§ 3.
Es ist aber die Hierarchie oder der heilige Stand nach unserer ehrwürdigen und heiligen Überlieferung das Gesetz (ratio) aller ihm unterworfenen heiligen Dinge oder die Gesamtheit der zu diesem Stand gehörigen heiligen Dinge.
Unsere Hierarchie also heißt und ist das Amt, das alles Heilige in sich schließt; der in sie eingeführte göttliche Priester hat Anteil an allen geheiligten Dingen, sofern er oberster Priester genannt wird. Wie man nämlich mit dem Namen »Hierarchie« die umfassende Ordnung alles Heiligen bezeichnet, so bedeutet der Name Hierarch einen wunderbaren und göttlichen Mann, der in allem heiligen Wissen unterrichtet ist. In ihm kommt seine Hierarchie rein zur Vollendung und Erkenntnis.
Urgrund dieser Hierarchie, Quell des Lebens, Wesen der Güter, Ursache aller Dinge ist die Dreifaltigkeit, aus der das, was in ein selbständiges Sein hineingesetzt wird, Sein und Gutsein erhält. Dieses alles übersteigende Höchste, Göttliche ist in ursprünglicher Seligkeit Drei-Einig, was uns unbegreiflich ist. Ihr Wille ist auf das Heil der vernünftigen Wesen, auf das unsere und das der höheren Geister, gerichtet. Es ist aber nur zu verwirklichen, wenn jene, die gerettet werden sollen, erst vergöttlicht werden. Das bedeutet aber: so weit möglich Gott ähnlich und mit Ihm vereint werden.
Alle Hierarchien aber haben als gemeinsames Ziel die beständige Liebe zu Gott und göttlichen Dingen, die von Gott gegeben wird und durch die Vereinigung mit ihm zur Vollendung kommt, zuvor aber die vollständige und unwiderrufliche Abkehr von allem ihr Entgegenstehenden; die Erkenntnis der Dinge, wodurch sie sind, das Schauen der heiligen Wahrheit und das Wissen darum, das göttliche Anteilhaben an der einfachen Vollkommenheit dessen, der im höchsten Grade einfach ist; den Genuß der Anschauung, die jeden Beschauer auf geistige Weise erquickt und vergöttlicht.