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Schriften über "Göttliche Namen" (BKV)
§ 8.
Ja die Hagiographen feiern nicht bloß diejenigen Gottesnamen, welche von den allgemeinen oder besondern Akten der Vorsehung oder ihrer Objekte abgeleitet sind, sondern auch nach manchen gelegentlichen göttlichen Visionen, durch welche in den heiligen Tempeln oder sonstwo die Mysten oder die Propheten erleuchtet worden sind, benennen sie, entsprechend diesen und jenen Ursachen und Kräften, die überklare und über- S. 31 namige Güte. Sie legen ihr menschliche Gestalt und Bildung bei, sei es von Feuer oder Elektron, und feiern ihre Augen, Ohren, Haare, Angesicht, Hände, Flügel, Arme, Rücken und Füße. Auch Kränze, Ruhesitze, Becher, Mischkrüge und manche andere mystische Gegenstände legen sie ihr bildlicherweise bei, worüber wir in der „Symbolischen Theologie“ nach unserm Vermögen sprechen werden. Jetzt aber wollen wir alles, was zur vorliegenden Abhandlung gehört, aus den heiligen Schriften zusammensteilen und, indem wir das Gesagte zur Richtschnur nehmen und fest im Auge behalten, zur Erklärung der intelligiblen Gottesnamen übergehen und die gottförmigen Schauungen mit gottschauendem Sinne epoptisch, um das zuständige Wort zu gebrauchen, erfassen.1 Und heiliges Gehör wollen wir den Erklärungen der heiligen Gottesnamen leihen, indem wir gemäß der göttlichen Überlieferung das Heilige auf das Heilige gründen und es dem Gelächter und Spott der Uneingeweihten (Profanen) entziehen oder vielmehr eben diese Menschen, wenn es anders derartige überhaupt gibt, von dem Kampfe gegen Gott in dieser Sache fernhalten. Diese Vorsicht mußt nun du, lieber Timotheus, gemäß der heiligsten Satzung beachten und die göttlichen Geheimnisse weder in Wort noch Werk den Uneingeweihten mitteilen. Mir aber möge Gott verleihen, gottgeziemend die heilwirkenden göttlichen Namen der unaussprechlichen und unbenennbaren Gottheit zu feiern, und er möge das Wort der Wahrheit nicht von meinem Munde nehmen! S. 31
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ἐποπτεία (ἐποπτεύειν) bedeutet den höchsten Weihegrad in den eleusinischen Mysterien. ↩
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Von den göttlichen Namen (Edith Stein)
8.
Nun erwähnen die Theologen nicht nur rühmend diese göttlichen Namen, die von der allgemeinen oder besonderen Vorsehung hergeleitet werden oder von dem, was durch die Vorsehung betroffen wird, sondern auch von gewissen göttlichen Gesichten, die meist in heiligen Tempeln oder anderswo die Lehrer der Geheimnisse oder die Propheten erleuchtet haben; nach vielfachen Ursachen und Kräften nennen sie die göttliche Güte, die jeden Namen und Glanz übersteigt, und schreiben ihr menschliche Formen und Gestalten zu oder die des Feuers oder des Bernsteins; und sie preisen Seine Augen und Ohren, Haare, Antlitz, Hände, Schultern, Flügel, Arme, Rücken und Füße; sie gestalten um ihn Kronen, Throne, Becher, Mischkrüge und anderes, worüber wir in der Symbolischen Theologie, so gut wir können, sprechen werden. Alles, was zu dieser Abhandlung gehört, wollen wir aus der Heiligen Schrift zusammentragen und das Gesagte als Richtschnur benutzen; und darauf hinschauend wollen wir zur Entfaltung der geistigen Gottesnamen vordringen; und was immer das göttliche Gesetz in der gesamten Theologie vorschreibt: Auf die göttlichen Schaubilder (ϑεωρίας) – um es recht zu sagen – wollen wir mit göttlichem Geist schauen, und mit heiligen Ohren wollen wir auf die heiligen Auslegungen göttlicher Namen hören, den Heiligen Heiliges vor Augen stellen, wie es die Heilige Schrift uns übergibt; gegen das Gelächter und den Spott der Uneingeweihten aber wollen wir es schützen, vielmehr wollen wir, wenn es solche Menschen gibt, sie aus dem Krieg, den sie deswegen mit Gott führen, zurückrufen.
Dies nun, bester Timotheus, sollst Du nach der heiligsten Anleitung beobachten und göttliche Dinge nicht Unreinen verraten oder zu ihnen hinaustragen. Mir aber möge Gott geben, die Gutes wirkende Vielnamigkeit der Gottheit, die nicht genannt werden kann, Gottes Würde entsprechend zu preisen, und Er möge das Wort der Wahrheit nicht aus meinem Munde nehmen.