Translation
Hide
Von den göttlichen Namen (Edith Stein)
1. Gott ist das Leben, von dem alles Leben ausgeht
Nun müssen wir das ewige Leben preisen, von dem das Leben an sich und alles Leben herrührt. Und von dem das Lebendigsein über alles, was irgendwie am Leben Anteil hat, ausgestreut wird. Das Leben der unsterblichen Engel und ihre Unsterblichkeit und das Unzerstörbare der nie aufhörenden Bewegtheit der Engel ist aus ihm und durch es und hat Bestand, deshalb heißen sie auch immer-lebend und unsterblich; und anderseits die nicht Unsterblichen, weil sie nicht von sich aus das Unsterblichsein und Ewig- Leben haben, sondern von der lebenschaffenden und alles Leben hervorrufenden und erhaltenden Ursache. Und wie wir von dem Seienden sagten, es sei der Seinsraum (αἰών) für das Sein an sich, so hier wiederum das göttliche Leben belebe und bewirke das Leben selbst; und jedes Leben und jede Lebensbewegung ist aus dem Leben über allem Leben und aller Ursprung alles Lebens. Von ihm haben es die Seelen, daß sie unsterblich sind, und alle Tiere und Pflanzen, daß sie das Lebendigsein im letzten Nachhall des Lebens haben. Denken wir es fort, so scheidet, nach der Heiligen Schrift, alles Leben; und aufs neue zu ihm hingewendet, wird wiederbelebt, was aus Schwäche die Teilhabe an ihm verloren hatte.
Translation
Hide
Schriften über "Göttliche Namen" (BKV)
§ 1.
Nun aber müssen wir das ewige Leben feiern, aus welchem das Leben-an-sich und jegliches Leben stammt1 und von welchem in alles, was irgendwie am Leben Anteil hat, das jedem Wesen eigentümliche Leben verpflanzt wird. Sohin ist also auch das Leben der unsterblichen Engel, ihre Unsterblichkeit und eben das Unzerstörbare der Immerbewegung der Engel aus ihm und durch dasselbe und hat in ihm sein Bestehen. Deshalb werden sie auch „immer lebend“ und „unsterblich“ genannt und andererseits wieder „nicht unsterblich“, weil sie nicht aus sich selbst es haben, daß sie unsterblich sind und ewig leben, sondern aus der Ursache, welche Leben schafft und jegliches Leben hervorbringt und erhält. Und wie wir vom Seienden (Gott) sagten, daß er der Äon des An-sich-seins ist, so sagen wir auch hier wieder, daß das über alles Leben erhabene göttliche Leben dem An-sich-sein Leben und Subsistenz verleiht und daß alles Leben und alle Lebensbewegung aus jenem Leben stammt, welches über alles Leben und jedes Prinzip alles Lebens hinaus liegt. Von ihm haben auch die Seelen das Unvergängliche (ihres Seins), und alle Tiere und Pflanzen haben von ihm in einem äußersten Widerhall des Lebens ihr Leben. Wenn dieses ihnen entzogen wird, dann schwindet, wie die Schrift sagt, S. 112 jegliches Leben, aber in der abermaligen Zukehr zu ihm werden auch die Wesen, weiche wegen der Ohnmacht, an ihm teilzunehmen dahingegangen sind, wieder zu lebenden Wesen.
-
Diese Abstufung: ζωὴ αἰώνιος — αὐτοζωή — ἡ πᾶσα ζωή entspricht dem früheren Schema DN V 5 und wird immer wiederkehren. ↩