Jenes ganz und gar erfüllt werden, so daß, was bei Abraham geschehen, auch uns für die Zukunft mit Hoffnung erfüllt.

19. 20. Welche ein sicherer und fester Anker für unsere Seele ist, der bis in’s Innere des Vorhanges hineingeht, wohin als Vorläufer für uns eingegangen ist Jesus, welcher nach der Weise des Melchisedech Hoherpriester geworden ist auf ewig.

Obgleich wir noch in dieser Welt weilen und noch nicht aus diesem Leben geschieden sind, sind wir doch schon, wie er zeigt, in Dem, was verheissen ist; denn durch die Hoffnung sind wir schon im Himmel. Er sagt: Wartet! die Erfüllung wird sicher kommen. Um vollständig zu reden, spricht er dann: Noch mehr; durch die Hoffnung seid ihr schon im Besitze. Er sagt nicht: Wir sind drinnen, sondern: Sie ist hineingegangen, was mehr der Wahrheit gemäß und überzeugender war. Denn wie der am Schiffe hängende Anker nicht zuläßt, daß es, wenn auch zahllose Winde brausen, hin und her getrieben werde, sondern es festhält, so steht es auch mit der Hoffnung. Betrachte, welch gelungenes Bild er gefunden! Er sagt nicht: Fundament, was nicht sehr gepaßt hätte, sondern: „Anker“. Denn was auf schwankender See ist und so nicht recht fest zu sein scheint, hat, wozu sonst die Erde dient, das Meer zur Unterlage und schwankt mehr oder weniger.2 Von Denen, welche mit Stärke und Weisheit ausgerüstet sind, spricht Christus passend in jenen Worten: „Der sein Haus S. 188 auf den Felsen gebaut hat;“3 in Bezug auf die Schwachen aber, und die noch von der Hoffnung getragen werden müssen, hat Paulus diese seine Worte sehr treffend gebraucht. Denn der Sturm und ein arges Unwetter erschüttern das Fahrzeug; die Hoffnung aber läßt es nicht umhergetrieben werden, wenn es auch tausend Winde umbrausen. Wenn wir daher diese nicht hätten, wären wir längst schon zu Grunde gegangen. Aber nicht nur in Dem, was die Seele betrifft, sondern auch in den Verhältnissen des gewöhnlichen Lebens kann man sich von ihrer gewaltigen Kraft überzeugen, so z. B. im Handel, beim Ackerbau, im Kriegswesen; denn hätte man diese nicht alsbald vor Augen, so würde man schwerlich irgend ein Werk unternehmen. Er sagt aber nicht einfach: „Anker“, sondern: „sicherer und fester Anker,“ um anzuzeigen, daß Diejenigen, welche sich daran halten, zuverlässig zum Heile gelangen; darum fügt er hinzu: „Der bis in’s Innere des Vorganges hineingeht.“ Was heißt Das? So viel als: der bis in den Himmel reicht. Dann fügt er auch den Glauben hinzu, damit die Hoffnung eine solche in voller Wahrheit sei; denn nach dem Eide setzt er noch ein Anderes, nämlich den Beweis, der durch die Thaten spricht, daß Jesus für uns als Vorläufer eingegangen ist. Der Vorläufer ist aber ein solcher für Leute (τινῶν), wie Johannes der Vorläufer Christi war. Und er sagt nicht einfach: Er ist eingegangen, sondern: „Wohin er als Vorläufer für uns eingegangen ist,“ da auch wir dorthin gelangen sollen. Zwischen dem Vorläufer und Denen, die folgen, darf kein großer Zwischenraum sein, da er sonst nicht Vorläufer wäre. Denn der Vorläufer und die Nachfolger müssen sich auf demselben Wege befinden; der Vorläufer muß den Weg antreten, die Andern ihm folgen. - „Welcher nach der Weise des Melchisedech Hoherpriester geworden ist auf ewig.“ Siehe, noch ein S. 189 anderer Trost, da er ja droben unser Hoherpriester und viel besser ist, als die der Juden sind, sowohl durch die Weise wie durch den Ort, das Zelt, den Bund und die Person. Und auch Dieß ist in Bezug auf die Menschheit gesprochen.


  1. Hebr 5,8 ↩

  2. Σαλεύεται ϰαὶ οὺ σαλεύεται = schwankt und schwankt nicht ↩

  3. Mt 7,24 ↩

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Translations of this Work
Commentaire de Saint Jean Chrysostome sur l'épître de Saint Paul aux Hébreux Compare
Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
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Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

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